Lounge zum Lernen und Chillen
17.04.2025 Region Unterfreiamt, VillmergenDie Firma Planzer entwickelt neue Ideen, wie sie guten Nachwuchs findet und auch hält
Am Standort Villmergen hat das Unternehmen Planzer neue Ausbildungsräume für ihre Lernenden geschaffen. Wie viele andere Unternehmen versucht die Firma damit noch ...
Die Firma Planzer entwickelt neue Ideen, wie sie guten Nachwuchs findet und auch hält
Am Standort Villmergen hat das Unternehmen Planzer neue Ausbildungsräume für ihre Lernenden geschaffen. Wie viele andere Unternehmen versucht die Firma damit noch attraktiver auf junge Menschen zu wirken und für die Zukunft gut ausgebildetes Fachpersonal zu gewinnen.
Britta Müller
Im vergangenen November berichtete das Schweizer Fernsehen, dass die Anzahl Jugendlichen, die eine Lehre begonnen haben, in den letzten Jahren zwar gesunken ist, zwischenzeitlich aber wieder ansteigt. Eine Aussage, die örtliche Ausbildungsbetriebe wird. Nichtsdestotrotz bleiben
Freiamt noch Lehrstellen für den Start im Sommer 2025 frei.
So auch bei Planzer in Villmergen. «Auch wir sind noch auf der Suche nach gutem Nachwuchs, merken aber, dass junge Menschen oft nicht wissen, was sie werden wollen, das örtliche Ausbildungsangebot nicht kennen oder eine schnelle Karriere anvisieren» sagt Michael Haas. «Vielen ist nicht bewusst, was man mit einer Lehre alles werden kann.» Er selbst hat 2011 zuerst mit einer Ausbildung zum Logistiker bei Planzer begonnen, um sich dann innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln. Heute ist er Qualitätsverantwortlicher und Berufsbildner am Standort Villmergen und derzeit für 18 Lernende verantwortlich.
Attraktiver Arbeitgeber sein
Um weiterhin gute Lernende zu finden, hat sich Haas mit der Frage beschäftigt, wie junge Menschen aus der Region für eine Ausbildung gewonnen werden können und Planzer als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Dabei ist es wichtig, während der Lehrzeit beste Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten und zu überzeugen. Neben einem ordentlichen Ausbildungssalär bietet das Unternehmen einen Strauss an attraktiven Angeboten. Da wären im ersten Lehrjahr acht Wochen Ferien, Lehrlingslager und -ausflüge, Sprachkurs und Kostenübernahmen für Berufskleidung, Halbtax und Schulmaterial, um nur einiges zu nennen. Das Unternehmen bietet durch flache Hierarchien und eine Du-Kultur schnell eine persönliche Nähe zu den Lernenden.
Aber reicht das alles aus, um attraktiv zu wirken? Wie kann ein Ausbildungsbetrieb in Villmergen in der Region auf junge Menschen zugehen? «Wir sind auf den örtlichen Berufsmessen, stellen uns dort mit den Lernenden vor, klären auf und beantworten viele Fragen, was die jungen Menschen beschäftigt», erklärt Haas und fügt an: «Auch auf den Social-Media-Kanälen wie zum Beispiel TikTok oder Instagram zeigen sich unsere Lernenden und berichten, wie ihre Ausbildung abläuft und was sie alles bei uns erleben.» Viele Unternehmen machen dies zwischenzeitlich, aber man müsse offen für weitere innovative Ideen sein.
Lernende miteinbezogen
Nachdem am Standort Villmergen Räumlichkeiten frei wurden, zögerte die Filialleitung nicht lange und entschied, diese für die Ausbildung und interne Unterstützungsprogramme zu nutzen. Für was genau die Räume sein sollen, beschloss nicht die obere Führungsetage allein, auch die 18 Lernenden wurden eng miteinbezogen. Zur Zielsetzung sammelten und analysierten die jungen Auszubildenden ihre Wünsche und Bedürfnisse: Es sollte ein cooler Raum zum Lernen und Platz für Gruppenarbeiten entstehen, der aber auch zum Sich-Zurückziehen und Durchschnaufen genutzt werden kann.
Das Konzept der Lernenden überzeugte. Und schnell wurde nach deren Vorstellungen teils mit den Unternehmensfarben und verschiedenen Firmenlogos der Raum gestaltet, gestrichen und eingerichtet. Neben zwei modern ausgestatteten PC-Arbeitsplätzen steht nun auch ein grosser TV-Screen sowie ein hoher Besprechungstisch mit Barhockern für Gespräche und Gruppenarbeiten zur Verfügung. Auch wurde im Raum ein Lagersystem mit Waren nachgebaut, an dem die Auszubildenden in Ruhe erlernen und ausprobieren können, wie der digitale Umgang mit Waren zur Lagerung als auch für den Transport erfolgt. Damit soll ihnen der Weg in den wirklichen Praxisbetrieb erleichtert werden.
Soll sich wohlfühlen
«Wir schulen hier praxisnah und bereiten die Lernenden somit für die späteren Prüfungen und die künftige Arbeitswelt vor», erklärt Haas. «Neben besten Ausbildungsbedingungen ist es unser grösstes Anliegen, die guten Ausgebildeten selbstverständlich später auch bei uns zu halten.»
Dazu gehört es eben auch, dass man sich im Unternehmen wohlfühlt. So darf der neue Ausbildungsraum auch Platz zum Krafttanken und Pausieren bieten. Ein Tischkicker lädt zum sportlichen Wettbewerb zwischendurch ein, ein Kühlschrank bietet gekühlte Getränke und eine Couch ermöglicht auch mal das Ausruhen, was von den Lernenden geschätzt wird. «Mir gefällt der Raum und es hat mir Spass gemacht, diesen mitzugestalten» sagt Giuseppe Cecere – er will Logistiker werden und befindet sich im ersten Lehrjahr. Auch Culian Siva, der sich zum Logistiker ausbilden lässt und im 3. Lehrjahr ist, schätzt den Raum. «Man findet dort die Ruhe zum Lernen, die manchmal im Betrieb nicht vorhanden ist.»
Ämtliplan regelt Unterhalt
Zur Raumeinweihung im Januar diesen Jahres unterzeichneten die Auszubildenden einen gemeinsamen Vertrag, wie sie den Raum künftig nutzen und behandeln wollen. Dazu gehört es eben auch, diesen ordentlich zu verlassen und auf das darin befindliche Equipment aufzupassen – ein Ämtliplan überträgt hier an jeden Lernenden regelmässig die Verantwortung zu schauen, dass sich alles im korrekten Zustand befindet. «Ich hätte so eine Möglichkeit für meine Ausbildung auch cool gefunden», sagt Miguel Ferreira. Er hat bereits 2015 seine Ausbildung zum Logistiker absolviert und führt fort: «Aber ich darf mich nicht beschweren, ich durfte in der Vergangenheit meine Fussball-Profizeit beim FC Wohlen damals mit einem 50-Prozent-Pensum bei Planzer bestreiten.» Auch hier zeigt es sich, dass neben einer klassischen Ausbildung und späteren Anstellung Unternehmen heutzutage innovativ sein müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein und damit einen wichtigen Beitrag für den regionalen Wirtschaftsstandort zu leisten.
Wer noch keine Lehrstelle für Sommer 2025 und Interesse am Logistikund Transportgeschäft hat, kann bei Planzer fündig werden. Der Standort Villmergen bildet in den Bereichen Logistik, Strassentransport, Betriebsunterhalt und kaufmännischen Beruf aus. Dazu gibt es in den über 60 Unternehmensstandorten in der Schweiz Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Gibt es dort auch Ausbildungsräume für die Lernenden? «Nein, wir in Villmergen sind meines Wissens in der Planzer-Gruppe die Ersten, die so etwas umgesetzt haben», erklärt Haas . «Aber sollte es sich positiv bestätigen, wird sicherlich die ein oder andere Filiale diesen Erfolgsfaktor für noch mehr Attraktivität auch für sich nutzen.»