Der Kettensägen-Künstler
25.07.2023 Region Unterfreiamt, DottikonSommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Die Holzfiguren von Pius Wietlisbach
Herzen, Angler, Motorräder, Fussbälle. All das und noch viel mehr kann Pius Wietlisbach mit einer Motorsäge und etwas Holz kreieren. Zahlreiche seiner Kunstwerke ...
Sommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Die Holzfiguren von Pius Wietlisbach
Herzen, Angler, Motorräder, Fussbälle. All das und noch viel mehr kann Pius Wietlisbach mit einer Motorsäge und etwas Holz kreieren. Zahlreiche seiner Kunstwerke sind an der Bünz zu bewundern. Und eines sogar im Ausland.
Josip Lasic
Vier Oscar-Figuren beim Bünzmattschulhaus, ein Osterhase bei der ARA «im Blettler», ein Sportler und ein Esel bei der Dottikon ES. Bei einem Spaziergang der Bünz entlang von Wohlen in Richtung Dottikon begegnet man immer wieder den Holzfiguren von Pius Wietlisbach.
Und selbst wer nicht so häufig der Bünz entlang unterwegs ist, wird vermutlich schon das eine oder andere Werk des Dottikers angetroffen haben. Seine Kunst steht nämlich an zahlreichen Orten in der Region. Wobei er beim Begriff «Kunst» etwas schmunzeln muss. «Es gibt bessere Holzfiguren als meine», sagt er bescheiden. «Ich mache so gut wie alles mit der Motorsäge. Den Aufwand, noch jedes Detail zu schleifen, nehme ich nicht auf mich.»
Dottiker Wappen als Startschuss
So erzählt der 68-Jährige, der 29 Jahre lang im Schulhaus Hübel als Abwart gearbeitet hat, wie es zum Osterhasen bei der ARA kam. Um die Osterzeit herum wurde die Pappel dort gefällt, aus der er dann den Hasen geformt hat. «Ich habe vorher eine Schablone erstellt, damit ich die Proportionen ungefähr habe. Danach ging es drei bis vier Stunden, bis der Hase fertig war.» Andere, einfachere Dinge fertigt er ohne Schablone, von blossem Auge an.
Angefangen hat alles vor rund 20 Jahren. Der gelernte Zimmermann, der immer gern mit Holz gearbeitet hat, fertigte das Pferd vom Dottiker Wappen an, das immer noch unweit von seinem Haus steht. Das Holz präpariert er dabei nicht speziell. «Das Einzige, was ich nutze, ist Salz. Ich habe von Jägern gelernt, dass Salz das Holz länger haltbar macht.» Einige seiner Figuren, die im Freien standen, mussten trotzdem der Witterung ihren Tribut zollen und sind mit der Zeit verfallen. Bei anderen wurde er gebeten, sie an einen anderen Ort zu verlegen. Grundsätzlich wird seine Kunst aber geschätzt. So wird er häufig angefragt, für Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern etwas anzufertigen. Dabei kam es auch zu einem seiner anspruchsvollsten Aufträge. Ein Anker als Hochzeitsgeschenk für jemanden, der ein Schiff besitzt und sich diesen in den Garten gestellt hat. «Da war ich über sieben Stunden dran, fast einen ganzen Tag lang.» Stolz erzählt er, dass er auch das allein mit der Motorsäge gemacht hat. Das Einzige, was er sonst noch nutze, sei eine Stichsäge, um Ausschnitte herauszusägen, oder eine Oberfräse, um etwas einzugravieren. «Ansonsten reicht eine Motorsäge, die gut schneidet. Damit kann man viel machen.» Besonders begeistert hat ihn in dieser Hinsicht sein letzter grösserer Auftrag. Für das Leuefäscht in Bremgarten durfte er rund 20 Bänke anfertigen, die versteigert wurden. Dafür konnte er Maschinen vom Forstbetrieb Wagenrain nutzen. «Das hat mir vieles vereinfacht.»
Ein Werk steht sogar im Ausland
Geld verdient er mit seiner Kunst nicht. Alles sei Goodwill. Der mittlerweile pensionierte Dottiker hat Spass an dieser Arbeit. Eine weitere Tätigkeit, die ihn mit besonderem Stolz erfüllt: Pius Wietlisbach ist Turmwart des Maiengrünturms. «Das ist eine grosse Ehre für einen Dottiker. Ich bin der höchste Dottiker in Hägglingen.»
Seine Holzfiguren stehen an vielen Orten im Kanton. Und sogar im Ausland. Brugg hat eine Städtepartnerschaft mit Rottweil in Deutschland. Er durfte das Brugger Wappen aus Holz anfertigen, das anschliessend nach Rottweil verschenkt wurde. «Ich war mal dort in der Nähe und habe mich erkundigt, was sie damit getan haben. Es steht in einem Park an der Bruggerstrasse in Rottweil», sagt er schmunzelnd. Wietlisbach ist zufrieden, wenn er mit seinen Holzwerken den Menschen eine Freude bereiten kann. Viele davon verschönern das Freiamt. Beispielsweise einen Spaziergang entlang der Bünz.