Nach 50 Jahren ist Schluss
13.05.2025 Region Unterfreiamt, SarmenstorfGrosser Abschieds-Apéro für Garagist und Pannenhelfer Bruno Lindenmann
Ihn kennt man im Freiamt. Denn wer in der Region mit dem Auto eine Panne hatte, konnte sich auf Bruno Lindenmann und sein Team verlassen. Jetzt schliesst der Sarmenstorfer seine Garage und ...
Grosser Abschieds-Apéro für Garagist und Pannenhelfer Bruno Lindenmann
Ihn kennt man im Freiamt. Denn wer in der Region mit dem Auto eine Panne hatte, konnte sich auf Bruno Lindenmann und sein Team verlassen. Jetzt schliesst der Sarmenstorfer seine Garage und gibt den Pannendienst ab. Stellt sich aber für Einsätze weiter zur Verfügung.
Chregi Hansen
Das grosse Festzelt war fast zu klein für all die Gäste, die mit Bruno Lindenmann seinen Abschied feiern wollten. 200 Personen waren an diesem Abend eingeladen. «Wir mussten ihn etwas bremsen bei der Gästeliste, sonst wäre diese unendlich lang geworden», lacht seine Tochter Ramona. Zusammen mit ihren Schwestern Simona und Sara hat sie den Abend mitorganisiert. «Er hat eine solche Feier verdient», betont sie.
Und Bruno Lindenmann freut sich über alle, die an diesem Abend zu seinem Abschiedsapéro kommen. Er begrüsst sie erst persönlich beim Eintreffen vor dem Zelt und nimmt sich dabei für jeden und jede Zeit für ein paar persönliche Worte. Und anschliessend heisst er alle im Zelt nochmals willkommen und lädt ein, einen Abend lang zusammen zu feiern und zu geniessen. Der 74-Jährige freut sich, dass so viele Wegbegleiter gekommen sind. Darunter auch Vertreter des TCS Schweiz, verschiedene befreundete Garagisten, aber auch eine Delegation der J. Senn AG, die per Anfang Jahr den Pannendienst von Lindenmann übernommen hat. Und natürlich die frühere Belegschaft, die ihm bis zur Schliessung der Garage die Treue gehalten hat. «Es ist mein Ziel, für alle eine Nachfolgelösung zu finden und ich habe es fast geschafft. Das kriegen wir aber auch noch hin», ist der 74-Jährige überzeugt.
Mehr Zeit für das Fischen auf der Bannalp
50 Jahre hat er seine eigene Garage geführt. Aber noch bekannter war der Sarmenstorfer für seinen Pannendienst, den er fast ebenso lange leitete. Die gelben Pannenfahrzeuge der Garage Lindenmann waren für viele Automobilisten die Rettung in der Not. Zu jeder Tages- oder Nachtzeit waren er und sein Team im Einsatz. Und oft war es der Chef persönlich, der vorfuhr und sich um das Problem kümmerte. Nach so vielen Jahren habe er es verdient, es etwas ruhiger zu nehmen, darin sind sich alle Gäste einig. Wobei: Ganz aufhören mag er noch nicht. Lindenmann stellt sich der J. Senn AG, die nach der Übernahme einen weiteren Standort in Villmergen eröffnet hat, als Einsatzfahrer zur Verfügung. Daneben wird es aber sicher auch viel Zeit auf seiner geliebten Bannalp verbringen.
«Vor 50 Jahren hat alles angefangen», erklärt Tochter Ramona Lindenmann in ihrer Ansprache. Mit viel Mut, Herzblut und ganz viel Ideen hat Bruno Lindenmann sein eigenes Geschäft eröffnet. Das allein reiche aber nicht. «Es brauchte auch einen enormen Einsatz und gute Leute an seiner Seite», betont die Tochter. Bruno Lindenmann war voller Energie, immer am Chrampfen, nicht umsonst wurde er ab und zu mit einem Duracell-Häsli verglichen. «Er hat unseren Respekt verdient und war für uns Töchter eine Inspiration», betonte Ramona Lindenmann. Und es passt zu ihm, dass Lindenmann auch seinen Rückzug frühzeitig und geordnet angegangen ist.
Oft der Erste am Unfallort
Seine drei Töchter überraschten den Jubilar mit einigen lustigen Versen, in denen sie auf die vergangene Zeit zurückblickten. So gab es Zeiten, in denen Lindenmann den Polizeifunk abhörte und mit dem Abschleppfahrzeug oft schon vor der Polizei am Unfallort war.
Er war ständig beschäftigt, seine Antwort «Ich brauche nur noch 5 Minuten» war legendär in der Familie. Die Töchter erinnerten aber auch daran, dass Bruno mit 55 Jahren noch das Fischerpatent machte und nun oft auf der Bannalp angeln geht. Dass er seinen Kindern ein Vorbild war, beweist auch die Tatsache, dass alle den LKW-Führerschein machten.
Den Pannendienst hat er schon per 1. Januar 2025 abgegeben, die gelben Wagen tragen nun die Aufschrift der J. Senn AG. Der eigene Werkstattbetrieb wurde per 31. März geschlossen, nachdem es keine Nachfolge gab. Und was passiert jetzt mit den Gebäuden? «Darum sollen sich meine Töchter kümmern», lacht Bruno Lindenmann.
Diese wollen den Garagenbetrieb in den kommenden Wochen räumen lassen, das Gebäude danach sanft sanieren und umbauen und dann einzelne Gewerberäume vermieten. Doch das ist noch Zukunftsmusik, an diesem Abend soll erst einmal gefeiert werden. Mit Musik, gutem Essen, Überraschungen und einem Rückblick auf 50 Jahre Wirken. «Und dass mir ja keiner vorzeitig nach Hause geht», warnt Bruno Lindenmann seine Gästeschar. «Es hat ganz viel Dessert. Und ich will das nicht später wochenlang essen müssen.» Schliesslich will er weiter als Pannenhelfer im Einsatz sein. Ganz aufhören mag er eben doch nicht.