Weil Kinder die Zukunft sind
25.03.2025 Region Unterfreiamt, SarmenstorfSarmenstorfer Stimmbürger genehmigen alle drei Kredite für die Schulhausbauten
Die Gemeinde Sarmenstorf investiert 11,4 Millionen Franken in die Sanierung und den Umbau der Schulanlagen. Die drei Kredite finden trotz vereinzelter Kritik grosse Zustimmung. Der ...
Sarmenstorfer Stimmbürger genehmigen alle drei Kredite für die Schulhausbauten
Die Gemeinde Sarmenstorf investiert 11,4 Millionen Franken in die Sanierung und den Umbau der Schulanlagen. Die drei Kredite finden trotz vereinzelter Kritik grosse Zustimmung. Der Gemeinderat schliesst nicht aus, dass es einen höheren Steuerfuss braucht.
Chregi Hansen
Einiges deutet darauf hin, dass es ein langer Abend wird. Um den ersten von drei Krediten wird weit mehr als eine Stunde diskutiert. Doch mit dem sehr klaren Ja zum Ausbau des Schulhauses Linea ist das entscheidende Puzzlestück gelegt. Danach geht es schnell. In etwas mehr als zwei Stunden geben die Sarmenstorfer 11,4 Millionen Franken aus.
Es ist viel Geld, das nötig ist, um die Schulanlagen auf den neusten Stand zu bringen. Weil nach der Schliessung der Bez Fahrwangen lange Zeit unklar war, wo künftig der Oberstufenstandort im Oberen Seetal sein wird, «haben wir über Jahre nur das Nötigste in die Anlagen investiert», erklärt Ammann Meinrad Baur. Gleichzeitig ist die Zahl der Kindergärtner gestiegen, sodass eine vierte Abteilung nötig ist. «Das war zu Beginn der Schulraumplanung noch nicht klar. Darum war in den früheren Finanzplänen weniger Geld vorgesehen für die Schulhaussanierung», so Baur weiter.
Wachstum geht weiter
Seit 2024 sind Sek und Real nun in Fahrwangen zu Hause. Dadurch gehen in Sarmenstorf 80 Kinder weniger zu Schule, steht das Schulhaus Quadro fast leer. Für die Gemeinde ein Glücksfall. Die verschiedenen Sanierungen und der Ausbau sind so ohne Provisorien möglich – es wird nach und nach an einem der drei Gebäude gearbeitet und die anderen zwei genutzt. Darum besteht auch eine gewisse Abhängigkeit zwischen den drei Krediten. «Es sind nötige Investitionen», beteuert Gemeinderat Fabian Kallen, «denn die Bevölkerung und damit auch die Schülerzahlen werden in den kommenden Jahren steigen.» Und eine Ablehnung löse das Problem nicht, warnt Kallen. «Dann bleiben die Defizite und sind Feuerwehrübungen nötig.»
Keine Lust auf geheime Abstimmung
Am längen diskutiert wird an diesem Abend über den ersten Kredit, den Ausbau des Schulhauses Linea, in welchem der Kindergarten untergebracht ist. Durch einen Anbau samt Lift soll die vierte Abteilung, welche derzeit in einer Mietlösung einquartiert ist, hier Platz finden. Daran stört sich vor allem ein Stimmbürger. Für diesen ist aufgrund der Kinderzahlen unsicher, ob Sarmenstorf auch in Zukunft vier Abteilungen brauche im Kindergarten.
Darum mache es Sinn, die Räume vorerst weiter nur zu mieten. «Die Zahlen der Kinder ändern fast täglich», widerspricht Meinrad Baur. Zudem finden im Anbau neu auch die Bibliothek und vier Musikzimmer Platz – das schaffe notwendigen Raum in den beiden anderen Gebäuden. Keine Chance hat ein Antrag auf geheime Abstimmung, ausser dem Antragsteller unterstützt niemand das Vorgehen.
Aber auch ein weiterer Stimmbürger äussert Kritik, wenn auch aus komplett anderen Gründen. «Kinder sind unsere Zukunft, für sie müssen wir heute investieren», betont er. Es ist darum nicht die Höhe des Betrags, der ihn stört, sondern das Vorgehen. Man mache jetzt an allen drei Gebäuden ein bisschen was und erhalte so einen «Flickenteppich». Seiner Meinung nach wäre es besser gewesen, einen Neubau zu planen. «Wir sollten innovativ und mutig sein», findet er. Man habe die Möglichkeit eines Neubaus durchaus geprüft, erklärt der Gemeindeammann. «Aber die Kosten dafür sind viel höher.» Letztlich stellte sich eine Mehrheit hinter den geplanten Ausbau des «Linea», mit 144 Ja zu 8 Nein wird der dafür nötige Kredit von 3,32 Millionen Franken bewilligt.
Den heutigen Anforderungen gerecht werden
Die beiden anderen Kredite geben kaum zu Diskussionen Anlass. Dass in den beiden Schulhäusern Winkel und Quadro nach so vielen Jahren Sanierungsarbeiten nötig sind, das leuchtet ein. «Und wenn heute an einem Schulhaus etwas gemacht wird, müssen immer auch die aktuellen gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden», erklärt Planer Jan Humbert von der Firma Batimo. Das betreffe vor allem die Erdbebensicherheit, den Brandschutz und den barrierefreien Zugang. Aber auch die neuen Lehr- und Lernformen machen Anpassungen nötig. So sollen im Schulhaus Winkel zwei Klassenzimmer in vier Gruppenräume aufgeteilt werden. Stefan Hegi, selbst Architekt, aber nicht im Projekt involviert, mahnt, die Trennwände nicht fix zu verbauen. «Man weiss nie, was in einigen Jahren verlangt wird.»
Braucht es im Quadro einen Lift?
Für den Umbau und die Sanierung des Schulhauses Winkel sind 4,733 Millionen Franken nötig, mit 147 Ja zu 15 Nein fällt die Zustimmung deutlich aus. Saniert und optimiert werden muss auch das alte Schulhaus Quadro. Hier sind die Herausforderungen gross, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Daher wird derzeit kein Lift eingeplant, was einige Stimmbürger wundert. «Es ist möglich, dass wir im Baugesuch noch die Auflage für einen Lift erhalten», erklärt Gemeinderätin Nadine Baur. Vorerst aber warte man ab, was der Kanton dazu meint, denn aus Sicht der Denkmalpflege wäre der Einbau ein massiver Eingriff. «Wir lassen jetzt erst einmal die zwei Abteilungen in Aarau streiten», sagt Planer Jan Humbert schmunzelnd. Mit 166 Ja zu 5 Nein wird auch dieser Kredit über 3,34 Millionen Franken deutlich genehmigt.
Vor Überraschungen schützen
Aus den Reihen der Stimmbürger gibt es dann noch einige Wünsche und Anregungen. So macht Stefan Hegi darauf aufmerksam, dass in den Krediten viele Reserven eingebaut sind und auch die Kostengenauigkeit mit +/–15 Prozent etwas unscharf sei. Er schlägt darum vor, dass der Gemeinderat regelmässig über den Kostenstand informiert. Dies insbesondere, wenn man die Reserven ankratzen müsse. «So könne wir uns vor unliebsamen Überraschungen schützen.»
Und einen ganz kleinen Wunsch hat auch Hans Melliger. «Wenn wir schon so viele Millionen ausgeben, dann finden wir vielleicht auch noch ein paar Franken im Kredit, damit im Brunnen auf dem Pausenplatz nach Jahrzehnten endlich wieder Wasser fliesst», sagt er unter Applaus der Anwesenden. Beide Wünsche wird der Gemeinderat aufnehmen und prüfen, wie der Ammann verspricht.
Finanziell tragbar
Die drei Kredite sind also gesprochen. Und werden die Finanzen der Gemeinde in den kommenden Jahren belasten. Das ist auch dem Gemeinderat bewusst. «Es ist möglich, dass wir den Steuerfuss erhöhen müssen. Aber wir haben bei jeder früheren Senkung auch klar gesagt, dass wir wieder hochgehen, wenn es notwendig ist», so Ammann Baur. Auch die Finanzkommission stellt sich hinter das Projekt. «Die finanzielle Lage der Gemeinde ist aktuell gut, wir sind schuldenfrei», sagt der Sprecher der Fiko. Darum sehe man aktuell keinen Anlass, den Steuerfuss zu erhöhen. Aber es warten weitere grosse Projekte auf die Gemeinde. Darum sei ein gestaffeltes Vorgehen nötig. «Die drei Kredite heute sind sinnvoll und gerechtfertigt», so das Urteil der Fiko.
Die Beschlüsse
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung in Sarmenstorf nehmen 175 der 2133 Stimmbürger teil, dies entspricht 8,2 Prozent. Die Anwesenden genehmigen folgende Traktanden: 1. Protokoll: einstimmig. – 2. Verpflichtungskredit über 3,320 Millionen Franken für die Erweiterung Schulhaus Linea: 144 Ja zu 8 Nein. – 3. Verpflichtungskredit über 4,733 Millionen Franken für den Umbau und die Sanierung Schulhaus Winkel: 147 Ja zu 15 Nein. – 4. Verpflichtungskredit über 3,334 Millionen Franken für den Umbau und die Sanierung Schulhaus Quadro: 166 Ja zu 5 Nein.