Zu Ehren der Schweiz
05.08.2025 Traditionen, Bremgarten, Kelleramt, Mutschellen, Berikon, Region Unterfreiamt, Hägglingen, Region Oberfreiamt, Boswil, OberlunkhofenZahlreiche gelungene Bundesfeiern
Das Regenwetter der vergangenen Tage machte auch vor dem Nationalfeiertag nicht halt. Und doch liessen sich die zahlreichen Organisatoren und feierfreudigen Bürgern im Freiamt davon nicht entmutigen. Die Bundesfeiern der Region waren gut ...
Zahlreiche gelungene Bundesfeiern
Das Regenwetter der vergangenen Tage machte auch vor dem Nationalfeiertag nicht halt. Und doch liessen sich die zahlreichen Organisatoren und feierfreudigen Bürgern im Freiamt davon nicht entmutigen. Die Bundesfeiern der Region waren gut besucht. Neben geselligem Beisammensein, Speis und Trank lockten auch Attraktionen – sowie zahlreiche prominente Festredner, die um bedeutungsschwere Worte nicht verlegen waren. --red
«Eigentlich nicht viel zu feiern»
1. August am Reussufer mit bunter Lasershow, nachdenklichen Ansprachen und Wetterkapriolen
Trotz viel Regen im Vorfeld kamen zahlreiche Menschen ans Reussufer, um hier den Geburtstag der Schweiz zu begehen. Reichlich Speis und Trank, Ansprachen von zwei Ammännern, Gesang und Laserspektakel sorgten für gute Laune und eine stimmige Feier in Bremgarten.
Marco Huwyler
Man sagt ja gemeinhin, das Städtli habe das Wetterglück bei Grossveranstaltungen für sich gepachtet. Die Verantwortlichen von Bremgarten Tourismus (BT) und dem FC Bremgarten dürften dem nicht mehr uneingeschränkt zustimmen. Denn der 1. August verlief für die Organisatoren der städtischen Bundesfeier turbulent. Ein Wolkenbruch mit Starkregen und Hagelschauer sorgte am frühen Freitagabend für überschwemmte Festküchen, geflutete Fritteusen, gelöschte Grillöfen bis hin zu Stromausfällen. Es ging zuweilen hektisch zu und her rund ums Festareal. Zeitweise wurde die ganze Veranstaltung ins Casino gezügelt. «Nach dem gröbsten Regen haben wir uns aber dazu entschieden, wieder rauszugehen», erklärt BT-Co-Präsidentin Ruth Meier. Eine goldrichtige Entscheidung. Denn mit den ersten Sonnenstrahlen, welche die Wolkendecke durchbrachen, kamen auch die Menschen ans Reussufer. Und so waren die Festbänke pünktlich zum Grusswort des Stadtammanns fast restlos besetzt. Gegen 20 Uhr nahm die Feier doch noch ihren Lauf, so, wie die Organisatoren es sich ausgemalt hatten.
Ein letztes Mal Tellenbach
«Wie wenig sich doch die Welt verändert in 15,5 Jahren», sinnierte Raymond Tellenbach in der Folge. «Der Spittelturm steht immer noch, auch die Holzbrücke und das Rathaus.» Für den Stadtammann war es die letzte Ansprache zum Nationalfeiertag als Stadtvater. Diese Gelegenheit nutzte er, um über die Unausweichlichkeit steter Veränderung zu philosophieren – wobei es dennoch fixe Werte gebe, die konstant seien. «Und das macht doch Hoffnung», wie Tellenbach findet. Der abtretende Stadtammann hielt sich indes vergleichsweise kurz. Schliesslich sollte ihm noch der eigentliche Redner – Landammann Dieter Egli – folgen. Und so schloss Tellenbach seine versöhnliche Grussbotschaft denn auch mit warmen Worten an die Adresse des Regierungsrats – versüsst mit einer Hommage an unser idyllisches Bremgarten. «Lieber Dieter, die schönste Kulisse im Aargau steht dir nun zur Verfügung.»
Egli sorgt sich um die Demokratie
Dem SP-Regierungsrat war es anschliessend aber nicht unbedingt feierlich zumute. «Gerade heute habe ich keine Lust, über die Schweiz und das, was sie ausmacht, zu reden», sagte Egli zu Beginn seiner Rede. Denn diese Werte seien momentan arg bedroht. Angesichts der geopolitischen Weltlage und des Fakts, dass eine der grössten Demokratien der Welt momentan von einem erratischen Präsidenten auf groteske Art und Weise ausgehebelt werde. Jemandem, der sich nach Gutdünken willkürlich über Gesetze hinwegsetzt und «nur noch das macht, was persönlich richtig scheint und ihm selbst nützt». Es sei erschreckend, in welchem Tempo immer schlimmere Szenarien real und zur neuen Normalität werden. «Unser Schock darüber nimmt ab, man gewöhnt sich bis zu einem gewissen Grad daran», sagt Egli. Das gelte einerseits für den Umgangston («ein Präsident, der öffentlich sagt, dass Länder ihm den Arsch küssen sollen für einen Steuerdeal»), andererseits aber auch für den Fakt, dass Demokratie-Säulen wie Medienfreiheit und die Unabhängigkeit von Wissenschaft und Justiz im Schnelltempo untergraben werden. «Wahrscheinlich hat man damals in den 1930er-Jahren auch beobachtet, was im Deutschen Reich vor sich geht, und sich gewundert, wie schnell es möglich ist, ein Land in eine Diktatur umzubauen», zog Egli einen brisanten, aber nicht von der Hand zu weisenden Vergleich. Wobei es heute nicht mehr nur um ein Land gehe. «Es ist vielmehr ein globaler Trend, den wir beobachten: dass sich das Recht des Stärkeren durchsetzt. Das ist, was übrig bleibt, wenn Demokratie und Rechtsstaat verschwinden: das Faustrecht oder irgendwelche Deals zwischen starken Männern und ihren ultrareichen Gehilfen, die die Welt unter sich aufteilen.» Ein wahrhaft düsteres Bild, das der Landammann am Nationalfeiertag zeichnete. Egli betonte die Notwendigkeit angesichts solcher Umstände, sich in der Schweiz zusammenzuraufen. «Wir müssen uns auf die Stärken der Demokratie besinnen», sagte er. «Die Gesetze in einer Demokratie werden nicht für die Starken geschaffen, sondern dafür, dass alle gleichberechtigt sind.»
Dem Populismus widerstehen – «Wir sind selbst der Staat»
Statt selbst der Propaganda der Populisten zu verfallen, der verlockenden Botschaft der einfachen Lösungen, derjenigen, die uns vermeintlich erlauben, «auch mal egoistisch und rücksichtslos zu sein», und uns von den Fesseln des Staates befreien wollen, müssten wir erkennen, dass es letztlich genau jene manchmal auch mühsamen Regeln sind, auf denen unsere Freiheit basiert. «Denn wir haben das Recht, diese mitzubestimmen. Wir sind selbst die Demokratie. Wir sind selbst der Staat.» Es sei unsere grösste Stärke, dass wir miteinander reden und streiten können, findet Egli. Denn daraus resultieren Lösungen, die für alle gangbar sind. «Es ist das Fundament, das uns als Land schon durch unzählige Wirren getragen hat. Unser Erfolgsrezept, der Grund dafür, dass wir uns sicher und frei fühlen, dass wir stabile Verhältnisse haben und es uns so gut geht in der Schweiz.» Dafür lohne es sich zu kämpfen. Zudem gelte es für unser Land, den Wert unserer Nachbarn in Europa zu erkennen, statt jene als «fremde Vögte» abzutun. «Die grosse Demokratie im Westen ist daran, sich als verlässliche Verbündete zu verabschieden, die Akteure im Osten sind das noch nie gewesen.» Umso wichtiger sei es, dass man die Partnerschaften zu unseren europäischen Nachbarn pflege, die «auf das gleiche Fundament bauen wie wir, auf die Demokratie».
Doch noch in Feierlaune
Er freue sich darauf, nun im Anschluss ganz eidgenössisch mit jenen zu streiten, die nicht seiner Meinung seien, schmunzelte Egli nach seiner Rede zu Fusse des Bremgarter Casinos. «Vielen Dank, dass Sie sich genau dazu die Zeit nehmen – nicht nur heute, sondern jeden Tag, das ganze Jahr. In unserem Land, das ich so sehr schätze, weil hier alle die Freiheit haben, zu sagen, was sie denken – und weil wir trotzdem zusammenhalten, wenn es darauf ankommt», schloss der Landammann seine Rede versöhnlich und befand, dass dies dann doch eigentlich ein guter Anlass zum Feiern sei.
Und genau das tat man am Reussufer anschliessend. Zuerst gesanglich mit dem feierlichen «Bremgarter Lied» und dem Schweizer Psalm. Angeführt von Chorkindern, BT-Mitgliedern und dem Stadtrat. Dann, als es eingedunkelt hatte, wurden die Anwesenden mit einem schillernden Kunstwerk aus Licht und Farben vor der einzigartigen Reusskulisse beglückt. Eine stimmungsvolle Hommage an unser Land ohne Knalleffekte. Und eine, die im Übrigen ganz ohne unliebsam nasse Unterbrechung von oben auskam. Hier war es dann doch wieder, das Bremgarter Wetterglück.
Kein Schwingfest in Dubai
Schwingerboss Stefan Strebel hielt die Rede an der 1.-August-Feier in Oberlunkhofen
Der Schwingsport ist Schweizer Tradition. Darum war Stefan Strebel, Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes, eine sehr passende Wahl als Redner für die gemeinsame Bundesfeier von Ober- und Unterlunkhofen. Er erzählte Anekdoten aus seiner Karriere und betonte die Wichtigkeit ehrenamtlicher Arbeit.
Josip Lasic
Es sind Begegnungen, wie sie nur Leute in so hohen Positionen erleben wie in der von Stefan Strebel. Der Villmerger, der mittlerweile in Hendschiken wohnt, ist Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes. An der Bundesfeier in Oberlunkhofen erzählte er davon, wie er während des Unspunnenschwingets in einem Hotel in Interlaken einquartiert war. Als seine Frau und er am Montag das Hotel verliessen, hielt ein Ferrari vor ihnen. Ein Mann stieg aus, erkannte Strebel und machte ihm ein Angebot: Er wollte ein Schwingfest in Dubai veranstalten und bot dafür zwei Millionen Franken. Strebel fragte scherzhaft, ob es in Dubai überhaupt Sägemehl gebe, da man auf Sand nicht schwingen könne. Der Mann blieb hartnäckig und sagte, er würde alles importieren. Strebel lehnte das Angebot jedoch ab. Auch als später per E-Mail erneut angefragt wurde, blieb er bei seiner Entscheidung. «Schwingen ist Tradition und an Traditionen soll man festhalten.» Dabei verwies der höchste Schwinger des Landes auf die musikalische Untermalung des Abends, die für ihn solche Traditionen widerspiegelt. Das Ländlerquartett Schuler ist aufgetreten sowie das Alphorntrio Ländlerfrönde Freiamt. «Wenn ich die Alphornklänge höre, fühle ich mich gleich wie an einem Bergfest.»
Über 200 Besucher wohnten der gemeinsamen Bundesfeier der Gemeinden Oberlunkhofen und Unterlunkhofen bei. Sie genossen in der Turnhalle in Oberlunkhofen neben der Musik auch ein Abendessen. Die Rede von Strebel, der von Gemeinderätin Vivienne Graw als Aargauer Schwingerlegende angekündigt wurde, war aber der Höhepunkt des Abends.
Wachstum ist auch ein Risiko
Der Freiämter musste zugeben, dass eine Haltung wie im Fall des Schwingfests in Dubai nicht ausnahmslos möglich war. Der Schwingsport musste sich in den letzten Jahren öffnen – gegenüber Sponsoren, Medien und anderen Neuerungen. «Durch die mediale Präsenz ist der Druck auf die Kampfrichter gestiegen. Deshalb wollte ich, dass sie besser ausgebildet werden. Ich habe Topschiedsrichter aus anderen Sportarten wie Fussball und Eishockey hinzugezogen, die uns Tipps gegeben haben. Solche Massnahmen kamen nicht immer gut an.»
Die grösste Herausforderung war dabei immer die Balance. So wollte Strebel beispielsweise nie, dass Schwingen im Pay-TV landet, wo die Zuschauer bezahlen müssen, um ein Fest zu sehen. «Wir sind näher an der Basis, wenn die Leute am Sonntag den Fernseher einfach einschalten können und dann im Haushalt Schwingen läuft.»
Trotzdem ist der Sport gewachsen, auch bei den Kosten. Hatte das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2007 in Aarau noch ein Budget von 7 Millionen, sind es dieses Jahr im Glarnerland bereits 42 Millionen. «Wenn alles immer grösser wird, sind nicht die Zuschauer das Problem. Die Arenen werden gefüllt. Aber alles drum herum will auch finanziert und die Arbeit erledigt werden. Der Schwingsport wird nicht stehen bleiben, aber an gewissen Traditionen darf nicht gerüttelt werden. Es soll nicht so weit kommen, dass Schwinger plötzlich von Kopf bis Fuss mit Sponsorenlogos bedeckt sind.»
Etwas, was zur Tradition und zu den Grundwerten des Schwingsports gehört, war aus Strebels Sicht immer die Ehrenamtlichkeit. «Es ist wie überall im Leben. Auch so eine 1.-August-Feier lässt sich nicht organisieren, ohne dass es Leute gibt, die Aufgaben übernehmen, ohne dass sie gleich dafür Bezahlung wollen.» Strebel geht mit gutem Beispiel voran: Seine Aufgabe als Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands ist ein Ehrenamt, das er neben seiner Arbeit als CEO der Traitafina AG ausübt. «Für die Arbeit bei der Traitafina erhalte ich meinen Lohn. Die Tätigkeit im Verband ist hingegen etwas anderes. Oft werde ich gefragt, wie viele Stundenprozente ich darin investiere. Aber Freizeit lässt sich für mich nicht so messen. Es benötigt neben der Arbeit einen Ausgleich. Als ich Aktivschwinger war, war es der Sport. Jetzt ist es dieses Ehrenamt.»
Nach Ende seiner Tätigkeit beim Verband will er zur Basis des Sports zurückkehren. «Dann sehe ich mir in aller Ruhe einen Guggibadschwinget an. Vielleicht bittet mich der Schwingklub Freiamt, ob ich irgendwie mithelfen kann. Dann mache ich das sehr gerne.» Ehrenamtlich selbstverständlich.
Unser «Esel» muss gepflegt werden
Eine Ansprache zum Schmunzeln und Nachdenken von Regierungsrat Markus Dieth an der Bundesfeier in Widen
Was hat die Geschichte vom Vater, dem Sohn und einem Esel mit der Schweiz zu tun? Markus Dieth, amtierender Präsident des Aargauer Regierungsrats, klärte in Widen die Zusammenhänge auf. Seine 1.-August-Rede kam bei den Besuchenden gut an.
Sabrina Salm
Auf den Zollhammer aus Übersee, der die Schweiz am Morgen des Nationalfeiertages überraschte, wollte Regierungsrat Markus Dieth (Die Mitte) nicht gross eingehen. «Besinnen wir uns lieber auf uns. Befindlichkeiten ändern sich, besonders diejenigen über dem grossen Teich», meinte er im gut besetzten Zelt bei der reformierten Kirche in Widen. Am 1. August schaue man zurück auf das, was die Eidgenossenschaft zusammengebracht hat. Gleichzeitig blicke man auch nach vorn, auf das, was die Schweiz in Zukunft zusammenhalten soll. «Um das Geheimnis dieses Zusammenhalts zu ergründen, kann man gut hier in Widen bleiben», so der Wettinger Regierungsrat. «Sie alle machen es eindrücklich vor.» Die gemeinsame Bundesfeier, organisiert von den Gyresümpfern mit gemütlichem Beisammensein und Lampionumzug für die Kinder, zeige, wie lebendig und selbstverständlich Zusammenhalt in Widen gelebt werde. Trotzdem nahm Markus Dieth die Widerinnen und Wider mit auf einen gedanklichen Spaziergang und entführte in die Geschichte vom Vater, dem Sohn und dem Esel.
Nicht nur ein Dilemma, sondern ein Polylemma
«Die drei machen sich an einem heissen Sommertag auf den Weg zu einem Markt», begann Markus Dieth die Geschichte. Zuerst reitet der Sohn auf dem Esel, während der Vater läuft. Die Leute tuscheln: «Was für ein schlecht erzogener Bub, lässt den armen alten Mann laufen.» Also tauschen sie – nun reitet der Vater und der Sohn läuft. Da sagen die Nächsten: «Was für ein hartherziger Vater, er sitzt gemütlich auf dem Esel und der Junge muss laufen.» Nun setzen sich beide auf das Tier und schon ist zu hören: «Tierquälerei.» Beide steigen ab und laufen. Die Antwort der Leute: «Die Hellsten sind sie ja nicht, sie haben einen Esel und laufen beide.» So tragen Vater und Sohn den Esel. Da lachen die Leute sie aus und betiteln sie als Narren. Das Polylemma der Geschichte zeige, dass es zwar mehrere Möglichkeiten gebe, aber trotzdem alle schlecht seien. «Die Botschaft ist klar: Man kann es nicht allen recht machen.»
Der Esel könne auch stellvertretend für «unseren» Staat und die Gesellschaft stehen. «Nicht wegen der Einfältigkeit, welche dem Tier zu Unrecht nachgesagt wird. Vielmehr denke ich an ein gutmütiges, manchmal eigensinniges, aber sehr zuverlässiges Tier, das uns Tag für Tag trägt.» Die Schweizerinnen und Schweizer seien manchmal in der Rolle von Vater und Sohn. «Manchmal sind wir aber auch die Dorfbewohner am Wegrand, die der Gruppe nachrufen: ‹Alles ist falsch.› Obwohl wir selbst gar nicht mit anpacken.»
Weg von der Polit-Soap hin zum gutschweizerischen Kompromiss
Jeder, der sich engagiere, sei auch manchmal «den Rufen vom Wegrand» ausgesetzt. «Unsere Gesellschaft gleicht immer mehr einem chaotischen Dorfplatz. Jeder weiss es besser.» Die sozialen Medien leisten hier einen starken Beitrag dazu. «Gehört wird, wer am lautesten ist, nicht, wer am meisten nachdenkt.» Es sei kein Jugendphänomen, stellt Dieth klar und hält fest: «Es ist der Zeitgeist. Wir leben in einer Empörungs-Demokratie: Schlagzeile statt Substanz.» Alles werde zugespitzt, überhöht und dramatisiert. Das Tragische sei: «Wenn alle nur noch rufen – wer hört dann noch zu?» Auch vor der Politik mache diese Entwicklung nicht halt. «Statt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, werden Gegensätze einzementiert.» Kritik in einer Demokratie sei notwendig, doch eine Demokratie, in der niemand mehr zuhört, verkomme schnell zur billigen Polit-Soap.
«Der Staat, das sind wir – wir tragen ihn, und er trägt uns.» Dieses gegenseitige Verantwortungsgefühl sei das Fundament der Schweiz. «Unser Land ist stark, weil wir zusammenarbeiten, mitreden, weil wir vertrauen und zum Schluss gemeinsam Lösungen finden. Eben den gutschweizerischen Kompromiss.» Nicht perfekt, aber für alle tragbar.
«Zäme stark» aktueller denn je
Die alten Schweizer Tugenden wie Respekt, Solidarität und Anstand gebe es zum Glück nach wie vor. «Seit über 700 Jahren zeigt sich, dass nur durch Konsens, Solidarität und Vielfalt bei uns Stabilität, Wohlstand und Erfolg wachsen.» Gerade in diesen unsicheren und konfliktreichen Zeiten sei das Motto «Zäme stark» aktueller und wichtiger denn je. «Denn unser Staat lebt vom Engagement aller – nicht nur vom Zuschauen, Nörgeln und Reinrufen. Sondern vom Mitanpacken, Miteinander-Reden und Zuhören.» Sein Aufruf zum 1. August: «Gestalten wir unser Land weiterhin gemeinsam. Dann wird die Schweiz weiterhin für uns da sein. Pflegen wir unseren Staat – wie man einen alten, treuen Esel pflegt. Und falls unser Esel mal wieder störrisch ist – schimpfen und begraben wir ihn nicht. Tragen wir ihn mit etwas Geduld, etwas Heu und gutem Zureden.» Dann werde auch «unser Esel» uns noch lange und zuverlässig durchs Leben tragen.
Stete Veränderung als Konstante
Festrednerin Elsbeth Peter blickte auf den Wandel von Dorf und Schule zurück
Den Zusammenhalt pflegen und Verantwortung für eine gelungene Gemeinschaft übernehmen – das mahnte die langjährige Primarschullehrerin Elsbeth Peter an der Bundesfeier im Berikerhus an.
Mit einem reichhaltigen Brunch begann die Bundesfeier am frühen Morgen des 1. August im Berikerhus. Die Feier, organisiert vom TSV Berikon mit Freunden, war sehr gut besucht; bereits vor der offiziellen Eröffnung waren die meisten Stühle im Saal bereits besetzt.
Nach dem kulinarischen Auftakt wandte sich Elsbeth Peter an die Besucherinnen und Besucher. Man kennt sie sehr gut im Dorf, unterrichtete sie doch mehr als vier Jahrzehnte lang an der Primarschule. In ihrer Ansprache blickte sie denn auch auf diese Zeit zurück und zeigte auf, wie sich Dorf und Schule in den Jahrzehnten verändert haben.
Guckloch in die Familien
Gleich nach Abschluss der Ausbildung am Seminar wurde Elsbeth Peter im Jahr 1973 in Berikon zur Volkswahl vorgeschlagen. Die Schulpflege habe ihr gesagt, sie hätte zwar lieber einen jungen Mann angestellt. Da staunte sie nicht schlecht. «Bei uns zu Hause gab es nur ein Geschlecht: Das Geschlecht Mensch.» Trotzdem wurde sie in Berikon, das damals gefühlt nur aus Landwirtschaftsbetrieben, Garagen und Restaurants zu bestehen schien, rasch heimisch. Denn über die Kinder lernt man deren Eltern kennen. Und Kinder erzählen viel. «Sie sind Gucklöcher in die Familie hinein.» Was sie durch diese Gucklöcher gehört und gesehen hat, verriet Elsbeth Peter jedoch nicht.
Sie erlebte den Bauboom und den Wandel an der Schule, der zeitweise extrem gewesen sei. Daraus hat sie die Erkenntnis gewonnen: «Die einzige Konstante ist die stete Veränderung.»
Sich durch Taten vernetzen
Daneben wurden auch Traditionen gelebt und gepflegt. Familienbetriebe wurden an die nächste Generation übergeben. Die Schule engagierte sich an der Fasnacht, brachte Theaterstücke auf die Bühne und führte Weihnachtsspiele auf. Dabei wurde sie stets auf vielfältige Art und Weise unterstützt von den Eltern. «Ich bin gerne in diesem Dorf», bilanzierte Elsbeth Peter. Wegen der Hilfsbereitschaft, wegen der Unterstützung. Wegen der zahlreichen Vereine, in denen man sein Hobby leben und auch Verantwortung übernehmen kann. «Bitte bekämpft den rigorosen Sparfimmel des Bundes», forderte sie mit Blick auf die geplanten Kürzungen der Gelder für Jugend und Sport (J+S). «Das würde enorm viele Kinder benachteiligen.» Neu Zugezogene hätten immer auch neue Ideen in die Schule und in die Dorfgemeinschaft gebracht. «Neue Ideen umsetzen, ohne die alten Traditionen zu stören, ist eine Kunst», so Elsbeth Peter. Eine Kunst, die in der Schule und in der Gemeinde gelebt werde. So spiegle sich in der Geschichte der Gemeinde auch der Zusammenhalt. Dieser müsse gepflegt werden, «denn ohne Zusammenhalt sind wir nur einzelne lose Fäden». Diese Fäden müssten miteinander zu einem Gewebe verwoben werden. «Wir müssen uns durch Taten vernetzen.»
Tour durch Berikon
Zum Schluss richtete Elsbeth Peter ihren Blick noch auf das Gemeindewappen, das ein dreiblättriges Kleeblatt ziert. Das vierte Blatt für den Glücksklee fehle. «Für dieses eine Blatt ist jede Person von uns selbst verantwortlich.»
Zum Schluss der Bundesfeier erfreuten der Musikverein und der Männerchor die Versammelten mit ihren Vorträgen. Nach dem Singen der Nationalhymne klang die Feier aus.
Nicht für alle jedoch. Der Gemeinderat begab sich mit einem kleinen Grüppchen von Neuzuzügern auf eine Rundfahrt durchs Dorf. Dabei lernten die Neuberikerinnen und Neuberiker ihren Wohnort näher kennen. --eob
Den Kleinen Sorge tragen
An der Bundesfeier in Niederwil sprach Urs Bosisio, der Direktor des Reussparks
Urs Bosisio streifte in seiner Ansprache die Weltpolitik ebenso wie das Geschehen in den Gemeinden. Er sprach von den immer schneller werdenden Zeiten, aber auch davon, dass man seine Träume nicht aufgeben soll.
Chregi Hansen
Er hatte einen kurze Anreise. Egal, ob er von zu Hause oder allenfalls von seinem Arbeitsort nach Niederwil kam. Urs Bosisio lebt in Hägglingen und ist Direktor des Reussparks. Und wenn er zur Arbeit fährt, durchquert er immer das Zentrum von Niederwil. Und von seiner Nachbargemeinde hat er einen guten Eindruck. «Ihr habt eine ideale Grösse, viele aktive Vereine und lebt in bester Lage. Ihr Niederwiler habt keinen Grund zum Jammern», sagte er in seiner Ansprache.
Und die Vereine legten sich auch ins Zeug in Niederwil. Die Frauengemeinschaft, der Musikverein und der Schiesssportverein sorgten dafür, dass Niederwil in den Genuss einer tollen Bundesfeier kam. «Es lohnt sich, wenn die Frauengemeinschaft dabei ist, dann gibt es auch ein Programm für Kinder», freute sich Ammann Norbert Ender in seiner Begrüssung. Er freute sich über die grosse Teilnehmerzahl und erinnerte daran, dass die Gemeinde aus drei Ortsteilen besteht, die alle zusammen das Wappen bilden: Niederwil, Nesselnbach und Gnadenthal. «Jede Gemeinde liegt geografisch für sich allein, und doch bilden wir eine Einheit», so Ende. Nächstes Jahr ist es 125 Jahre her seit der Vereinigung von Niederwil und Nesselnbach, dieses Jubiläum soll gefeiert werden.
Vorbild sein für andere
Auch Festredner Urs Bosisio nahm dieses Thema auf. Für ihn kann die Gemeinde Niederwil heute Vorbild sein für andere. Denn aktuell ist das Thema Fusionen im Aargau wieder in aller Munde. Niederwil und Nesselnbach haben diesen Schritt schon lange hinter sich gebracht. Eine Fusion zwischen zwei Kommunen mache aber nur Sinn, wenn es nicht mehr anders geht. Solange die Finanzen stimmen und die Gemeinden ihre Ämter alle besetzen kann, so lange sollte man den Weg der Eigenständigkeit gehen. «Unsere Gemeinden sind die kleinsten politischen Zellen in der Schweiz. Aber sie besitzen sehr viel Macht», erinnerte der frühere Gemeindeammann von Hägglingen. Und das sei auch gut so. Denn in den Gemeinden seien die Verantwortlichen nahe bei den Bürgern, kennen ihre Sorgen und Nöte und sind normalerweise bereit, sich deren Argumente anzuhören.
Schnelligkeit ist nicht alles
Für Bosisio sind Feiern wie diese am 1. August sehr wichtig. Dabei gehe es weniger um das Datum. «Wir könnten auch den 12. September feiern, denn an diesem Tag im Jahr 1848 erhielt die Schweiz die erste moderne Verfassung.» Bei solchen Feiern gehe es darum, die Gemeinschaft zu stärken. Wenn er hier im Zelt herumschaue, sehe er die unterschiedlichsten Menschen. «Diese Vielfalt ist typisch für unser Land», betonte er. Bosisio weiss, wovon er redet, arbeiten doch im Reusspark Menschen aus 35 verschiedenen Nationen. Gerade in den politisch schwierigen Zeiten mit Krisen in der ganzen Welt sei es wichtig, Einigkeit zu beweisen. «Mit etwas mehr Toleranz hätte es für alle Menschen auf dieser Erde genug Platz.»
Sorgen bereitet Urs Bosisio das immer grössere Tempo in unserer Welt. Er erinnerte daran, dass die Meldung über Kolumbus’ Entdeckung von Amerika erst 100 Jahre später in Europa ankam. Selbst das Attentat auf John F. Kennedy erfuhren viele US-Bürger erst 15 Stunden später. Mit der Live-Übertragung der Mondlandung habe sich vieles verändert, sind Ereignis und die Berichte darüber oft zeitgleich. «In der Schnelligkeit liegt aber auch eine grosse Gefahr von Ungenauigkeiten und Fehlern», mahnte er. Er kenne das aus dem eigenen Leben. Schon oft habe er sich geärgert, dass er eine Mail sofort beantwortet habe, statt erst eine Nacht darüber zu schlafen.
Die Zeit drängt
Sich etwas mehr Zeit nehmen, das ist sein Ratschlag. Vor allem auch mehr Zeit für seine Liebsten. In der Corona-Zeit fand bei vielen eine Besinnung statt auf das, was wirklich wichtig ist: Familie, Freude, die Natur. «Leider lässt die Wirkung wieder nach. Wir leben in einer Zeit der Individualisierung», so der Festredner. Und er warnte: Die heutige Gesellschaft habe ihren Zenit längst überschritten, ist er überzeugt. Wie bei anderen Hochkulturen aus früheren Zeiten, etwa den Griechen oder Römern, drohe der Untergang. «Im Unterschied zu heute haben diese Kulturen nur sich selbst zerstört. Wir aber sind daran, den ganzen Planeten zu zerstören.» Gerade die europäischen Länder würden versagen. «Wir verpassen den Anschluss in der Welt und kümmern uns um Mikroprobleme», so die Kritik des Festredners. Dabei dränge die Zeit.
Doch so pessimistisch wollte Bosisio seine Rede nicht beenden. Er forderte alle auf, wieder zufriedener zu werden und gerade dem Kleinen wieder mehr Sorge zu tragen. Den Gemeinden und den Familien. «Wir sollten wieder besser aufeinander schauen und nicht erst, wenn es zu spät ist», so sein Ratschlag. Und auch wenn die Zeiten weltweit gesehen alles andere als rosig seien, so sei Träumen doch erlaubt. «Versucht, diese Träume wahr werden zu lassen. Am besten sofort und nicht erst, wenn ihr alt und müde seid.» Er schloss seine Rede mit einem Zitat von Alexandre Dumas: «Der wahre Weg, um Glücklichkeit zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen.» Mit diesem Hinweis wünschte er allen noch eine tolle Feier.
Mit Blitz und Donner gefeiert
1.-August-Feier in Hägglingen
Trotz immer wieder heftigen Regengüssen und Gewittern liessen sich rund 250 Hägglinger nicht davon abhalten und folgten der Einladung des Gemeinderats zur 1.-August-Feier in das Festzelt vor der Bruderklause.
In diesem Jahr hielt Landwirt Thomas Keusch die Festansprache und begrüsste zuallererst die Freunde der Feuerwehr aus dem fränkischen Marktsteinach in Deutschland. Bei ihnen sieht er den Ursprung für das 1.-August-Höhenfeuer und freute sich, dass sie sich immer wieder auf den Weg nach Hägglingen machen, wenn es etwas zu feiern gibt.
Mehr Gelassenheit und Geduld erwünscht
Humorvoll und doch ernsthaft reflektierte er seine Gedanken zum aktuellen weltpolitischen Geschehen. Er sprach über die Schweizer Werte im Fokus wachsender Missgunst und Neid, begleitet von zeitgenössischen Besserwissern ohne Fachwissen oder militanten Fingerzeigern mit Doppelmoral. Auch beschäftigte ihn die grenzenlose Digitalisierung, die wachsende Bürokratie zu Themen wie Verkehr, Umwelt, Ernährung und Konsum. Er wünschte sich für die schöne Schweiz mehr Gelassenheit, Geduld, das notwendige Augenmass und natürliche Vernunft.
Bevor er die Hägglinger in eine schöne Augustfeier entliess, erzählte er seinen bewährten Schlusswitz. Vermutlich durch diese heitere Einstimmung und dem Wetter trotzend sangen die Festteilnehmer noch stolzer die ersten zwei Strophen des Schweizerpsalms und genossen anschliessend den musikalischen Beitrag der Alphörner in einer kurzen Regenpause im Freien.
Fasnachtsaufgabe erfüllt
In diesem Jahr organisierte die Hächlezunft die Festwirtschaft und servierte leckere Fackelfleischspiesse. Besonderes Highlight war die Einlösung der Fasnachtsaufgabe der Hächlezunft an den Gemeinderat. Dieser durfte leckeres Glace vom benachbarten Rütihof an die Festgäste verkaufen, was Gemeindemann Franz Schaad mit seinen Gemeinderatskollegen Sonja Gass und Ruedi Schmid mit sichtlicher Freude gerne übernahmen. Nachdem es abermals kurzzeitig aufgehört hatte zu regnen, konnten sogar die Kleinsten ihren traditionellen Lampionlauf veranstalten während die grösseren Kinder und Jugendlichen voller Freude die ersten Knallfrösche zündeten. --mub
Boswiler Identität in die Welt tragen
Stimmungsvolle Bundesfeier – mit rekordverdächtigem Chor für den Schweizerpsalm
Bereits am 31. Juli feierte Boswil seine 1.-August-Feier im Schulareal. Rund 250 Dorfbewohner folgten der Einladung der Gemeinde und hörten eine kritische, aber wegweisende und zuversichtliche Ansprache durch Ralph Huggel, Leiter des Altersheims Solino.
In Boswil hat es sich seit einigen Jahren bewährt, bereits am 31. Juli den Nationalfeiertag zu feiern. Im Gespräch erklärt Gemeindeammann Michael Weber, dass dies einst so entschieden wurde, damit die Boswiler am 1. August für sich im privaten Kreis feiern können. Bewährt hat es sich auch, dass zu den Festlichkeiten nicht wie üblich Personen aus der Politik, sondern Menschen aus der Boswiler Gesellschaft als Festredner angefragt werden – in diesem Jahr ist es Ralph Huggel.
Huggel ist kein wirklicher Boswiler, denn er lebt mit seiner Familie in Bremgarten. Als Heimleiter führt er aber seit sechs Jahren das Altersheim Solino in Boswil und ist neben 51 Bewohnern und Bewohnerinnen auch für 47 Voll- und Teilzeitkräfte verantwortlich. Und er liebt den Sport. Er leitet den Verein Leichtathletik Mutschellen und manchmal joggt er am Wochenende von Bremgarten nach Boswil und arbeitet dort in seinem Büro in Ruhe die liegen gebliebenen Pendenzen ab. Zu seinem Bezug zu Boswil meint er mit einem Augenzwinkern, dass er ein «Gastarbeiter» sei und er daran arbeite, zu Boswil «Bosmel» zu sagen. Huggel ist dankbar über die herzliche Aufnahme in der Gemeinde als Leiter des Altersheims, was sich für ihn als starke Identität der Boswiler beweist.
Er stellt fest, dass das gemeinsame Zusammenleben, der Einsatz der Gemeinderatsmitglieder, das stetige Finden von Lösungen und Unterstützungen, und das über die Dorfgrenze hinweg, mit nichts Ähnlichem vergleichbar sei.
Doris Keller statt Gianni Infantino
Was ihm aber Sorgenfalten bereitet, ist die Identität im Mutterland. Nicht die weltpolitische Lage durch Trump, Putin und Co. sei der eigentliche Gefährder, er zog ein kritisches Resümee zu Schweizern wie FIFA-Chef Gianni Infantino und WEF-Ex-Chef Klaus Schwab, die in der Welt bekannt sind, aber die Schweiz durch deren Geschäftsgebaren in keinem guten Licht repräsentieren. Huggel denkt dabei an grosszügige WEF-Spesenauslegungen oder die von dubiosen Staaten finanzierte FIFA-Club-Weltmeisterschaft im Fussball und deren Gewinnsummen von über 80 Millionen Dollar. «Für dieses Geld könnte man rund 15 000 Jahre im Altersheim Solino leben», sagte Huggel und erntete vom Publikum ein zustimmendes, aber auch nachdenkliches Lachen.
Aus Huggels Sicht kann es die Schweiz definitiv besser. Er zählte vergleichbare Erfolge durch Doris Keller und Corine Blesi auf. Die Erstgenannte organisierte unaufgeregt eine grossartige, weltweit gelobte Frauenfussball-Europameisterschaft und die Zweite das jährlich stattfindende Swiss Economic Forum. Beide präsentieren damit weit über die Landesgrenzen hinaus eine stabile und verlässliche Schweiz. «Wir brauchen mehr solch positive Beispiele, welche die Identität der Schweiz nach aussen zeigen», appellierte Huggel und erntete durch die Boswiler zustimmenden Applaus. Wenn er mehr Redezeit hätte, würde er noch weitere Beispiele nennen, die aus seiner Sicht an der Schweizer Identität nagen. Ob die Beschaffung der amerikanischen Flugzeuge der Luftwaffe, die unanständigen Spitzensaläre in der Pharmaindustrie, Schweizer, die in Nazi-Uniformen durch die Schweiz wandern, und das Schweigen zu den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen rund um den Globus.
Huggel macht sich keine Sorgen um Boswil
Am Ende ruft Ralph Huggel alle Boswiler dazu auf, die Schweizer Identität zu behalten, zu pflegen, zu schützen und mutig über die Landesgrenzen hinaus zu vertreten, um weiterhin eine verlässliche, neutrale, solidarische und unabhängige Schweiz zu sein. Zuversichtlich zog er zu Boswil Resümee: «Ich mache mir dabei um Boswil und seine lebendige Identität wirklich keine Sorgen – lasst uns diese in die Schweiz und die Welt tragen.»
In die Welt könnte auch das gemeinsame Singen der Nationalhymne getragen werden. Gemeindeammann Michael Weber rief alle dazu auf, auf der Bühne zusammen den Schweizerpsalm zu singen. Unterstützt durch den Jodlerclub Echo vom Lindenberg sangen rekordverdächtige 250 Boswiler stolz und stimmkräftig alle vier Strophen, was selbst die Feuerwerke in der Umgebung für diesen Augenblick verstummen liess. --mub