Mitgestalter des Ortsbilds
05.12.2025 Kelleramt, JonenGemeinderat Luigi Alberti beendet sein Engagement in der Gemeinde nach 27 Jahren
Seit über einem Vierteljahrhundert setzt sich Luigi Alberti für Jonen ein: zuerst in der Kirchenpflege, dann in der Ortsbildkommission und die letzten acht Jahre im Gemeinderat. ...
Gemeinderat Luigi Alberti beendet sein Engagement in der Gemeinde nach 27 Jahren
Seit über einem Vierteljahrhundert setzt sich Luigi Alberti für Jonen ein: zuerst in der Kirchenpflege, dann in der Ortsbildkommission und die letzten acht Jahre im Gemeinderat. Ende Jahr ist Schluss. Dem Baufachmann ging es immer darum, für die Liegenschaftsbesitzer praktikable Lösungen zu finden.
Roger Wetli
«Es ist ein Privileg, in der Kernzone von Jonen zu wohnen. Aber man hat dort auch besondere Rahmenbedingungen einzuhalten», erklärt Noch-Gemeinderat Luigi Alberti. «Das ‹Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung› (ISOS) empfinde ich als Segen für das Dorf. Es garantiert, dass qualitativ gut gebaut und nicht nur auf eine möglichst hohe Ausnützungsziffer gepocht wird.» Er muss es wissen. 13 Jahre war er Teil der Ortsbildkommission, bevor er in den Gemeinderat gewählt wurde, und als dessen Vertreter ebenfalls in der Ortsbildkommission mitwirkte. Zuvor war er bereits sechs Jahre in der Kirchenpflege. Dort begleitete er die Kirchenrenovation. «Die Kirchenpflege hörte, dass ich beruflich im Bau tätig bin, und fragte mich», so der heute pensionierte Teamleiter eines Generalunternehmens. «Mit demselben Argument wurde ich in den Gemeinderat gelockt», lacht er.
Etwas vom Interessantesten
Schlendert man mit Luigi Alberti durch den Joner Dorfkern, kann er zu fast jedem Gebäude etwas erzählen. «Die Arealüberbauung des ehemaligen Restaurants Kreuz war etwas vom Interessantesten, was ich je mitgestalten und begleiten durfte», strahlt er. Man merkt, dass er stolz auf das Ergebnis ist.
Die Ortsbildkommission kümmert sich um die Joner Kernzone. Von Anfang an schrieb Alberti das Sitzungsprotokoll und durfte diese Aufgabe auch als Gemeinderat weiterführen. «Es wurden 292 Protokolle», lacht er. Luigi Alberti begleitete sehr viele Bauten und war entsprechend auch häufig an Sitzungen anzutreffen. Bald merkte er, was bei einer Realisierung solcher Bauten durch Private entscheidend ist. «Die Bauherrschaft sollte unbedingt schon sehr früh mit der Ortsbildkommission Kontakt aufnehmen. Also bereits zum Zeitpunkt, wenn erste einfache Skizzen stehen. Investieren die Besitzer bereits in die Planung, kann sie in eine völlig falsche Richtung gehen und das Geld ist damit verschwendet.» Er und die Ortsbildkommission bestehend aus drei ortsansässigen Architekten, Ortsbildgutachter und Bauverwalter, haben immer versucht, praktikable Lösungen zu finden.
Alberti lernte so in der Ortsbildkommission und im Gemeinderat das ganze Dorf kennen. Und merkte auch, dass der Ortsbildschutz etwas Flexibles sein kann. «Fotovoltaikanlagen auf den Dächern waren in der Kernzone zuerst gar nicht möglich. Heute sind sie erlaubt», nennt er ein Beispiel. «Wichtig ist ein harmonisches Gesamtbild der Kernzone, unabhängig von der Art des Umbaus.»
Um den finanziellen Mehraufwand der Liegenschaftsbesitzer bei Umbauten in der Kernzone zu würdigen, half er, einen Anerkennungspreis einzuführen. Dieser wurde bisher dreimal verliehen. «Zudem verfügt die Gemeinde seit Anfang 2025 über ein Beitragsreglement, welches ermöglicht, Mehrkosten für Bauvorhaben in der Kernzone mit einem maximalen Zuschuss von 40 000 Franken zu unterstützen. Diese Mittel wurden von der Gemeinde entsprechend im Budget eingeplant. Wer in den Genuss davon kommen will, muss einen Antrag stellen. Das Interesse ist da», freut sich Luigi Alberti. Als Beispiel für Mehrkosten nennt er die Substanzerhaltung und das Eindecken mit Biberschwanzziegel, die in der Kernzone eingesetzt werden müssen. «Sie sind deutlich teurer als normale Flachdachziegel.»
Stets ein respektvoller Umgang
Beim Ressortverantwortlichen für Hoch- und Tiefbauten Alberti gingen aber auch alle Gestaltungspläne ausserhalb der Kernzone über den Tisch. «Entscheidend waren und sind dabei öffentliche Wettbewerbe, weil dadurch verschiedene Ansichten und Varianten entstehen.» Auch die Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) lag in Albertis Verantwortung. «Das war eine Riesenübung, welche über mehrere Jahre dauerte. Es gab viele Einwendungen.» Der Noch-Gemeinderat hat dafür grosses Verständnis. «Die BNO-Regeln sind für die Eigentümer verbindlich und oft einschneidend», weiss er. «Ich erachte es als nicht selbstverständlich, dass sich die Bevölkerung dem Gemeinderat gegenüber stets respektvoll verhielt, auch wenn sie teilweise anderer Meinung war.»
Er bezeichnet die Zusammenarbeit im Gemeinderat, in der Ortsbildkommission und mit den Einwohnern als menschlich bereichernd. «Der Gemeinderat und die Ortsbildkommission haben als Team immer gut funktioniert.» Ambitionen für das Amt des Gemeindeammanns oder Vizeammanns hatte er nie. «Mir ging die Arbeit auch ohne diese Ämter nie aus. Zudem haben wir mit Philipp Ackermann einen Ammann, der sein Amt blendend ausführt», lobt ihn Luigi Alberti. «Ich schätzte es sehr, dass es im Gemeinderat immer um die Sache ging und um ein kritisches Miteinander. Wir verschwendeten keine Energie für Grabenkämpfe.»
Projekte weiterführen
Ende Jahr endet nun die Amtszeit von Luigi Alberti. «Ich fahre sicher wieder häufiger Velo. Mir liegt das Biken, das Rennvelofahren und das ausdauernde Wandern. Ich fühle mich in Jonen zu Hause.» Dass er jetzt das Ortsbürgergemeinderecht erhalten hat, ehrt ihn.
Luigi Alberti möchte sein Amt sauber übergeben. Letzte Sitzungen stehen im Dezember noch an. Für die Renovation des Gemeindehauses seien sie jetzt in der Detailplanung. «Wir haben versucht, sämtliche Beteiligten einzubinden. Das finde ich enorm wichtig.» Drei Wochen vor der «Gmeind» im Mai 2026 werde es darüber eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung geben. «Ziel ist, den Kredit an dieser ‹Gmeind› durchzubringen, damit das Gemeindehaus 2028 bezugsbereit ist», so Alberti.
Er selbst wird dann schon länger nicht mehr im Amt sein. Das stört ihn nicht. Mit Interesse wird er jedoch die Vollendung verfolgen und geniessen. Dasselbe gilt für den Hochwasserschutz. Denjenigen in der Kernzone durfte er selbst mit umsetzen. Die Planung für den letzten Teil zwischen Mattenhofbrücke und Reuss beginnt noch in diesem Jahr. «Die Startsitzung erlebe ich wohl noch als Gemeinderat – und bin dann weg. Ich kann gut abgeben», lacht er.
Und noch ein Projekt liegt ihm am Herzen. «Als letztes Projekt durfte ich den Kinderhort begleiten. Mit diesem schafft Jonen einen wunderbaren Ort für die Betreuung von Kindern», strahlt er.

