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02.12.2025 Wohlen, Politik, Parteien, WahlenOlivier Parvex von der GLP wurde mit einem guten Resultat in den Gemeinderat gewählt
Mit 1655 Stimmen verpasste er im ersten Wahlgang den Einzug in der Gemeinderat haarscharf. Mit fast dem gleichen Resultat (1639) schaffte er jetzt den Sprung in die Regierung locker. ...
Olivier Parvex von der GLP wurde mit einem guten Resultat in den Gemeinderat gewählt
Mit 1655 Stimmen verpasste er im ersten Wahlgang den Einzug in der Gemeinderat haarscharf. Mit fast dem gleichen Resultat (1639) schaffte er jetzt den Sprung in die Regierung locker. Olivier Parvex freut sich auf seine neue Aufgabe. Und will den ganzen inneren Ring vertreten.
Chregi Hansen
Es wird eng im Restaurant Leo. Sehr eng. Sowohl die GLP wie auch die SP und die Grünen hatten hier zu ihrem Wahlapéro geladen. Und während die anderen Parteien jede für sich den Urnengang analysierten, vermischten sich die Mitglieder des inneren Rings schon nach kurzer Zeit.
Für den neu gewählten Gemeinderat Olivier Parvex passt dieses Bild. Denn er wurde nicht nur von der GLP, sondern auch von der SP und den Grünen unterstützt. «Schön, dass wir jetzt alle gemeinsam feiern können», sagt er. Die einen vielleicht etwas mehr, die anderen etwas weniger, fügt er an. Er jedenfalls habe die Unterstützung von SP und Grünen gespürt und auch geschätzt, fügt Parvex an. Und sie war wichtig. «Der Wahlgang war kein Selbstläufer», macht er deutlich. Denn mit der Kandidatur von Markus Keller und der Unsicherheit, was die SVP macht, habe durchaus die Möglichkeit eines zweiten Wahlgangs bestanden.
Der Wahlkampf hielt die Familie lange auf Trab
Doch Parvex setzte sich souverän durch. Mit 1639 Stimmen erreichte der 48-Jährige fast das Resultat des ersten Wahlgangs. Das absolute Mehr von 1490 Stimmen übertraf er locker. Der einzig andere offizielle Kandidat, Markus Keller, kam auf 869 Stimmen. Manfred Breitschmid, der zwar nicht offiziell antrat, aber für den die SVP trotzdem fleissig Werbung machte, kam gerade mal auf 275 Stimmen. Damit ist nun auch klar, dass der Wohler Gemeinderat am 1. Januar in voller Stärke starten kann. Hätte es einen zweiten Wahlgang gebraucht, hätte man zu viert loslegen müssen.
«Ich bin extrem froh, dass es nun vorüber ist. Der Wahlkampf war lang, seit April nimmt er mich und meine Familie in Anspruch», sagt der Neugewählte. Sein Dank galt denn auch seiner Frau Sibylle Parvex-Käppeli, die ihn auf dem Weg stark unterstützt hat. Aber auch den vier Kindern. «Sie alle haben mitgefiebert, mitkommentiert und Rückmeldungen gegeben. Über sie habe ich auch viel erfahren, was die Menschen bewegt.» Ein grosser Dank galt auch seiner Partei, die ihn tatkräftig unterstützt hat.
Speziell bedankte er sich dann aber bei SP-Präsidentin Laura Pascolin. «Wir sind nach dem ersten Wahlgang zusammengesessen und haben diskutiert, wie es weitergehen soll. Sie hat sich zurückgezogen und meine Kandidatur unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich, denn ich weiss, sie hätte das Amt auch sehr gern übernommen. Das war gross von ihr», so das Lob des neuen Gemeinderates. Der Applaus vom gesamten inneren Ring galt denn auch nicht nur Parvex, sondern auch der SP-Präsidentin.
Gespannt, welches Ressort er bekommt
Der neue Gemeinderat ist sich bewusst, was auf ihn wartet. «Heute haben wir Grund zum Feiern. Aber schon bald fängt die richtige Arbeit an», so Parvex. Und die werde nicht einfach, weiss der GLP-Vertreter genau. «Ich sehe Arsène Perroud und Thomas Burkard auf den Stockzähnen lachen. Sie wissen genau, was mich erwartet.» Doch heute zähle nur die Wahl. «Ich weiss ganz genau – so schön wie heute wird es in Zukunft nicht mehr», meint er schmunzelnd. Und darum wolle man jetzt einfach feiern.
Olivier Parvex ist sehr gespannt, was ihn nun erwartet. Der Aufwand wird sicher gross. Er aber könne sich die nötige Zeit nehmen, verspricht der Mitinhaber eines Immobilienunternehmens. Gespannt ist Parvex, welches Ressort er in Zukunft bekleiden wird. «Ich habe durchaus meine Wünsche, aber die äussere ich nicht öffentlich. Das werden wir dann intern besprechen.» Er ist aber überzeugt, dass die neue Regierung gut zusammenarbeiten wird. «Ich kenne alle schon länger aus meiner Zeit im Einwohnerrat. Das passt gut.» Und natürlich sei der Gemeinderat als Team unterwegs. Trotzdem übernehme er eine spezielle Rolle in diesem Gremium. «Ich bin als Vertreter des inneren Rings angetreten. Und das will ich auch sein. Ich möchte Ansprechpartner für alle drei Parteien bleiben und mich für ihre Anliegen einsetzen.» Ob das dann auch funktioniert in der Praxis, müsse sich erst zeigen, betont er. An ihm solle es nicht scheitern. Aber die linken Parteien werden nun wohl mehr Opposition machen, wie sie betonen. Das wird auch der Vertreter der GLP zu spüren bekommen.
Versöhnliche Töne gegenüber der Mitte
Trotzdem ist Parvex an diesem Abend nur am Strahlen. Auch von der Mitte habe er im Wahlkampf Unterstützung erhalten, wenn auch nicht offiziell, berichtet er. Durch die Kandidatur von Keller sei die Mitte-Partei in eine schwierige Situation geraten, gibt sich Parvex versöhnlich. Er macht ihr jedenfalls keinen Vorwurf und streckt die Hand aus. «Ich will mit allen Parteien gut zusammenarbeiten», meint er zum Schluss. Aber erst ab dem 1. Januar. Jetzt wird erst gefeiert.
Zumindest ein Achtungserfolg
Markus Keller (unabhängig) zur Gemeinderatswahl
Er hat keine einfache Zeit hinter sich. Denn viel Unterstützung hat Markus Keller im Wahlkampf nicht erhalten. Als ehemaliger Mitte-Politiker stand er ohne Partei da – und kämpfte sich als unabhängiger Kandidat durch den Wahlkampf. Mit 869 Stimmen fiel sein Ergebnis recht akzeptabel aus. Auf den gewählten GLP-Vertreter Olivier Parvex büsste er 770 Stimmen ein. Fast 600 Stimmen war sein Vorsprung auf Manfred Breitschmid, der kein offizieller Kandidat war. «Meine Ausgangslage war recht schwierig, aus der Politlandschaft wurde ich einzig vom ehemaligen Einwohnerrat Franz Wille unterstützt», blickt er zurück. Keller wertet dieses Ergebnis durchaus positiv. Ein Achtungserfolg, vielleicht sogar mehr. Er wolle sein Ergebnis nicht schönreden, sagt er noch, «aber ich bin aus dem Nichts gekommen, darum ist mein Resultat für mich okay».
«Mein Bestes gegeben»
Und den Wahlkampf hat der ehemalige Villmerger Gemeinderat «fair und ausgewogen» gefunden. «Es war eine inspirierende Erfahrung.» In Wahlkämpfen lebe er stets auf, dies hat die Vergangenheit wie jetzt die Gegenwart gezeigt. «Es war jedenfalls eine coole Zeit», betont Keller. Olivier Parvex hat er zur erfolgreichen Wahl gratuliert, und mit seinem Konkurrenten sei er im Reinen. «Es ist schön, dass es ein klares Resultat gegeben hat und dass der neue Gemeinderat ab Januar komplett sein wird.»
Für Keller war die jetzige Kandidatur sein letzter Akt in der Politik. «Ich habe meinen Beitrag geleistet», erklärt er, «und meine Politik-Laufbahn ist jetzt abgeschlossen.» Und er hoffe, dass der neue Gemeinderat einen guten Job machen werde und dass die SVP als Siegerin der Einwohnerratswahlen «künftig mitgestalten wird». Und wie sieht es aus mit einer erneuten Mitgliedschaft bei der Mitte? Wegen des Wahlkampfs ist Markus Keller ja aus der Partei ausgetreten. So konnte er als Unabhängiger bei der Gemeinderatswahl antreten. Es habe Leute von der Mitte gegeben, die im Wahlkampf verbal auf ihn geschossen haben, darum sei es offen, ob er zur Mitte zurückkehren werde. Zudem müsse die Mitte endlich mit der SVP einen gemeinsamen Weg finden, um die Zukunft Wohlens zu gestalten, das sei wichtiger als seine Parteizugehörigkeit. Markus Keller abschliessend: «Mit bestem Gewissen habe ich versucht, mein Bestes zu geben. Und für Wohlen wünsche ich nur das Beste.» Und im Herzen bleibe er ein Mitte-Mann. --dm

