Quartiere der kurzen Wege
27.06.2025 Region Unterfreiamt, HägglingenAbgeordnetenversammlung des Regionalplanungsverbands Repla Unteres Bünztal in Hägglingen
Das Untere Bünztal wird auch in den kommenden Jahren ein sehr starkes Wachstum erleben. Die Gemeinden sind gefordert, sich darauf vorzubereiten. Regionalplaner Giovanni ...
Abgeordnetenversammlung des Regionalplanungsverbands Repla Unteres Bünztal in Hägglingen
Das Untere Bünztal wird auch in den kommenden Jahren ein sehr starkes Wachstum erleben. Die Gemeinden sind gefordert, sich darauf vorzubereiten. Regionalplaner Giovanni di Carlo hatte an der Versammlung ein paar Tipps auf Lager.
Chregi Hansen
Die Zahlen sind längst bekannt. Das Untere Bünztal dürfte in den kommenden 25 Jahren um 40 Prozent wachsen, die Zahl der Einwohner wird laut Prognosen von 44 000 auf 61 000 Personen ansteigen. «Es ist das stärkste Wachstum aller Regionen im Kanton», erklärt Regionalplaner Giovanni di Carlo. Speziell wird auch der Anstieg der älteren Bevölkerung, die Zahl der über 65-Jährigen wird sich gar verdoppeln. Das hat Einfluss auf ganz viele Bereiche – von der Wirtschaft über den Verkehr bis zu Klimafragen.
Auf Daten stützen, nicht auf Halbwissen
Das Wachstum ist nicht neu, es fand schon in den vergangenen Jahren statt. Referent Di Carlo erinnert daran, dass das neue Raumplanungsgesetz bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat. Seither gibt es praktisch keine Einzonungen mehr, sondern wird nach innen verdichtet. «Es lohnt sich, jetzt einmal zu überprüfen, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden. Haben wir das Wohnangebot, das wir benötigen? Und zwar quantitativ wie qualitativ», so der Referent. Überhaupt empfiehlt er den Vertretern der Gemeinde, sich vermehrt auf vorhandene Studien und Zahlen zu stützen. Häufig werde mit Halbwissen argumentiert. «Es gibt viele Daten, auf die man zugreifen kann», sagt er.
Bevölkerungsumfrage geplant
So etwa die Tatsache, dass 41,7 Prozent der Pflegetage in die Pflegestufen 1 bis 3 fallen. «Das sind Personen, die nur wenig Unterstützung brauchen. Die wären in einem betreuten Wohnen besser aufgehoben als in einem Heim.» Doch solche Angebote fehlen in ganz vielen Gemeinden. Aus diesem Grund will die Arbeitsgruppe Gesundheit der Repla im kommenden Jahr eine Umfrage durchführen zu diesem Thema. «Die heutigen Senioren und Seniorinnen wollen möglichst lange selbstständig bleiben, darum müssen wir solche Angebote fördern», erklärt Claudia Long, die Präsidentin der Gruppe.
Doch zurück zum Referat. Giovanni di Carlo macht die Gemeinden auch darauf aufmerksam, dass die neue gesundheitspolitische Gesamtplanung regionale Anlaufstellen vorsieht. Wie diese umgesetzt werden sollen, sei aber noch offen. Der Raumplaner empfiehlt aber, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Überhaupt müsse man aufhören, allzu kleinräumig zu denken. «Wir unterscheiden noch heute zwischen Schlieren und Zürich. Für die Amerikaner gehört aber sogar Wohlen zu Zürich», macht er deutlich. Was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft, sei es von Vorteil, vermehrt Mischzonen zu schaffen. Die Menschen möchten keine langen Arbeitswege mehr auf sich nehmen. Die Nähe von Wohn- und Arbeitsplatz bringe auch eine Entlastung für den Verkehr.
Eine Schule in jedem Quartier?
Die Raumplaner sprechen in diesem Zusammenhang vom Quartier der kurzen Wege. Oder auch von der 15-Minuten-Stadt. Alles, was für das tägliche Leben notwendig ist, sollte in kurzer Distanz erreichbar sein, das verbessere die Lebensqualität und fördere den Anteil der Fussgänger. «Natürlich kann es nicht in jedem Dorf ein Spital oder eine Universität geben, aber möglichst eine Primarschule, einen Laden und einen Arzt», macht di Carlo ein Beispiel. Die Gemeinden seien aufgefordert, die eigene Situation zu analysieren und Versorgungslücken aktiv zu schliessen. Gleichzeitig fordert der Referent die Gemeindevertreter auf, auch über die Gemeindegrenzen hinauszublicken, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. «Wir müssen in der Region gemeinsam denken und handeln», so sein Aufruf.
In der Repla Unteres Bünztal wird dies schon lange getan. Und dies durchaus mit Erfolg, wie die Berichte der verschiedenen Arbeitsgruppen zeigen. Gerade im Bereich von Natur und Landschaft konnten einige Erfolge erzielt werden in den letzten Jahren. Keiner weiss das besser als Fachberater Felix Naef, der seit 38 Jahren die Arbeitsgruppe unterstützt und im kommenden Jahr verabschiedet wird. «Als ich vor Jahren erstmals von der Renaturierung der Bünz sprach, wollte man mich fast wieder verjagen. Jetzt schliessen wir bald den letzten Abschnitt ab, und alle haben Freude am Resultat», sagt er. Auch die Aktion Mehlbeere war ein Erfolg, alle 100 Bäume haben einen Abnehmer gefunden.
Einsatz für die S26
Erfreuliches gibt es auch aus dem Bereich der ÖV zu berichten. Das Busangebot wird ständig ausgebaut, die Frequenzen steigen. Die Arbeitsgruppe macht sich zudem stark, dass die S26 alle halbe Stunde von Rotkreuz bis nach Aarau und Olten fährt. «Leider machen uns die Verzögerungen beim Ausbau des Bahnhofs Lenzburg noch einen Strich durch die Rechnung», so Reto Widmer. Auch für den Erhalt der Direktzüge von Muri nach Zürich setzt man sich weiterhin ein.
Start Wirtschaftsförderung
Repla-Präsident Arsène Perroud spricht von einem arbeitsreichen Jahr. Der Vorstand hat zu vielen Geschäften und Vorlagen Stellung bezogen. «Das sind jeweils viele Unterlagen, die zu studieren sind», erklärt Perroud. Ein Höhepunkt für die Repla ist der operative Start der Wirtschaftsförderung Bünztal. Claudia Heger, Leiterin der Geschäftsstelle, nutzte die Gelegenheit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Auch wenn sich die Förderung vor allem auf die grossen Zentren konzentriere, so würden auch die kleineren Gemeinden profitieren, wenn in ihrer Nähe attraktive Arbeitsplätze entstehen, macht sie deutlich. Und lädt alle Gemeinden ein, mit ihr in Kontakt zu treten.