Wärme aus eigenen Wäldern
16.08.2024 Region Unterfreiamt, VillmergenIn Villmergen liegt das Baugesuch für die Fernwärmezentrale der Gemeindewerke auf
Das Gebäude selbst ist unspektakulär. Ein zweckmässiger Stahlbau auf einer Betonplatte als Fundament bildet in Zukunft das Herz des neuen Wärmeverbundes ...
In Villmergen liegt das Baugesuch für die Fernwärmezentrale der Gemeindewerke auf
Das Gebäude selbst ist unspektakulär. Ein zweckmässiger Stahlbau auf einer Betonplatte als Fundament bildet in Zukunft das Herz des neuen Wärmeverbundes Villmergen Nord. Damit die Energie aber zu den Kunden gelangt, braucht es eine sehr aufwendige Planung.
Chregi Hansen
Einen wichtigen Schritt weiter sind die Gemeindewerke bei dieser geplanten Realisierung. Noch bis zum 26. August liegen die Pläne und das Baugesuch für die Wärmezentrale auf der Verwaltung auf. Die Verantwortlichen hoffen, dass die dazu nötige Baubewilligung bis im Oktober erteilt wird. «Unser Ziel bleibt es, die ersten Vertragskunden ab Herbst 2025 mit Wärme zu beliefern», sagt Geschäftsführer Martin Hössli.
Geplant ist der Bau einer kompakten Heizzentrale auf der Wiese südlich vom Tennisplatz. Die Zufahrt erfolgt von der Bachstrasse her. Die Ausmasse des Gebäudes betragen 22 auf 23 Meter, die Höhe rund 8,3 Meter. Der grösste Teil der Fläche wird für die eigentliche Heizzentrale benötigt, diese wird vom ewz, dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich, gebaut und betrieben. Daneben befindet sich das Schnitzeldepot mit automatischem Schubboden. «Dank den grossen Toren können die LKWs rückwärts ins Gebäude fahren und die Schnitzel direkt im Schnitzeldepot abladen. Es braucht also kein Aussenlager», erklärt Projektleiter Jonas Moos. Die Anlieferung erfolgt je nach benötigter Wärmemenge zwei- bis maximal dreimal pro Woche. Emissionen sind dank der eingebauten Filter keine zu befürchten. «Wir müssen strenge Bestimmungen der Luftreinhalteverordnung einhalten. Ab und zu sieht man vielleicht etwas weissen Rauch, aber dabei handelt es sich primär um Wasserdampf», so Moos.
Weiterer Ausbau möglich
Eingebaut werden zwei Brenner mit Leistungen von 600 und 1200 Kilowatt. «Das macht es möglich, im Sommer bei reduziertem Betrieb nur einen Brenner laufen zu lassen», so Moos. Auf dem Dach wird eine 70-kW-PV-Anlage erstellt, welche rund 40 Prozent Strom für den Betrieb der Zentrale liefert. Bei Bedarf soll die Nutzung der Abwärme einer Wärmepumpe weitere 450 Kilowatt Wärmeleistung liefern. Es ist auf dem Areal auch Platz für eine bauliche Erweiterung vorgesehen, welche den Zubau eines dritten Brenners ermöglicht «Es braucht Reserven, falls sich noch weitere grosse Kunden anschliessen wollen», sagt Hössli.
Doch der Bau der Heizzentrale ist nur ein Aspekt. Parallel dazu läuft auch die Planung des Verteilnetzes. Und dies ist aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse in den Quartierstrassen sehr komplex. Zum einen sollen die Leitungswege möglichst kurz sein, zum anderen sollen die Arbeiten koordiniert werden mit der gleichzeitigen Sanierung von Strom- und Wasserleitungen sowie Strassen. Zudem müssen gleich zwei Bäche unterquert werden, deshalb muss auch der Kanton das Okay geben. «Wir haben die entsprechenden Pläne jetzt zur Prüfung eingereicht», berichtet der Projektleiter. Aktuell sind die Gemeindewerke und das ewz an der Submissionsausarbeitung der verschiedenen Arbeitsgattungen. Falls alles klappt, sollen nach Vorliegen der nötigen Baubewilligungen im November die einzelnen Arbeiten vergeben werden. «Strom- und Wasserleitungen können wir selbst verlegen, aber für den Tiefbau, die Sanierung der Strassen und das Verlegen der Fernwärmeleitungen sind wir auf externe Fachfirmen angewiesen», erklärt Hössli.
Steigendes Interesse
Das Interesse an einem Anschluss an den Wärmeverbund ist in den letzten Monaten gestiegen, seit sich abzeichnet, dass das Projekt nun konkrete Formen annimmt. «Und wenn wir dann tatsächlich die erste Wärme liefern, dann werden sich bestimmt noch weitere Kunden melden», ist der Geschäftsleiter überzeugt. Erste Prioritäten haben der Anschluss der öffentlichen Gebäude im Perimeter 1 und die Verbindung zum bereits bestehenden Wärmeverbund Stähli, der den Betrieb bald einstellt. Dessen Kunden wechseln alle zu den Gemeindewerken. Dazu kommen weitere private Kunden. Das Netz wurde in den vergangenen Wochen mehrfach überarbeitet. «Damit es sich lohnt, ein Quartier zu erschliessen, braucht es neben Interessenten auch genügend Anschlussleistung, um die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen», macht Jonas Moos deutlich.
Die Kunden werden bei der Umstellung nicht allein gelassen, sondern eng begleitet. «Das ist der Vorteil dieser Partnerschaft. Das ewz ist Spezialist, was die Technik angeht, wir sind nahe bei den Kunden», sagt Martin Hössli. Diese werde man in den kommenden Monaten genau informieren, was hausintern benötigt wird, damit die Fernwärme auch optimal genutzt werden kann. «Wir werden aktiv auf alle Vertragskunden zugehen», verspricht der Geschäftsleiter. Das passiere frühzeitig, sodass die Kunden genügend Zeit für die Umstellung haben.
Legen eines Blindanschlusses kann sich lohnen
So ist im November für alle heutigen und potenziellen Vertragspartner eine Informationsveranstaltung geplant, wo auch der genaue Bauablauf erklärt wird. Zudem sei es möglich, sich erst einmal einen Blindanschluss legen zu lassen. «Wenn wir eh schon die Strasse aufreissen, kann es sich lohnen, einen Anschluss ans Haus machen zu lassen, auch wenn die jetzige Heizung noch funktioniert. So ist später der Anschluss problemlos möglich», sagt Moos.
Hössli und Moos sind vom Projekt überzeugt. «Wir können mit einem einheimischen und nachwachsenden Rohstoff im Winter für Wärme sorgen. Und so sicherstellen, dass weniger Strom gebraucht wird, denn dieser ist im Winter knapp», sagt der Geschäftsleiter. Und das erst noch auf Jahre hinaus – der Liefervertrag mit dem Forstbetrieb Rietenberg läuft über 40 Jahre. Und bei den Gemeindewerken denkt man schon voraus. Allenfalls sind später auch Anschlüsse in anderen Quartieren möglich. Dann aber müsste eine zweite Heizzentrale gebaut werden, denn die Länge des Netzes ist beschränkt. «Wir verfolgen die Entwicklungen im Dorf aufmerksam», sagt daher der Geschäftsleiter.
Kooperationsvertrag mit dem ewz ist unterschrieben
Insgesamt sei man gut unterwegs im Projekt, betonen die beiden. «Aber das Ganze ist sehr vielschichtig. Viele Arbeiten müssen aufeinander abgestimmt werden», erklärt Projektleiter Moos. Mit der Unterschrift des Kooperationsvertrags mit dem ewz sei ein weiterer wichtiger Schritt gemacht. Die Bewilligung für den Bau der Heizzentrale wäre ein nächster. Parallel wird weiter am Netz gefeilt. Es gibt also noch viel zu tun, bis im Winter 25/26 mit Holz vom Rietenberg geheizt werden kann.