Mit und für die Musik leben
23.08.2024 Region Unterfreiamt, VillmergenOtto Sorg ist seit 70 Jahren aktives Mitglied der Musikgesellschaft Villmergen
Für Otto Sorg ist die Musik, neben der Familie, ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Als erster Musikant der Musikgesellschaft Villmergen erhielt er die höchstmögliche Ehrung ...
Otto Sorg ist seit 70 Jahren aktives Mitglied der Musikgesellschaft Villmergen
Für Otto Sorg ist die Musik, neben der Familie, ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Als erster Musikant der Musikgesellschaft Villmergen erhielt er die höchstmögliche Ehrung zum eidgenössischen Ehrenveteranen SBV für 70 Jahre aktives Musizieren.
Monica Rast
Er sammelt Ehrennadeln wie andere Medaillen – Otto Sorg Senior. «Wenn ich alle tragen würde, sähe ich aus wie ein General», meint der 86-Jährige lachend. Seit 70 Jahren ist er aktiv in der Musikgesellschaft Villmergen. Nicht nur als Musikant, sondern auch 20 Jahre als Aktuar und Mitglied der Musikkommission. «Jetzt bin ich nur noch ein Mitläufer», meint er schmunzelnd.
Otto Sorg sitzt im Garten und erzählt aus seinen Anfangsjahren. Damals, als er 1950 in die Bezirksschule Wohlen kam. Zu dieser Zeit war es üblich, dass die Jungs in der Kadettenmusik mitmachten. «Wir waren der erste Jahrgang, der dort ausgebildet wurde.» Zuerst gab es Notenunterricht und etwas später das Instrument. «Ich bekam damals eine Trompete.» Jeden Donnerstagmittag ging es mit den Tambouren über die Steingasse in den Wald, wo heute der Vitaparcours beginnt. Der erste Auftritt kam bei der Gründung des Vereins ehemaliger Bezirksschüler. «Man kann sich vorstellen, wie das klang, nach nur einem Jahr Musikunterricht», sagt Sorg und verzieht ein wenig das Gesicht.
Kein Turner, aber dafür Musiker
Im Gegensatz zu seinem Vater war Otto Sorg im Turnen nicht begabt. «Ich bi es chlises Bürschtli gsii», erzählt er. Und die Musik habe ihm schon immer gefallen. Seit den ersten Stunden im Kadettenkorps (spätere Jugendmusik) ist er mit Leib und Seele Musiker und der Musikgesellschaft Villmergen treu ergeben. «Für ihn kam immer zuerst die Musik», meint seine Frau Hildegard, «die Familie stand hinten an. Wir mussten manchmal auf ihn warten.» Doch Otto Sorg verneint dies sofort. Sichtlich stolz erzählt er von seiner Familie. «Meine Frau spielte Handorgel, als sie jung war, und wir haben immer wieder zusammen an Familienfesten gespielt.» Doch er gibt zu, dass er schon sehr eingebunden war. Und dies nicht nur in der Musikgesellschaft. Da waren noch die Fasnachtsgesellschaft und der Schützenverein. «Es hat wohl niemand so viele Protokolle geschrieben wie ich», meint er augenzwinkernd.
Eine Chronik zum Vereinsjubiläum
Dank ihm verfügt die Musikgesellschaft nun über eine Chronik zum 150-Jahr-Jubiläum. Dabei hat er herausgefunden, dass sein Grossvater, ebenfalls Otto Sorg, 1880 das erste Protokoll geschrieben hat. Damals wurde die heutige Musikgesellschaft noch unter «Schnurrantia» geführt. «Interessant ist, dass meine Unterschrift sehr der seinen ähnelt.» In all den Jahren hat er nicht nur die Geschichte der Musikgesellschaft Villmergen anhand von Protokollen zusammengetragen, sondern die Chronik auch mit vielen Anekdoten ergänzt. Ein besonderes Erlebnis waren die zwei Reisen nach Holland an das Weltmusikfest 1962 und 1966. Als Stationsbeamter auf dem Bahnhof Wohlen hatte Otto Sorg beste Referenzen, um die Reise nach Holland mit dem Zug zu planen. «Das war schon ein Höhepunkt», erinnert er sich, «vor 30 000 Zuschauern Marschmusik zu spielen».
Heute ist die Marschmusik hingegen out. «Obwohl ich einen schönen Marsch immer noch gerne spiele, kann man an einem Konzert mit solchen Stücken nicht mehr glänzen.» Rock und Pop sind heute bei den Auftritten angesagt. «Ich habe nichts dagegen. Es ist wichtig, dass man mit der Zeit geht.»
Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins war auch, dass man sich an der GV um 1980 dazu entschied, Frauen aufzunehmen. Die bis dahin geführte Blechmusik wurde mit Flötistinnen und Klarinettistinnen ergänzt und man gründete eine Harmonie. «Heute sind so viele Frauen wie Männer im Verein. Und das ist schön.»
Solange es noch geht
Seit rund 20 Jahren spielt Otto Sorg nicht mehr Trompete, sondern S-Horn. gab zu wenig, deshalb bin ich umgestiegen.» Obwohl die Trompete nach wie vor sein Lieblingsinstrument ist.
Wie lange er noch aktiv mitspielt, ist ungewiss. «Für mich ist jedes Konzert das letzte. Wenn die Gesundheit nicht mehr mitmacht, höre ich auf. Aber so lange ich noch mag und nicht nur so tue, als ob ich spiele, bin ich dabei. Wir haben einen so guten Dirigenten, dass ich mich noch freue, Musik zu machen, obwohl ich einer der Ältesten bin.» Nur auf das Mitlaufen an einer Parade verzichtet Sorg inzwischen.
Erst kürzlich wurde ein neues Repertoire einstudiert, was Sorg begrüsste. Dafür verzichtete man sogar auf die Teilnahme am Musiktag in Oberrüti. Nach den Sommerferien stehen die ersten Proben für das Adventskonzert im Dezember an. Dann heisst es wieder täglich üben. Und im Oktober werden die Schulkinder eingeladen, am Projekt «Detektiv Allegro» teilzunehmen. «Es ist eine Art Theaterstück, bei dem den Kindern die Blasinstrumente gezeigt werden.» Es sind viele Erinnerungen in all den Jahren zusammengekommen und es ist ein Vergnügen, dem engagierten Musikanten zuzuhören, wenn er in Erinnerungen schwelgt. Für Otto Sorg ist und wird die Musik immer wichtiger Bestandteil sein.