Mindestens ein neues Gesicht
29.12.2023 Muri, Region OberfreiamtDer Bezirk Muri bekommt einen achten Grossratssitz – der Kampf darum ist eröffnet
Am 20. Oktober nächsten Jahres werden die Vertreterinnen und Vertreter des Bezirks Muri im Kantonsparlament gewählt. Statt bisher sieben sind neu acht Grossräte zu ...
Der Bezirk Muri bekommt einen achten Grossratssitz – der Kampf darum ist eröffnet
Am 20. Oktober nächsten Jahres werden die Vertreterinnen und Vertreter des Bezirks Muri im Kantonsparlament gewählt. Statt bisher sieben sind neu acht Grossräte zu wählen. Die Bezirksparteien bringen sich in Stellung und melden ihre Ambitionen an.
Annemarie Keusch
Wer von den bisherigen Grossrätinnen und Grossräten überhaupt zur Wiederwahl antritt, das ist noch nicht klar. Alle sechs wählerstärksten Parteien sind noch damit beschäftigt, ihre Liste der Kandidierenden zu erarbeiten. «Die Hälfte ist fixiert», sagt Samuel Peyer, Co-Präsident der GLP Bezirk Muri, der deutlichen Wahlsiegerin der letzten Grossratswahl im Herbst 2020. Peyer verkündet aber, dass Hans-Peter Budmiger, der vor vier Jahren den Sitz für die GLP eroberte, wieder antritt. «Mit einer ausgewogenen Liste und mit Budmiger an der Spitze gilt es das Resultat von vor vier Jahren mindestens zu egalisieren.»
Dass die SVP damals nach dem Rücktritt von Milly Stöckli den dritten Sitz nicht zu verteidigen vermochte und die GLP den Sitz holte, bezeichnet Peyer auch gut drei Jahre später noch als «überragend und auch etwas überraschend». Diesen Sitz zu verteidigen, mit einem mindestens gleich guten Resultat, das sei das Ziel. Doch genug von Überraschungen hat die GLP nicht. «Es ist uns bewusst, dass unsere Erfolgsaussichten, den zusätzlichen Sitz für uns zu gewinnen, eher moderat einzuschätzen sind. Aber genau das spornt uns an, den neuen Sitz nicht abzuschreiben, ohne versucht zu haben, diesen zu erobern.»
SVP will den dritten Sitz zurück
Nicht mit dem Ziel, das Resultat von vor vier Jahren zu wiederholen, tritt die SVP an. Fast vier Prozent Wähleranteil gingen damals verloren, der dritte Sitz konnte nicht verteidigt werden. Entsprechend ist das Ziel, das SVP-Präsidentin Nicole Heggli- Boder formuliert, wenig überraschend: «Wir wollen den dritten Sitz zurück.» Sie schielt dabei vor allem auch auf den zusätzlichen achten Sitz. «Wir sind mit einem Wähleranteil von 42 Prozent im Bezirk die mit Abstand wählerstärkste Partei und halten aktuell gleich viele Sitze wie die zweitstärkste Partei mit einem Anteil von 18 Prozent.» Wie dies gelinge? Heggli-Boder sagt, dass die Bevölkerung nach der grünen Welle von 2019 und 2020 mittlerweile gemerkt habe, was die Folgen der linksgrünen Politik seien, und spricht die Strommangellage an, vor der ihre Partei stets gewarnt habe. Dasselbe gelte für die Zuwanderung.
Und sie kündigt an, dass die Bezirkspartei sich ins Zeug legen werde. «Wir erwarten im Bezirk mit Bundesrat Albert Rösti hohen Besuch.» Auch ihre eigene Kandidatur teilt sie bereits mit. «Nach zwei Legislaturen weiss ich, wie der Karren läuft. Die Arbeit im Grossen Rat macht mir viel Freude.»
Die Grünen bleiben dran
Noch wenig konkrete Antworten auf Fragen im Hinblick auf die Grossratswahlen im Oktober kann Lea Küng, Grüne, geben. «Wir besprechen das Vorgehen an unserer Mitgliederversammlung Anfang Januar», sagt sie. Sie hoffe natürlich, dass die Grünen ein möglichst gutes Resultat erreichen, dank «einer vollen und durchmischten Liste». Ob der Bezirk Muri sieben oder acht Grossräte wählen könne, ändere die Ausgangslage für ihre Partei nicht. «Es bleibt gleich herausfordernd, weil unser Bezirk doch eher konservativ geprägt ist. Aber wir bleiben dran.»
FDP-Bezirkspräsident wird kandidieren
Von einem schweren Stand spricht auch Tobias Knecht, FDP. Und meint damit die hohen Wähleranteile von SVP und Mitte. «Der Gewinn eines zusätzlichen Sitzes wäre deshalb eine kleine Sensation.» Heisst aber nicht, dass die FDP nicht dafür kämpfen werde. «Unser Ziel ist es, die bisherige Arbeit unseres Grossrats Stefan Huwyler und unserer Bezirkspartei mit einem guten Resultat in Wählerstimmen umzumünzen.» Den Grossratssitz mit einem guten Ergebnis zu verteidigen und Wähleranteile hinzuzugewinnen, das sei die Intention.
Was die FDP-Liste betrifft, sagt Knecht: «Einige Zusagen können wir bereits vermelden. Weitere Gespräche folgen. Wir sind gefordert, einen zusätzlichen Platz auf der Liste zu besetzen. Wie immer ist es unser Anspruch, eine Liste mit kompetenten Persönlichkeiten aus verschiedenen Regionen unseres Bezirks zu präsentieren.» Knecht kündigt an, dass auch sein Name auf dieser Liste stehen werde. «Ich hoffe, mit Motivation und Engagement ein gutes Wahlergebnis zu erreichen. Bis dahin steht aber mir und allen Helfenden noch viel Arbeit bevor.»
SP nimmt nationale Partei als Vorbild
Wie die FDP verlor auch die SP bei den Grossratswahlen 2020 über zwei Prozent Wähleranteil. Wie die Trendwende geschafft werden soll? «Bei den jetzigen Parlamentswahlen hat es uns die SP Schweiz vorgemacht. Richtige Themen, glaubwürdige Kandidierende», sagt Marianne Kürsteiner. Es seien jene Themen, die im Alltag beschäftigen. «Steigende Krankenkassenprämien, steigende Lebenskosten und steigende Mieten. Die Sorge um den Arbeitsplatz und nicht zuletzt auch der Klimawandel», zählt sie auf. Die SP schiele dabei nicht auf den zusätzlichen Sitz, sondern konzentriere sich in erster Linie auf den bisherigen Sitz.
Aktuell sei die Bezirkspartei daran, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten anzufragen. «Wir hatten auf unseren Unterlisten bei den Nationalratswahlen einige, die sehr respektable Resultate erzielt haben. Zudem verzeichnen wir einen Zuwachs bei jungen Mitgliedern», verkündet sie. Entsprechende Gespräche laufen. Und was ist ihr ganz persönliches Ziel? Kürsteiner: «Ich engagiere mich stark für Klima- und Flüchtlingspolitik. Als neue Bezirkspräsidentin der SP ist es aber mein Hauptziel, dass die Bezirkspartei wieder mehr Aufschwung erhält.»
Mitte will mit Knochenarbeit überzeugen
Beim Kampf um den zusätzlichen Sitz will auch die Mitte ein gewichtiges Wort mitreden. «Diesen Sitz hat der Bezirk Muri von der Mitte-Partei Bezirk Baden bekommen. Somit ist es selbstverständlich, dass wir diesen Sitz gerne bekommen würden», sagt Präsidentin Franziska Stenico. Ihre Partei kämpfe mit lösungsorientierter Politik und setze die Anliegen der breiten Bevölkerung um. «Wir schüren keine Angst, haben keine Feindbilder, sind interessiert, politisch allgemeinverträgliche Wege zu erarbeiten, und trotzen der zunehmenden Polarisierung.» Die Mitte habe auch in der Vergangenheit mit Knochenarbeit überzeugt. «Woran wir vermehrt arbeiten müssen, ist der Auftritt nach aussen. Damit unsere Arbeit auch in der Bevölkerung wahrgenommen wird.»
Hinsichtlich der Grossratswahlen wolle die Partei dies mit einer ausgewogenen Liste an motivierten Kandidierenden tun. Darauf wird auch der Name der Bezirkspräsidentin stehen. «Ich stehe für unsere Demokratie ein, damit wir unsere lebenswerte Region vorwärtsbringen. Es möge mir nie an guten und an politisch machbaren Ideen fehlen.» Sie würde sich sehr freuen, nochmals als Grossrätin bestätigt zu werden und ihre angefangenen Arbeiten weiterführen zu können.