Dem Wandel im Sterben begegnen
11.04.2025 Kelleramt, JonenDie Jonerin Cindy Studer-Seiler veröffentlicht das E-Book «Abschied in Würde»
Sie ist reformierten Pfarrerin und begleitet seit zehn Jahren Menschen und ihre Angehörigen auf dem Weg, ihre irdische Hülle beizusetzen. Aus der Anregung von ...
Die Jonerin Cindy Studer-Seiler veröffentlicht das E-Book «Abschied in Würde»
Sie ist reformierten Pfarrerin und begleitet seit zehn Jahren Menschen und ihre Angehörigen auf dem Weg, ihre irdische Hülle beizusetzen. Aus der Anregung von Friedhofsgärtnern entstammt die Idee, mit dem Wandel bei den Beisetzungen eine Hilfestellung anzubieten. Daraus entstand der Anreiz, ein E-Book zu schreiben.
Verena Anna Wigger
Bei einem Kaffee sitzt eine quirlige und lebensfrohe Frau. Sie erzählt lebendig und freut sich, dem Leben noch einiges abzufordern. Cindy Studer-Seiler befasst sich seit ihrer Kindheit mit der Frage nach dem Lebensende. «Seit ich denken kann, beschäftigt mich die Thematik, nicht auf eine kindliche Art.» Es ist ihre Passion, sagt sie. Bei ihrer sechsjährigen Tochter erlebet sie dieses Phänomen ebenfalls. Doch bei ihr zeige es sich auf eine kindliche Art.
So verwundert es nicht, dass Cindy Studer nach einem angefangenen Studium der Psychologie in Zürich Theologie studierte. Dies führte dazu, dass sie Pfarrerin der reformierten Kirche wurde. Obwohl sie katholisch aufwuchs. Dazu erinnert sie sich: «Lebensgeschichten haben mich immer interessiert.» Und darum die fundamentale Frage, die sie seit Langem beschäftigt: «Warum lebe ich überhaupt, wenn ich am Ende des Lebens sterbe?» Doch auf diese grosse Frage habe sie persönlich, auch nach langjährigen Auseinandersetzungen mit dem Leben und Sterben, noch keine Antwort gefunden.
Ein Wandel hat eingesetzt
Die Theologin stellte fest, dass Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind oder keiner der grossen Konfession angehören, bei der Beisetzung von Verstorbenen viele Fragen haben. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen den Wunsch verspüren, mit einer freien Beisetzung in einem Fluss oder Wald ihre letzte Ruhestätte zu finden. Diese Entwicklung führt zu Unklarheiten: Menschen, die vor der Situation stehen, eine solche Zeremonie durchzuführen, sind oft ratlos. Schwierig werde es, wenn sie diese Zeremonie für ein Mitglied der eignen Familie übernehmen sollen. Die emotionellen Verstrickungen, die Trauer oder die Verbindung der Hinterbliebenen tragen ihres dazu bei. Unabhängig davon, ob sie dies aus finanziellen oder ideellen Motiven tun. Für die im Kelleramt langjährig tätige Theologin führen diese Fragen oft in die falsche Richtung: Bezüglich Beisetzung wenden sich die Trauernden an die Totengräber. Wobei Friedhofswärter lediglich das Grab ausheben und bei der Zeremonie wenig involviert sind. Aus solchen Gesprächen entstand die Idee des E-Books. Studer ist es ein grosses Anliegen, dass sie Menschen, die diese Zeremonie durchführen, eine Hilfestellung mit Buch und Coaching mitgeben kann.
Seinen Platz für die letzte Ruhe finden
Wer keine kirchliche Beerdigung durchführen möchte, dem empfiehlt die Theologin, sich an einen freien Theologen oder freien Grabredner zu wenden. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass über den Tod zu wenig gesprochen wird. «Wir leben in einer Gesellschaft, in der man Wert darauf legt, den schönen Schein zu wahren», so die Theologin. Dazu kommen der gesellschaftliche Arbeitsdruck und die Einsamkeit, welche zum Alltag vieler gehören. Dies mache die Situation, mit Tod und Abschied umzugehen, auch nicht einfacher.
Buch plus
Wer den Leitfaden von Cindy Studer aufnimmt, der erhält dazu ein Coaching. Das Gesamtpaket umfasst ein einstündiges Gespräch mit der Beantwortung der Fragen und dem Leitfaden der Joner Theologin. So kann die Zeremonie würdig und in einem Ambiente, welches für die Trauergäste passend erscheint, durchgeführt werden. Mit dem Leitfaden gibt die Theologien ihr Fachwissen weiter. Dieses hat sie aus über 300 Beisetzungen gewonnen. Hierbei geht es unter anderem um ganz profane Abklärungen. Das kann bei einer Zeremonie am Wasser das Abklären des Wasserstandes im Fluss sein. Oder wie weit man in den Fluss gehen muss, um den Inhalt der Urne in einem würdevollen Akt dem Fluss mitgeben zu können. Auch den Leitfaden für eine Trauerrede, eine Auswahl von Liedern oder Ritualvorschläge findet man im E-Book. Studer geht im Coaching in erster Linie auf die Wünsche der Menschen ein. «Hier höre ich lieber eins zu eins zu, was sich die Familien wünschen», sagt sie. Das E-Book kann ab Mitte April auf der Website von Cindy Studer bezogen werden. Weitere Informationen: www.personal-pastor.ch.

