Ein etwas anderes Podium
16.09.2025 Muri, Jugend, PolitikDie sechs Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat stellen sich Fragen von Jugendlichen
Die Jugend mehr in die Politik einbinden, ihre Meinung abholen. Es sind zwei von vielen Themen am Podium mit rund 90 Jugendlichen der Sek und Real Muri. Wählen ...
Die sechs Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat stellen sich Fragen von Jugendlichen
Die Jugend mehr in die Politik einbinden, ihre Meinung abholen. Es sind zwei von vielen Themen am Podium mit rund 90 Jugendlichen der Sek und Real Muri. Wählen können sie alle noch nicht, die Kandidatinnen und Kandidaten auf Herzblut prüfen hingegen schon.
Annemarie Keusch
Es ist nur eine Stunde pro Woche. Und trotzdem ist es ein wichtiges Thema: die politische Bildung. Um Theorie und Praxis zu verbinden und anlässlich des Tages der Demokratie, organisierten die Gemeindekanzlei, die Schulsozialarbeit und die Schule gemeinsam ein Podium. Und alle sechs Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahlen kamen. «Eine riesige Ehre», sagt Sylvia Rodel, Schulleitung SeReal. Moderiert von Schulsozialarbeiter Martin Schneider und Lehrerin Sibylle Merz wurden Hans-Peter Budmiger, Daniel Räber, Herbert Meier, Regula Marthaler, Jörg Weiss und Marlies Laubacher unter die Lupe genommen.
Und die sechs Kandidatinnen und Kandidaten mussten sich beweisen. Auch darin, sich kurzzuhalten. Das Vorstellen durfte maximal eine Minute dauern, einige Fragen durften nur mit einem Satz beantwortet werden. Warum sie in der Mitte ist? Marlies Laubacher, Mitte: «Weil ich gerne Vermittlerin bin.» Wie sich Jugendliche mehr in die Politik einbringen können?
Daniel Räber, Mitte: «In dem sie im Schülerparlament politisieren, mithelfen, ein Jugendparlament zu gründen und nie mehr damit aufhören.» Wie wichtig ist das Thema Digitalisierung in der Schule? Regula Marthaler, SP: «Wichtig, damit die Jugendlichen für die Zukunft gewappnet sind.» Hat er höhere Ziele, als «nur» Gemeinderat zu sein? Herbert Meier, SVP: «Heute nicht.» In welcher Partei er wäre, wenn es die FDP nicht gäbe? Jörg Weiss, FDP: «Dann wohl in der SVP.» Wie er zu Windrädern in Muri steht? Hans-Peter Budmiger, GLP: «In Muri ist das aktuell kein Thema. Jene am Lindenberg befürworte ich.»
Muri soll Spass machen
Natürlich sprachen auch die Schülerinnen und Schüler der 3. Sek- und Realschule die Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten auf die für sie wichtigsten Themen an. Auf die Velowege, auf das Bahnhofareal und ganz aktuell auf Tempo 30. Auch sie fragten nach der Motivation ihrer Kandidatur. «Für ein attraktives Muri, das Spass macht», betonte Hans-Peter Budmiger. Daniel Räber betonte, dass er seine Arbeit weiterführen und die grossen Projekte «z Bode bringen» will. Jörg Weiss ist überzeugt, dass er mit seinen Fähigkeiten Muri weiterbringen kann. Herbert Meier sagte: «Ich mag Leute, das ist eine Grundvoraussetzung für dieses Amt.» Marlies Laubacher sprach vom vernetzten Denken und von ihrem Verhandlungsgeschick, das sie einbringen könne. Und Regula Marthaler hielt fest: «Ich bin eine Teamplayerin und ich will, dass es allen gut geht, ob jung oder alt, ob arm oder reich.»
Beim Diskutieren lernen
Aber es kamen auch andere Fragen. Jene nach dem Lieblingsfach zum Beispiel. Bei Herbert Meier und Hans-Peter Budmiger ist es Turnen, Jörg Weiss nennt Mathematik, Daniel Räber Deutsch, Marlies Laubacher Deutsch und Geschichte und Regula Marthaler Geschichte.
Etwas zu viel im Auto unterwegs
Spannend wurde es auch dann, wenn die Jugendlichen Fragen stellten. Wie sie mit Kritik umgehen könne, wird Marlies Laubacher gefragt. «Mit sachlicher Kritik ist das überhaupt kein Problem. Aber ich muss gestehen, zielt die Kritik auf mich als Person, dann tut mir das sehr weh und es dauert ein, zwei Tage, bis sich das gelegt hat.» Und was ihr Highlight sei in der Politik? «Das Diskutieren. Dabei lernt man sehr viel – andere Meinungen und einen respektvollen Umgang mit ihnen.»
Wie er es schaffe, Kompromisse einzugehen, ohne dabei die eigenen Werte zu verraten, ist eine der an Daniel Räber gerichteten Fragen. «Indem ich meine Positionen bekannt mache, andere Meinungen gut anhöre und Brücken baue. Ich sehe nicht schwarz und weiss. Ich sehe viele Grautöne.» Angesprochen darauf, wie Muri jugendfreundlicher werden könne, meinte Räber, dass diesbezüglich schon vieles gut laufe. «Ich wünsche mir ein Jugendparlament und bessere Radwege.» Nur auf eine Antwort konnte sich Regula Marthaler nicht beschränken, als ein Jugendlicher sie nach dem Thema fragte, das ihr am meisten am Herzen liegt. «Gleichstellung, ein respektvoller Umgang und das Ziel, alle möglichst gleich zu behandeln.» Was sie für den Klimaschutz tut? «Wir haben auf unserem Dach eine Photovoltaikanlage. Ich fliege so wenig wie möglich, kaufe viele Secondhand-Kleider, esse wenig Fleisch und achte auf Regionalität. Aber ich fahre etwas zu viel Auto.» Hans-Peter Budmiger wurde nach den Projekten gefragt, die ihn stolz machen. «Der Pumptrack, der Skatepark, das neue Schulhaus Rösslimatt. Aber ganz allgemein bin ich stolz, dass wir in Muri eine gute Kultur haben, miteinander reden. Wir sind fast zu lieb zueinander.» Wo wird Geld falsch investiert? «Wer nur in den Verkehr investiert, Strassen, Tunnels, Parkplätze baut, der lockt noch mehr Verkehr an. Dieses Geld sollte besser in nachhaltige Lösungen fliessen.»
Umgang mit Steuergeldern
Apropos Verkehr. Hier würde Jörg Weiss sofort etwas ändern, wenn er einen Wunsch frei hätte. «Das Verkehrsaufkommen im Dorf ist gross. Es braucht direkte Velo- und Radwege, um es zu minimieren.» Was ihm als Gemeinderat wichtig wäre? «Dass wir uns gut überlegen, wie wir mit Steuergeldern umgehen. Kostenintensive Projekte gibt es ganz viele.» Eine Jugendliche stellte Herbert Meier die Frage, weshalb die SVP die für ihn richtige Partei sei. «Weil ich bürgerlich denke. Aber ich bin kein Hardliner, politisiere eher am linken Flügel der Partei.» Zudem wurde Meier auf sein Lieblingsrestaurant im Dorf angesprochen. «Die ‹Tomate› und das ‹Rössli›. Aber ganz allgemein würde ich mir wünschen, dass es wieder mehr Restaurants und weniger Frittenbuden gäbe im Dorf.»
In die Jugend hineinversetzen
Natürlich wurden die Kandidaten gefragt, warum die Jugendlichen sie wählen sollten, wenn sie könnten. «Ich habe ein gutes Gespür für die Jungen und ihre Anliegen. Ihre Zukunft ist mir wichtig», sagte Daniel Räber. Regula Marthaler betonte, dass sie den Jugendlichen zuhöre. «Ich packe zu und habe Visionen für ein modernes und vielfältiges Muri.» Jörg Weiss sprach seine Geradlinigkeit und Offenheit an. «Ich kann mich gut in junge Leute hineinversetzen.» Hans-Peter Budmiger betonte, dass er längst nicht alles perfekt mache, aber sicher mit viel Herzblut. Herbert Meier ist überzeugt, dass es im ländlichen Muri einen Landwirt im Gemeinderat braucht, und Marlies Laubacher führte aus, dass sie bewiesen habe, dass sie Projekte nicht nur anpacke, sondern auch abschliesse.
Dass sie wählen und abstimmen sollen, sobald sie 18-jährig sind, war der Appell aller Kandidierenden in Richtung der Jugendlichen. Die erste direkte Verbindung ist nach diesem Nachmittag schon einmal hergestellt.