Figuren zum Leben erwecken
14.03.2023 Region Unterfreiamt, SarmenstorfDer Sarmenstorfer Ady Meili tritt als Theaterautor in die Fussstapfen seines Grossvaters
Am 21. April lädt das «Volley Theater Bettmuh» zur Premiere des neuen Stücks «Besch Pirat». Es stammt wie gewohnt aus der Feder von Ady Meili. Inzwischen ...
Der Sarmenstorfer Ady Meili tritt als Theaterautor in die Fussstapfen seines Grossvaters
Am 21. April lädt das «Volley Theater Bettmuh» zur Premiere des neuen Stücks «Besch Pirat». Es stammt wie gewohnt aus der Feder von Ady Meili. Inzwischen werden seine Geschichten auch auf anderen Bühnen gespielt. «Das ist jedes Mal ein besonderes Gefühl», sagt er.
Chregi Hansen
Alles wartet auf den Auftritt von Klaus Störtebeker, doch der berühmt-berüchtigte Pirat erscheint nicht. Er kämpft gerade hinter der Bühne mit seinem Kostüm. «Musstest du ihm unbedingt beide Hände durch einen Haken ersetzen?», fragt Regisseurin Janine Meier den Autor Ady Meili. Doch der grinst nur. Natürlich braucht der Störtebeker zwei Haken statt Hände. Sonst wäre es ja nichts Besonderes.
Schreiben für sich selbst
«In einer Komödie müssen die Figuren alle ein Flick weg haben. Ganz normalen Menschen auf der Bühne zuzuschauen, wäre doch langweilig», erklärt Meili. Und darum hat auch jede Person in seinem neuen Stück «Besch Pirat» ihre Eigenheiten – von der Frankophobie bis zum falschen Dialekt. «Das macht sie am Schluss liebenswert», ist der Autor überzeugt. Und sorgt dafür, dass sie in der Erinnerung des Publikums bleiben. Meili nimmt sich beim Schreiben viel Zeit, sich den Hintergrund der von ihm erfundenen Figuren auszumalen. Er mag es, sie zu erschaffen und in seinem Geist auf eine Bühne zu stellen und zuzuschauen, wie sie interagieren. Das heisst aber nicht, dass die Rolle sich nicht entwickeln darf. «Ich habe nichts dagegen, wenn sich bei den Proben noch etwas ändert», sagt der Sarmenstorfer.
Und das ist sein Vorteil gegenüber anderen Stückeschreibern. Ady Meili schreibt in erster Linie für sich selbst. Dass seine Werke mittlerweile auch in einem Theaterverlag angeboten werden, ist eine willkommene Nebenerscheinung. Bisher sind es zwar erst zwei: der «Wältumrunder» und «Camping Happy Texas». Zwei weitere warten aber nur darauf, dass er sie für den Verlag überarbeitet und einreicht. «Bisher fehlt die Zeit», schmunzelt der Geschäftsführer der Meili Production AG in Fahrwangen, einem Familienbetrieb in vierter Generation. Ein fünftes hat der Verlag abgelehnt, das war ihm dann doch etwas zu speziell. «Im Bettwiler Theater mache ich eben alles, was mir Spass macht. Aber für ein Stück in einem Verlag muss man gewisse Kriterien erfüllen. Da muss jede Rolle Sinn machen», erklärt er. Da sei es ein Vorteil, dass er bisher stets bei der Premiere der eigenen Stücke aktiv dabei war. «Da sieht man sofort, ob es funktioniert.»
Er mag es aber auch, wenn andere Theatergruppen seine Werke aufführen. Wenn er Zeit hat, setzt er sich dann gerne ins Publikum. «Es ist immer spannend zu sehen, was andere aus meiner Geschichte machen», erzählt er. Allerdings erfährt er nicht immer im Voraus von den Aufführungen. «Das läuft über den Verlag. Ich sehe dann erst mit der Abrechnung, dass wieder ein Stück von mir aufgeführt wurde.»
«Ruhe, Grossvater schreibt jetzt»
Das Schreiben von Theaterstücken liegt ihm quasi im Blut. Sein verstorbener Grossvater Hans Wälti war ein bekannter Autor und Regisseur. 65 Stücke listet der Breuninger Theaterverlag von ihm auf, viele werden heute noch gespielt. Ady Meili erinnert sich gut an seine Kindheit. Wie das Theater stets präsent war. Wie er früh zu Aufführungen mitgenommen wurde und er immer gestaunt hat, wie aus den Figuren auf der Bühne nach dem Stück normale Menschen wurden, die mit ihm am Tisch plauderten. Und dass es oft hiess, man solle den Grossvater jetzt in Ruhe lassen, er sei gerade am Schreiben.
Das sei der Unterschied zwischen ihnen beiden. «Ihm ging es vor allem ums Schreiben, mir hingegen geht es ums Spielen. Ich schlüpfe gerne selbst in verschiedene Rollen, darum denke ich mir die passende Geschichte dazu aus», so Meili.
«Der Anfang ist einfach»
Und: Er kann in seinen eigenen Stücken Abenteuer erleben, die ihm das richtige Leben vorenthält. Etwa eine Weltreise. Oder mal ein Pirat zu sein wie im neusten Werk. «Ich habe so viele Ideen, die müssen einfach raus», lacht er. Dabei sei es nicht so, dass er von Anfang an im Detail weiss, was alles passieren wird.
«Nicht ich habe die Geschichte im Griff, es ist eher umgekehrt. Ich muss immer wieder Sachen umschreiben. Es gibt Stücke, die sind mir erst im dritten Anlauf gelungen», schaut er auf die bisherige Arbeit zurück. Dabei erinnert er gern an ein Zitat seines Grossvaters: «Der Anfang eines Stücks ist einfach, das kann jeder. Aber die Idee muss dann für anderthalb Stunden reichen.»
Keine alten Bauernkomödien
Die Leute anderthalb Stunden lang unterhalten, das ist auch Ady Meilis Ziel. Wobei er bei aller Blödelei auf der Bühne auch Wert auf eine gute und möglichst originelle Rahmengeschichte legt. «Die alten Bauernkomödien, wo im Minutentakt eine Tür auf- und zugeht und es immer zu Verwechslungen kommt, das ist nicht mein Ding», erklärt er.
Führte er anfangs noch selbst Regie bei den eigenen Stücken, so gibt er die Aufgabe mittlerweile an Janine Meier ab, die wie er auch selbst Stücke schreibt. «Es ist gut, wenn noch jemand von aussen draufschaut. Und Janine hat viel Erfahrung mit Theater», sagt er. Sie selbst mag Meilis Stücke. «Er schreibt sehr präzis. Da muss man nicht mehr viel daran ändern», sagt die Boswilerin.
Noch viele Ideen im Köcher
Endlich hat Störtebeker seine beiden Haken montiert und erscheint auf der Bühne. Und nun kann auch Ady Meili in seinem roten Piratenkostüm loslegen. Man spürt förmlich, wie es dem begeisterten Fasnächtler Spass macht, in eine Rolle zu schlüpfen. Das Theater hat er eben im Blut.
«Und Ideen für weitere Stücke habe ich noch genug», lacht er. Dass es ähnlich viel wird wie bei seinem Grossvater, das glaubt er zwar nicht. Aber Schluss ist sicher noch lange nicht.
Tickets und weitere Infos unter: www.volleytheaterBettMuh.ch.
Premiere am 21. April
Das Volley Theater Bettmuh ist 2004 aus den Reihen des Volleyballclubs Bettwil entstanden. In unregelmässigen Abständen lädt die Gruppe zu neuen Stücken ein. Das erste stammte aus der Feder von Hans Wälti, die letzten alle von Ady Meili, eines haben Grossvater Wälti und Enkel Meili gemeinsam geschrieben.
Diesen Frühling feiert nun Meilis neues Stück «Besch Pirat», ein Comedytheater in zwei Akten, Premiere. Die kleine Insel Castaway Cay wurde als piratenfrei erklärt und soll dies unter der neuen Gouverneurin auch bleiben. Denn ihr neuer Partner, Rupert Disney, will aus der Insel eine Touristenattraktion mit Piratenambiente machen. Nur eben ohne Piraten. Bloss doof, dass es plötzlich vor Piratenlegenden nur so wimmelt. Und nicht alle von ihnen sind harmlos. Aber auch nicht alle richtig schlau. Und der eine oder andere ist schon gar nicht das, was mancher meint.
Darf Carla, die Barbesitzerin, ihre Bar auch weiterhin selbst gestalten? Wo hat Klaus seine Hände verloren? Wie sieht die Zukunft des Händlers Stan unter der neuen Führung aus? Und warum spricht Henry so komisch? Dies und mehr wird das Publikum im Laufe des Abends erfahren. Die Premiere findet am 21. April in der Mehrzweckhalle Bettwil statt. Weitere Vorführungen gibt es am 22., 26, 28. und 29.April. --chh