Die Welt ein wenig besser machen
03.08.2024 Region Unterfreiamt, VillmergenBundesfeier in Villmergen: Jacqueline Wick, Präsidentin Junge Mitte Aargau, über die Freiwilligenarbeit
Der Shotokan Karateclub Villmergen machte als Organisator die Bundesfeier zu einem reinen Festtag. Viel wurde geboten beim Schulhaus Dorf. Die Festrede hielt ...
Bundesfeier in Villmergen: Jacqueline Wick, Präsidentin Junge Mitte Aargau, über die Freiwilligenarbeit
Der Shotokan Karateclub Villmergen machte als Organisator die Bundesfeier zu einem reinen Festtag. Viel wurde geboten beim Schulhaus Dorf. Die Festrede hielt Jungpolitikerin Jacqueline Wick. Sie thematisierte das Milizsystem und die wertvolle Freiwilligenarbeit.
Daniel Marti
Das Trio Ländlerfrönde Freiamt, immer wieder die Musikgesellschaft Villmergen, der Film «Das waren noch Zeiten» und der Jodlerklub Heimelig. Etliche Darbietungen bereicherten die Bundesfeier beim Schulhaus Dorf. «Wir sind ein junger Verein und wollen die Gemeinde unterstützen», sagt Emir Kujundzic, er ist Präsident und Trainer des Shotokan Karateclubs Villmergen. Die Karatekas organisierten erstmals die Bundesfeier und wollten es mit dem reichhaltigen Programm besonders gut machen.
Am Morgen sei dann halt der Besucheraufmarsch nicht so gross gewesen, das sei schade, sagte der Präsident. Aber sonst sei er sehr zufrieden und er hatte auch allen Grund zum Strahlen. Vor allem auch, weil Jacqueline Wick eine erfrischende und interessante Festrede hielt. Und dies vor gegen 100 Besucherinnen und Besuchern. Die 24-Jährige studiert Rechtswissenschaften an der Uni Zürich und sie ist seit sechs Jahren sehr aktiv in der Politik. Sie präsidiert die Junge Mitte des Kantons Aargau, ist Präsidentin der Mitte Bremgarten und Mitglied der Parteileitungen im Bezirk Bremgarten und im Kanton Aargau.
Das Milizsystem stösst an seine Grenzen
Jacqueline Wick weiss also, wovon sie spricht. Sie betonte, dass die Schweiz für die direkte Demokratie, Föderalismus, Neutralität sowie für das Milizsystem und die Freiwilligenarbeit steht. Vor allem das Milizsystem und die Freiwilligenarbeit machte die junge Politikerin in ihrer Rede zum Thema. Beide dienten dem Gemeinwohl, so Wick.
Allerdings entspricht laut Wick das Milizparlament der Bundesversammlung «nicht mehr ganz der Realität». Mitglieder des Nationalrates benötigen durchschnittlich über 60 Prozent einer Vollzeitstelle, um ihr Mandat zu meistern. Mitglieder von kantonalen Parlamenten sind dagegen typische Milizpolitiker, sie wenden durchschnittlich einen Tag pro Woche für ihr Mandat auf. Ganz anders ist dies bei fast allen Vereinen. Sie leben von der Freiwilligenarbeit. «Das sind Frauen und Männer mit verschiedenen Nationalitäten und unterschiedlichem beruflichem Hintergrund, die helfen, wenn es sie braucht.» Freiwilligenarbeit sei eben Arbeit «und nicht einfach ein Hobby. Es ist Arbeit, die nicht bezahlt wird, aber gleichzeitig unbezahlbar ist für unsere Gesellschaft.»
Die Welt verändern, das gelingt kaum
Jacqueline Wick erinnerte daran, dass auch die politischen Parteien gratis arbeiten und die Menschen ihre Freizeit dafür opfern. «Sie alle sind Teil von unserer einmaligen Demokratie.» Die politische Meinung könne zwar sehr unterschiedlich sein, «aber verbunden sind alle durch das politische Engagement. Wir setzen uns ein für das, was gemäss unserer Meinung das Beste für Gemeinde, Kanton und Bund ist.» Ständiges Reklamieren helfe da sowieso nicht weiter, zudem funktioniere eine Gesellschaft nur mit Menschen, «die einander unterstützen und ihren Beitrag zum Wohlergehen von anderen leisten».
Die junge Bremgarterin – sie ist im Reussstädtchen aufgewachsen und fühlt sich dort pudelwohl – motivierte die jungen Menschen, in die Politik einzusteigen. Die Vorurteile gegenüber Jungpolitikerinnen und Jungpolitikern sind ihr bekannt, sie stellen für sie aber kein Problem dar. «Du bist zu jung. Du hast keine Lebenserfahrung.» Das sind nur zwei negative Beispiele, die für sie nicht massgebend sind. «Denn junge Politikerinnen und Politiker haben oft mehr politische Erfahrung als mancher Stimmberechtigte.» Und schliesslich müsse man mal den Einstieg wagen. Die Präsidentin der Jungen Mitte Aargau spricht hier aus Erfahrung – mit 18 wagte sie den Einstieg in die Politik.
Ob Freiwilligenarbeit oder politische Basisarbeit im Milizsystem – solche Einsätze sind wichtig, auch wenn damit nicht immer der grosse Erfolg einkehrt. «Die wenigsten von uns werden mit ihrem Engagement die Welt verändern, aber das ist gar nicht nötig», weiss Wick. Es gehe darum, dass man die Welt von ein paar Menschen ein bisschen besser machen könne.
Das hält die Gesellschaft zusammen
Genau das habe sich auch in den Anfangszeiten der modernen Schweiz ereignet. Aus der alten Eidgenossenschaft ist 1848 der Bundesstaat und die erste direkte Demokratie in Europa entstanden. «Das wäre nie passiert, hätte es keine Leute gegeben, die das Projekt vorangetrieben haben. Leute mit Visionen. Der Erfolg vom Ganzen ist auch dank der Verantwortung von jedem Einzelnen gewachsen.» Jede Person übernehme Verantwortung für sich selber und trage zur Bewältigung von Aufgaben in Staat und Gesellschaft bei, erklärte sie abschliessend. «Es braucht von uns allen individuelle und gesellschaftliche Verantwortung. Dieser unbezahlbare Einsatz hält die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft zusammen.»



