«Offene Kommunikation ist wichtig»
14.03.2023 Region Unterfreiamt, VillmergenGemeinderatswahlen in Villmergen: Fabian Lupp (parteilos) mit 551 Stimmen gewählt
Der Wahlkampf verlief recht ruhig und letztlich gab es eine klare Entscheidung: Fabian Lupp wurde im zweiten Anlauf in den Gemeinderat gewählt. Der Parteilose erhielt 551 Stimmen, ...
Gemeinderatswahlen in Villmergen: Fabian Lupp (parteilos) mit 551 Stimmen gewählt
Der Wahlkampf verlief recht ruhig und letztlich gab es eine klare Entscheidung: Fabian Lupp wurde im zweiten Anlauf in den Gemeinderat gewählt. Der Parteilose erhielt 551 Stimmen, sein Gegenkandidat Max Greuter von der SVP kam auf 377 Stimmen.
Mit 67 Stimmen über dem absoluten Mehr (484 Stimmen) wurde Fabian Lupp in den Gemeinderat gewählt. Es war der zweite Anlauf des 50-Jährigen, bei den Gesamterneuerungswahlen im September erreichte er ein gutes Ergebnis. Nun schaffte er den Sprung in die Villmerger Regierung.
Sie haben die Wahl in den Gemeinderat geschafft. Wie analysieren Sie das Ergebnis? Was hat den Ausschlag gegeben?
Fabian Lupp: Das Resultat freut mich natürlich sehr und ich möchte mich bei allen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, die mir ihre Stimme und ihr Vertrauen geschenkt haben, recht herzlich bedanken. Ich habe mit einem engeren Ausgang gerechnet, da auch die Stimmbeteiligung nicht allzu hoch war. Ich kann nur vermuten, dass sich die Dorfbevölkerung schliesslich doch für eine Personenwahl und keine Parteiwahl entschieden hat.
Es war im Dorf auch zu hören, man kenne Sie eher besser als Ihren Gegenkandidaten. War das auch ein Grund (und sind Sie einfach besser vernetzt)?
Ja, der Grossteil der Leute kennt mich sicher eher mehr, ich bin ja auch mit meiner Familie in Villmergen aufgewachsen. Natürlich hat man dann einen entsprechend grossen Freundesund Bekanntenkreis. Zusätzlich hat da vielleicht auch meine erste Kandidatur im 2021 etwas mitgeholfen.
Die Stimmbeteiligung lag bei tiefen 23,4 Prozent. Anscheinend war es dem Villmerger Stimmvolk nicht ganz so wichtig, wer in die Regierung gewählt wurde. Sehen Sie das auch so?
Bei einer Ersatzwahl muss man mit einer etwas tieferen Stimmbeteiligung rechnen. Es haben sicher mehrheitlich die Personen abgestimmt, die schon länger in Villmergen wohnen und hier auch ihre Wurzeln haben. Und diesen Personen, so denke ich, war die Wahl schon auch wichtig.
Mit dem Wahlergebnis steht fest, dass die SVP nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist. Sie haben einen Kandidaten geschlagen, der von einer wählerstarken Partei stammt. Ist das speziell für Sie? Und soll die SVP auch künftig irgendwie berücksichtigt werden?
Das war ja auch vorher schon zweimal der Fall, dass ein parteiloser Kandidat auf Kosten einer Partei in den Gemeinderat gewählt wurde. Es hat einmal mehr aufgezeigt, dass auf Gemeinderatsebene die Person im Vordergrund steht und nicht die Partei. Grundsätzlich hat jede Person, sofern sie die allgemeinen Voraussetzungen erfüllt, die Möglichkeit, für den Gemeinderat zu kandidieren und dann auch berücksichtigt zu werden.
Als Parteiloser sind Sie völlig frei und keiner Partei verpflichtet. Wie werden Sie politisieren, zu welcher Partei haben Sie am ehesten eine Nähe?
Auch als parteiloser Gemeinderat kann man jetzt nicht einfach machen, wozu man Lust hat. Es gilt das Kollegialitätsprinzip, an das ich mich halten werde. Ich finde es wichtig, dass man miteinander eine offene Kommunikation führt und sich gegenseitig auch mit den Ortsparteien austauscht. Die Interessen und Bedürfnisse der Gemeinde und der Bevölkerung sollen an erster Stelle stehen. Das wäre dann wohl eine Partei mit einer liberalen Grundeinstellung, mit Sinn für Solidarität und Sicherheit gegenüber allen Mitmenschen, einer nachhaltigen, aber auch sinnvollen Umweltpolitik, verbunden mit Tierschutz.
Sie sind offen betreffend Ressort, haben Sie im Vorfeld gesagt. Werden Sie sich als gewählter Gemeinderat nun doch stärker einbringen bei der Ressortverteilung oder das Ressort von Rosmarie Schneider übernehmen?
Ich habe gesagt, dass ich mir das Ressort der abtretenden Rosmarie Schneider gut vorstellen kann. Ich werde aber nicht darauf drängen und das Ressort annehmen, welches vom Gesamtgemeinderat beschlossen wird. --dm
«Sehe es als eine persönliche Bereicherung»
Max Greuter und die SVP zur Wahlniederlage
Max Greuter, der unterlegene Kandidat der SVP, nimmt das Resultat recht sportlich. «Ich sehe es nicht als Niederlage, sondern als eine persönliche Bereicherung an. Es sind tolle Erfahrungen mit vielen interessanten Personen gewesen», sagt er in seiner ersten Reaktion. Es habe halt nicht gereicht, «weil viele Bürgerinnen und Bürger nicht zur Wahlurne gingen. Es zeigt auch auf, dass sie mit anderen Sorgen beschäftigt sind.»
Vorgeschobene Gründe …
Den Wahlkampf sieht Greuter als eine «Superzeit» an. Sein Leben gehe wieder normal weiter, «ausser mit einem grösseren Netzwerk». Er werde der SVP weiter treu bleiben, verspricht Max Greuter, nun werde er sich wieder vollumfänglich seinen operativen und strategischen Aufgaben bei seinem Arbeitgeber widmen. «Ich bin froh, dass nun die Wahl beendet ist.»
Zu weiteren Punkten rund um die Ersatzwahl nimmt Markus Keusch, Präsident der SVP Villmergen-Hilfikon, Stellung. Die tiefe Stimmbeteiligung von 23,4 Prozent führt er nicht nur auf die SVP-Sympathisanten zurück. «Vermutlich waren es auch fehlende Stimmen der Ortsparteien, obwohl diese die Kandidatur der SVP Villmergen-Hilfikon empfohlen haben.» Dass man dagegen den Kandidaten der Volkspartei im Dorf zu wenig kennt, das ist für Keusch nur «ein vorgeschobener Grund. Bei knapp 8000 Einwohnern kennt sich in Villmergen nicht mehr jeder persönlich.» Vorgeschobene Gründe seien müssig, «einmal sollte es eine Frau sein, dann wieder eine jüngere Person, oder eben diesmal eine Person, die jeder kennt. Wichtig wären sachliche Kriterien wie Führungserfahrung in strategischen Belangen und verfügbare Zeitressourcen fürs Gemeinderatsamt.» Mit dem Wahlergebnis steht nun fest, dass die SVP nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist. «Dies ist schade und bedenklich», betont Keusch. «Gerade die Ortsparteien sind die Keimzelle der Politik. Durch die Parteien können sich Menschen mit ähnlichen politischen Vorstellungen zusammenschliessen. Die Politiker stehen zu ihren Werten und Aussenstehende kennen diese Werte – dies ist offen gelebte Transparenz.» Der SVP-Präsident geht noch einen Schritt weiter: Bei parteilosen Politikern fehle diese Orientierung und auch «die kritische Reflexion durch die Parteimitglieder». Nichtsdestotrotz gratuliert Markus Keusch dem siegreichen Fabian Lupp zu seiner Wahl in den Gemeinderat. Lupp hat die erfolgreiche Wahl nun im zweiten Anlauf geschafft. Ein zweiter Anlauf von Max Greuter steht jedoch laut Keusch «momentan nicht zur Debatte». --dm