Spürbare Emotionen
10.05.2024 Region Unterfreiamt, SarmenstorfDie ehemalige Sarmenstorferin Sarah Bellwald hat sich als Hundefotografin selbstständig gemacht
In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Hunde. Morgen Samstag stehen sie am «Tag des Hundes» im Zentrum. Die Tiere ins beste Licht zu rücken, ist ...
Die ehemalige Sarmenstorferin Sarah Bellwald hat sich als Hundefotografin selbstständig gemacht
In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Hunde. Morgen Samstag stehen sie am «Tag des Hundes» im Zentrum. Die Tiere ins beste Licht zu rücken, ist die Aufgabe von Sarah Bellwald. Die Freiämterin hat im Februar den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Chregi Hansen
Einen Hund hätte sie gern schon viel früher gehabt. Damals, als sie noch Sarah Mathis hiess und in Sarmenstorf lebte. Als kleines Mädchen lernte sie den Nachbarshund ihrer Grosseltern in Villmergen kennen – einen Berner Sennenhund. «Ich war so beeindruckt von diesem sanftmütigen und liebevollen Tier und wollte auch einen Hund haben. Meine Eltern haben mir diesen Wunsch leider – und wohl auch vernünftigerweise – nie erfüllt», erinnert sie sich. Im elterlichen Haus blieb es bei Katzen und Meerschweinchen. So mussten eben diese Modell stehen, als Bellwald als 14-Jährige ihre erste Kamera geschenkt erhielt.
Dieses Geschenk zu ihrer Firmung hatte grossen Einfluss auf ihr weiteres Leben. «Die Kamera hatte ich meistens dabei. Zu Beginn meiner Lehre habe ich dann die erste Digitalkamera gekauft – auch diese war mein ständiger Begleiter. Bevor ich 2014 eine vierwöchige Reise startete, kaufte ich mir eine digitale Spiegelreflexkamera – und schon beim Kauf war klar, dass ich einen Kurs besuchen möchte, um all diese Knöpfe und Funktionen zu verstehen», berichtet sie. Auch beruflich blieb sie dem Bild verbunden. Sie macht erst eine Lehre als Mediamatikerin, absolviert später ein Praktikum in einer PR-Agentur in Paris.
Es zieht sie immer wieder ins Freiamt
«Es war ein spannendes Halbjahr, jedoch ist das Leben in der Stadt definitiv nichts für mich: Ich vermisste die Wälder, Wiesen und Berge», schaut sie zurück. So kam sie zurück und wohnte in Lenzburg, Muri und Auw, bevor sie 2020 ins Berner Seeland zog – der Liebe wegen. «Mein Mann stammt aus dem Wallis und den Kanton Bern betrachteten wir als geografischen Kompromiss», lacht sie.
Heute lebt Sarah Bellwald in Brüttelen im Berner Seeland. Regelmässig kommt sie zurück ins Freiamt, wo sie einen Grossteil ihres Lebens verbracht hat. Sie hat in Sarmenstorf und später in Fahrwangen die obligatorische Schule besucht, war in verschiedenen Vereinen aktiv – als Mädchen in der Mädchenriege und im Geräteturnen und später als Jugendliche und Erwachsene in der Guggenmusik Opus 5614. «Meine beste Freundin und auch meine Mutter leben in Sarmenstorf und ich habe auch andere Freunde und Verwandte in der Region. Darum bin ich oft hier», sagt sie. Auch im Freiamt ist die 36-Jährige viel mit der Kamera unterwegs. «Ich fotografiere die schönen Sonnenaufgänge auf dem Horben, die wunderbaren Sonnenuntergänge in Bettwil, die Frühlingslandschaft in Sarmenstorf. Und natürlich auch Menschen und ihre Hunde.»
Letzteres tut sie inzwischen professionell. Sarah Bellwald hat sich im Februar als Hundefotografin selbstständig gemacht – Zuvor war sie fürs Radio tätig und hat als Kindergärtnerin gearbeitet. «Als Cameo bei uns einzog, wollte ich mit meiner Kamera auch Bilder von ihm machen. Ich merkte jedoch, dass es gar nicht so einfach ist.» Darum besuchte sie Coachings und Workshops bei erfahrenen Hundefotografinnen, die ihr diese Art der Fotografie näherbrachten. «Ich bildete mich weiter und je mehr ich mich damit befasste, umso stärker merkte ich, dass die Hundefotografie genau mein Ding ist», erklärt sie. Um für die Selbstständigkeit gerüstet zu sein, absolvierte sie zudem ein Business-Monitoring. Das gab ihr den Mut, ihre Festanstellung zu kündigen und voll und ganz auf die Hundefotografie zu setzen.
Sich viel Zeit nehmen in der Vorbereitung
Doch was ist das Spezielle an dieser Art der Fotografie? «Beim Hund muss ich besonders auf die Körpersprache achten, da er nicht sprechen kann», erklärt Bellwald. Sie nimmt dabei viel Einfluss auf den Zeitpunkt und den Ort der Fotosession, denn sie weiss aus Erfahrung, welche Plätze sich zu welchem Zeitpunkt am besten eignen. «Ich versuche, bereits bei der Planung die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, indem ich die Bedürfnisse und Interessen meiner Kunden abfrage und die Session dann ganz individuell auf das Mensch-Hund-Team abstimme. Dabei geht es um Fragen wie: Was macht dein Hund gerne? Gibt es Situationen, in denen dein Hund Mühe hat? Soll die Fotosession am Wasser, in den Bergen, auf der Wiese, im Wald stattfinden? Es kommt auch vor, dass ich zu den Kunden nach Hause oder auf ihren Alltagsspaziergang mitgehe, damit der Hund sich nicht an eine neue Umgebung gewöhnen muss. Diesen Aufwand betreibe ich gerne, denn ich bin überzeugt, dass dadurch für meine Kunden ein schönes Erlebnis ermöglicht wird.»
Dabei verläuft jede Session anders. Und immer wieder gibt es spezielle Situationen. So hat ihr ein Hund einmal, als sie sich fürs Fotografieren auf den Boden legte, blitzschnell die ganze Frisur zerstört. Ein anderer war drauf und dran, ihren Rucksack mit dem Equipment zu markieren. Gewisse Hunde lassen sich ungern knipsen, die gilt es erst abzulenken. Etwa durch das Spiel mit einem Frisbee. «Für mich ist jede Fotosession einzigartig mit so vielen kleinen schönen Momenten.» Und wann ist sie zufrieden mit dem Resultat? «Mir gefallen Bilder, auf denen der Hund entspannt aussieht oder etwas machen darf, bei dem er Spass hatte.»
Die Vielseitigkeit der Arbeit gefällt ihr
Zum Job gehören viele weitere Aufgaben. Es beginnt bei der Kundengewinnung, dazu gehören auch Auftritte an Events (so beispielsweise am 25. und 26. Mai in Suhr am Hundefrühlingsmarkt Dogsociety) oder das Knüpfen von Kontakten mit Hundeschulen, Züchtern, Hundefriseuren usw. Das Vorgespräch mit den Kunden, das Kennenlernen von Mensch und Tier. Nach der Fotosession folgt das Sortieren und die Auswahl der Bilder und die Bearbeitung, der Druckauftrag, die Qualitätskontrolle. Daneben fallen noch allgemeine Aufgaben an wie Jahresplanung, Buchhaltung usw. «Es ist diese Vielfalt an Aufgaben, die mir so gut gefällt», sagt die Sarmenstorferin.
Und natürlich das Lob, welches sie für ihre Arbeit erhält. «Speziell berührt mich immer der Moment, wenn der Kunde seine Bilder das erste Mal sieht. Die Emotionen sind dann direkt spürbar und das finde ich sehr wertvoll», erzählt sie. «Und kürzlich hat mir eine Kundin geschrieben, dass sie sprachlos und mit Tränen in den Augen am Laptop sitze und so dankbar ist über die wunderschönen Fotos.» Eine andere Kundin hat ihr mitgeteilt, dass ihr Hund gestorben sei und dass sie in diesem traurigen Moment einfach so unendlich dankbar sei für die Bilder, welche Sarah Bellwald von ihr und ihrem Hund gemacht habe. «Die Arbeit mit den lieben Menschen und Tieren und das Schaffen von wertvollen Erinnerungen erfüllen mich so sehr», sagt die Fotografin.
Auf Augenhöhe gehen
Und welchen Trick hat sie für alle Hundebesitzer, welche ihre Lieblinge ablichten wollen? «Auf die Augenhöhe des Hundes gehen und mit einem lustigen Geräusch die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen», sagt sie. Allerdings funktioniere das nicht bei jedem Tier, fügt sie gleich an. Die wenigsten Hunde können posieren. «Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter, und für gute Bilder muss niemand etwas tun, das ihm unangenehm ist oder Mühe bereitet.»
Sie selbst liebt solche Sessions, in denen Mensch und Tier gleichermassen Spass haben. Am morgigen Tag des Hundes aber rückt die Arbeit für einmal in den Hintergrund. «Wenn alles nach Plan läuft, werden wir eine Wanderung oder einen langen Spaziergang mit Cora machen und am Abend gemütlich auf dem Sofa kuscheln. Und das ganz ohne Kamera», schmunzelt Sarah Bellwald.