Es hat einfach nicht gepasst
03.10.2025 Region Unterfreiamt, JugendPilotprojekt «Offene Jugendarbeit Oberes Seetal – Seengen» endet im kommenden Sommer
Die Meldung kam für ganz viele überraschend. Die Jugendarbeit Oberes Seetal wird nach der Pilotphase eingestellt. Ganz so unerwartet ist der Schritt nicht, wurde ...
Pilotprojekt «Offene Jugendarbeit Oberes Seetal – Seengen» endet im kommenden Sommer
Die Meldung kam für ganz viele überraschend. Die Jugendarbeit Oberes Seetal wird nach der Pilotphase eingestellt. Ganz so unerwartet ist der Schritt nicht, wurde die Pilotphase bereits von drei auf vier Jahre verlängert. Trotzdem ist die Mehrheit der Gemeinden vom Gebotenen nicht überzeugt.
Chregi Hansen
Sarmenstorfs Vizeammann Magnus Döbeli ist keiner, der um den heissen Brei redet. «Es geht nicht um das Geld. Aber die Chemie hat einfach nicht gestimmt», sagt er, angesprochen auf das bevorstehende Ende der offenen Jugendarbeit im oberen Seetal. «Wir von der Kommission haben viel mit den Leuten vom VJF diskutiert und unsere Kritik angebracht. Aber wir hatten nicht das Gefühl, dass sich etwas ändert», so Döbeli weiter.
Der Sarmenstorfer Vertreter in der Kommission bedauert dies. Als dem Pilotbetrieb vor vier Jahren zugestimmt wurde, war er noch nicht im Gemeinderat. Aber er war an der «Gmeind» dabei und habe ebenfalls zugestimmt. Für ihn stimmen Aufwand und Ertrag nicht in diesem Projekt. Es würden mit viel Geld nur wenige Junge erreicht. Ihn stört vor allem das Unverbindliche. Dass beispielsweise die Wünsche der Jugendlichen aufgenommen und etwas organisiert werde, diese dann aber nicht erscheinen. Oder das zu wenig Einsatz spürbar war. «Im Treff in Fahrwangen wurde eine neue Küche eingebaut. Warum hat man nicht eine gebrauchte Küche gesucht und sie mit den Jungen zusammen eingebaut?», macht er ein Beispiel. Mit einigen wenigen Jugendlichen in den Europapark zu fahren oder Game-Events zu organisieren, das sei nicht die Jugendarbeit, welche sich die Kommission vorstellt. Denn Gamen würden die Jungen ja auch zu Hause.
Zwei Treffs für fünf Gemeinden
Ein weiteres Problem seien die personellen Wechsel und die geografische Situation. Fünf Gemeinden sind im Projekt dabei: Bettwil, Fahrwangen, Meisterschwanden, Sarmenstorf und Seengen. Jugendtreffs gibt es nur in Fahrwangen und Seengen. Diese sind teilweise nur schwer zu erreichen für die Jungen aus anderen Gemeinden. «Wir wollten abwarten, ob sich mit dem Start der neuen Oberstufenzentren in Fahrwangen und Seengen etwas ändert. Aber das ist nicht der Fall», sagt Döbeli. In den Orten ohne Treff sei die Jugendarbeit zu wenig spürbar gewesen. Wobei es auch Positives gab, wie der Sarmenstorfer Gemeinderat betont. Das Konzept der offenen Turnhalle sei super. «Aber ich bin überzeugt, dass dies auch unsere Vereine abdecken können», sagt er.
Bettwil und Meisterschwanden ebenfalls unzufrieden
Auch in anderen Gemeinden ist eine Unzufriedenheit spürbar. «Leider war das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht angemessen», sagt die Bettwiler Gemeinderätin Claudia Gauch. «Für die Gemeinde Meisterschwanden waren der direkte Nutzen zu gering und auch die Präsenz vor Ort zu wenig spürbar», sagt Amtskollege German Ettlin. Der Entscheid sei kein Schnellschuss und der Kommission auch nicht leichtgefallen, fügt er an. «Genau darum haben wir das Pilotprojekt ja um ein weiteres Jahr verlängert, um die gesteckten Ziele besser zu erreichen und eine fundiertere Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Eine definitive Überführung in den Regelbetrieb stand jedoch für uns – im Verhältnis von Kosten und Nutzen – nicht im Einklang. Schweren Herzens haben wir uns deshalb entschieden, das Projekt zu beenden», so Ettlin.
Fahrwangen trägt den Entscheid mit, auch wenn man hier bessere Erfahrungen gemacht hat. «Wir als Standortgemeinde des Jugendtreffs und der regionalen SeReal haben wahrscheinlich am meisten profitiert. Wir hätten gerne eine Lösung gefunden, diese weiterzuführen. Fahrwangen ist jedoch nicht in der Lage, dieses Angebot alleine zu ermöglichen. Aus diesem Grund haben wir uns dem Mehrheitsentscheid der Jugendkommission angeschlossen», sagt Gemeinderat Mario Stirnimann.
Alle vier Gemeinden betonen aber, dass man nach einer Lösung für die Zukunft sucht. «Alle Jugendkommissionsmitglieder sind der Meinung, dass ein regionales Projekt weiterhin angestrebt werden soll, jedoch in einer anderen Form. Aus diesem Grund soll die Kommission nicht aufgelöst werden, sondern weiterhin bestehen bleiben», erklärt Gemeinderätin Gauch. Meisterschwanden wiederum prüft und erarbeit derzeit eine Anschlusslösung, die ihren Jugendlichen im Dorf echten Mehrwert bringen soll. Sarmenstorf will das Gespräch mit den Vereinen suchen und sie mehr in die Pflicht nehmen. Stirnimann betont, dass Fahrwangen weiterhin konstruktiv in der Jugendkommission mitarbeiten wird, um eine adäquate Lösung für eine regionale Jugendarbeit zu finden. «Die Jugendlichen sind heute nicht mehr nur in ihrer Heimatgemeinde unterwegs. Insbesondere durch die verschiedenen Oberstufenstandorte ist die Jugendarbeit keine Aufgabe, die nur lokal angegangen werden kann», ist er überzeugt.
Wegfall wird von vielen bedauert
Der Verein für Jugend und Freizeit (VJF) bedauert das Aus, wie Luca Baldelli als Mitglied der Geschäftsleitung erklärt. Auch wenn es nicht ganz überraschend kam. «Wir haben schon an der Sitzung im Mai gespürt, dass so etwas passieren kann», sagt er. An der nächsten Sitzung sei dann nur noch der Entscheid der Kommission präsentiert worden. Baldelli findet den Schritt schade. «Wir hatten den Eindruck, dass wir in den letzten Jahren etwas aufbauen konnten. Die Rückmeldungen waren mehrheitlich positiv.» Er selber hätte es sich sehr gewünscht, dass es klappt, ist er doch selbst in Sarmenstorf aufgewachsen und war bei der Bedarfsabklärung und beim Aufbau stark involviert. «Als Jugendlicher in Sarmenstorf hätte ich mir damals ein solches Angebot immer gewünscht», gibt er zu.
Die Kritik der Gemeinden kann er nur zum Teil nachvollziehen. Die Arbeit richte sich eben gerade auch an Jugendliche, die nicht in den Vereinen sind. «Wir sehen die Offene Jugendarbeit nicht als Konkurrenz zu den Vereinen, sondern als Ergänzung», sagt er. Aber es brauche Zeit, die Jungen zu erreichen und zum Mitmachen und Mitbestimmen zu gewinnen. Die Besucherzahlen in den Treffs und bei den verschiedenen Anlässen bezeichnet Baldelli als positiv. «Wir waren auf einem guten Weg», ist er überzeugt. Und viele würden das Ende bedauern. «Wir haben im September unsere Klassenbesuche und Elternapéros durchgeführt und mussten berichten, dass es das Angebot nur noch bis nächsten Sommer gibt.» Viele – sowohl Jugendliche als Eltern – hätten sehr enttäuscht reagiert und den Entscheid nicht verstanden.
Für sauberen Abschluss sorgen
Letztlich sei es aber das Prinzip eines Pilotprojekts, dass man auch zur Ansicht kommen kann, dass sich ein definitiver Betrieb nicht lohnt. Das gelte es zu akzeptieren. Für den VJF falle jetzt im Sommer ein relativ grosses Mandat weg. «Ich bin aber optimistisch, dass wir für alle Mitarbeitenden eine Lösung finden», betont Baldelli. Leid tue es ihm hingegen für die Jungen, «denn bei ihnen liegt unser Fokus.» Das Team jedenfalls werde bis im Sommer weiterhin ein breites Programm für sie anbieten. Wie es in den fünf Ortschaften danach weitergeht, ist unklar. Es liegt jetzt an den Gemeinden, eine Lösung zu präsentieren.