«Jeder Todesfall ist einer zu viel»
28.10.2025 Wohlen, Verkehr, JugendJugendsession: Referat einer Spezialistin von RoadCross, dem Kompetenzzentrum für Verkehrssicherheit
Er war informativ und lehrreich. Der Vortrag von Leslie Holenstein von RoadCross sollte die jungen Menschen sensibilisieren. In einem Punkt ist ihr dies hoffentlich ...
Jugendsession: Referat einer Spezialistin von RoadCross, dem Kompetenzzentrum für Verkehrssicherheit
Er war informativ und lehrreich. Der Vortrag von Leslie Holenstein von RoadCross sollte die jungen Menschen sensibilisieren. In einem Punkt ist ihr dies hoffentlich gelungen: Die Ablenkung durch das Handy kann im Strassenverkehr schwerwiegende Folgen haben.
Daniel Marti
«Unfälle sind meist keine Zufälle», sagt Leslie Holenstein, die Fachspezialistin für Prävention bei der Stiftung RoadCross Schweiz. Sie rüttelte mit ihrem Referat zur Verkehrssicherheit die jungen Menschen an der Jugendsession auf. Sie informierte, stellte Vergleiche an, zeigte Statistiken und sie fragte kritisch. Wer denn lieber einen Unfall als ein geiles Leben wolle, fragte sie beispielsweise. Die Antwort liegt auf der Hand. Und so wollte sie von den Jugendlichen wie auch von den erwachsenen Politikerinnen und Politikern wissen, ob denn 250 Tote im Jahr viel oder wenig seien. Ihre Antwort ist logisch: «Jeder Todesfall ist einer zu viel.» Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz 34 590 Verkehrsunfälle gezählt. Dabei gab es 4000 Schwerverletzte und 250 Tote zu beklagen. Wer nach einem Unfall 72 Stunden und mehr in einem Spital verbringen muss, gilt statistisch gesehen als schwer verletzt.
Ablenkung durchs Handy verursacht viele Unfälle
Und hier setzt RoadCross ein. Die Stiftung will korrektes Verhalten fördern, für Risiken sensibilisieren, nach Unfällen helfen. Die Stiftung RoadCross Schweiz ist das Kompetenzzentrum für Verkehrssicherheit. Sie setzt sich auch für eine sichere Mobilität ein – also gerade richtig für viele Infos an der Jugendsession. Kommt hinzu, dass an der Jugendsession schon sehr oft gefordert wurde, man möge doch das Alter für die Autofahrprüfung auf 16 Jahre runtersetzen. Ein Anliegen, das natürlich nicht zum Kompetenzbereich einer Jugendsession zählt. Die vielen wertvollen Informationen von RoadCross sind bei den Jungen am richtigen Ort.
Und welches sind die häufigsten Ursachen, die zu einem Unfall im Verkehrsbereich führen, wollte Leslie Holenstein wissen. Die Ablenkung durch das Handy steht da ganz oben auf der Liste. «Dies ist einer der häufigsten Gründe, die vor allem bei Jugendlichen zu Unfällen führen», so Holenstein. Alkohol, Drogen und zu hohes Tempo sind die weiteren Gründe. Holenstein ging mit ihrem Referat natürlich auf Augenhöhe der Oberstufenschülerinnen und -schüler. Wer denn schon zu zweit oder zu dritt auf einem E-Scooter unterwegs war, wollte sie wissen. Fast alle. Und dass man ein E-Trottinett erst ab 14 Jahren fahren darf, wussten längst nicht alle.
Risiko und Gruppendruck
Eine weitere Statistik zeigt, dass junge Menschen recht oft in Verkehrsunfälle verwickelt sind. In den Jahren 2020 bis 2024 war es die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen über 3500 Mal. Am meisten war dies mit dem Auto der Fall (1520), gefolgt vom Motorrad (1325), vom Fahrrad (325), am wenigsten Unfälle gab es hier mit jungen Fussgängern (267).
Und welches ist das sicherste Verkehrsmittel? Die Bahn. Irgendwie logisch. Laut Holenstein ist die Bahn 166-mal sicherer als das Auto, 2088mal sicherer als das Fahrrad und 4806-mal sicherer als das Motorrad. Und genau das ist bei den Jugendlichen am höchsten im Kurs. Weil das Motorrad halt Freiheit bedeutet und die jungen Menschen bereits mit 16 die Prüfung für eine 125-ccm-Maschine erlangen können – notabene für ein Verkehrsmittel, das über 100 km/h schnell ist.
Leslie Holenstein widmete sich zuletzt den Gefahren, die sich mit dem Verhalten der Lenker beeinflussen lassen. «Risikofreudiges Verhalten führt dazu, dass man spontane Entscheidungen fällt», warnte sie. Und diese Entscheidungen können dann auch leichtsinnig sein. Gruppendruck habe ebenso Einfluss aufs Verhalten, meistens einen negativen Einfluss. Die Fragen «Wer ist besser oder wer ist mutiger?» sind laut Holenstein meistens nicht förderlich.
Hände weg von Alkohol
Und der Alkohol ist nun mal ein schlechter Begleiter im Strassenverkehr. Nur schon ein erstes Bier, ein erster Wodka reicht, damit Einschätzungen schwierig werden können. «Das kann Einfluss haben aufs Fahrverhalten.» Bei Jugendlichen liegt die Promillegrenze bei 0,01. Mehr ist nicht gestattet, wenn man beispielsweise mit Lernfahrausweis unterwegs ist. Bei Erwachsenen liegt die Grenze bei 0,5 Promille. Bei dieser Menge gibt es bereits eine Busse, nur bis 0,499 Promille kommt man ohne Busse weg.
Mehr als ein Glas Wein oder ein Bierchen mag es halt nicht leiden. Denn die Gefahren lauern recht schnell. Bereits ab 0,2 Promille können sich Konzentrationsvermögen und Bewegungskoordination verschlechtern, ab 0,5 Promille werden die Reaktionen immer langsamer, dafür steigt die Risikobereitschaft. Darum: Wer sich im Strassenverkehr bewegt, Hände weg vom Alkohol. Das gilt selbstverständlich für Erwachsene und Jugendliche.


