Zusammenleben im Dorf pflegen
28.06.2024 Kelleramt, IslisbergPatrick Stutz, neuer Gemeindeammann in Islisberg, will sich für konsensorientierte Lösungen einsetzen
Der neue Gemeindeammann von Islisberg mag es, Verantwortung zu übernehmen. In erster Linie sei es ihm mit seiner Kandidatur allerdings darum gegangen, die ...
Patrick Stutz, neuer Gemeindeammann in Islisberg, will sich für konsensorientierte Lösungen einsetzen
Der neue Gemeindeammann von Islisberg mag es, Verantwortung zu übernehmen. In erster Linie sei es ihm mit seiner Kandidatur allerdings darum gegangen, die Kontinuität im Gemeinderat sicherzustellen, verrät Patrick Stutz.
Thomas Stöckli
213 Stimmen wurden für die Gemeindeamman-Ersatzwahl in Islisberg abgegeben. Davon waren sechs Stimmzettel leer und vier ungültig. Auf allen der 203 gültigen Zetteln stand der Name von Patrick Stutz. Auf das Topresultat angesprochen, gibt er sich, der schon seit bald zwölf Jahren im Gemeinderat wirkt, bescheiden: «Gewisse Sachen müssen wir wohl richtig gemacht haben …»
Dabei stand die Ersatzwahl unter keinen guten Vorzeichen: Der plötzliche Tod seines Ammans Rolf Roth hatte den Gemeinderat getroffen – und gleichzeitig gefordert. Es galt, die Aufgaben kurzfristig so zu verteilen, dass der Betrieb weiterlaufen kann. Dabei ging nicht alles strikt nach den vorgesehenen Stellvertretungen: «Als Selbstständiger kann ich es mir einrichten, an Sitzungen oder Besprechungen zu gehen, aber nicht jeder Gemeinderat hat die gleiche Flexibilität», erklärt Patrick Stutz.
Junger Gemeinderat
Mittelfristig lautete die Herausforderung, eine Nachfolge für den verstorbenen Gemeindeammann zu finden. Vizeammann Stefan Farrér nahm sich selbst aus dem Rennen: Bei ihm steht eine berufliche Veränderung an. So stellte sich Stutz als Amtsältester zur Verfügung. «Es geht mir vor allem darum, die Kontinuität sicherzustellen», nennt er seine Motivation. Schliesslich ist Kim Heimgartner erst seit einem guten Jahr im Fünfergremium, das Michael Moosmann nun komplettiert hat. «Zu viele Wechsel wären schwierig», sagt Stutz, betont aber auch, dass die Zusammenarbeit im Team und mit der Verwaltung sehr gut funktioniere.
Der neue Gemeindeammann mag es, Verantwortung zu übernehmen. Er will dies allerdings nicht als autoritärer Chef tun, sondern als konsensorientierte Persönlichkeit, die sachlich versucht, Lösungen zu finden, welche für möglichst alle Beteiligten gut tragbar sind. Schliesslich liegt ihm als Landwirt der Ort besonders am Herzen: «Wenn ich nicht zufrieden bin, wie es läuft, kann ich nicht einfach wegziehen», erklärt er die persönliche Motivation, sich für das Gedeihen von Islisberg einzusetzen. Dazu gehören für ihn die Pflege des aktiven Dorflebens sowie der Einbezug der politisch Interessierten. Von denen hat es in der kleinen Gemeinde auffallend viele: Die Gemeindeversammlungen sind meist sehr gut besucht, wobei auch der Anteil der Jungen um die 40 höher ist als andernorts. Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten, in denen die Bereitschaft, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, überall abzunehmen scheint.
Das spiegelt sich in der Zusammensetzung des nun sehr jungen Gemeinderats. In dessen Neukonstituierung hat sich keine Überraschung ergeben. Die Bisherigen behielten ihre Ressorts, Patrick Stutz übernahm als Ammann unter anderem die Zuständigkeit für Verwaltung, Sicherheit und Finanzen, Moosmann von ihm den Tiefbau, die Liegenschaften und das Gewerbe. Gerade die Liegenschaften hat Stutz mit etwas Wehmut abgegeben: «Da haben wir einige interessante Projekte, die anstehen.»
Asylraum gesucht
An Herausforderungen wird es in der laufenden Legislatur sicher nicht mangeln: Akut ist der Bedarf nach Asylwohnraum: «Wir haben eine Liegenschaft, die wir noch bis im Januar nutzen können, dann müssen wir etwas Neues haben», so Patrick Stutz. Wer eine Wohnung wisse, die infrage komme, solle sich gerne melden. Weiter steckt Islisberg mitten in der Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO), dem zentralen Instrument der kommunalen Raumentwicklung. Gleichzeitig läuft die strategische Planung der Siedlungsentwässerung. Und zudem will der Gemeinderat die von der Bevölkerung schon lange geforderte Begegnungszone schaffen. «Wenn wir das schlau umsetzen können, wird das fürs Dorf sicher ein Gewinn sein», ist Patrick Stutz überzeugt. Die Idee ist ein Lokal, das werktags für die Tagesbetreuung genutzt wird und abends sowie an Wochenenden den Vereinen zur Verfügung steht.
Gleichzeitig dürfe man aber auch die Kostendisziplin nicht aus dem Blick verlieren. Auch wenn der Gemeinderat viele Bereiche kaum beeinflussen kann. Etwa die Bildung, in die jeweils fast die Hälfte des Budgets fliesst. Um eine ausgeglichene Rechnung zu erreichen, müsse man sich in den beeinflussbaren Bereichen umso mehr um einen haushälterischen Umgang mit den Mitteln bemühen. «Aber das bin ich mir als Selbstständiger ja gewohnt», so Stutz. Dabei spielen auch Zusammenarbeiten eine Rolle, wie zuletzt in Steuersachen mit Jonen. Zu viel auslagern wäre allerdings auch kontraproduktiv: «Je kleiner die Verwaltung, desto schwieriger wird es, die Stellvertretungen zu lösen.»
Wachstum hat Schattenseiten
Und wohin soll sich Islisberg grundsätzlich entwickeln? «Das Dorf ist ziemlich gebaut», sagt der neue Gemeindeammann. Das ist auch in seinem Sinne: «Viele Leute meinen, man müsse immer wachsen. Das bringt zwar kurzfristig mehr Steuereinnahmen, die aber langfristig wieder in Infrastruktur investiert werden müssen.» Grosse Wachstumsschübe stellen insbesondere für die Schule eine Herausforderung dar, sorgen sie doch erfahrungsgemäss für starke Schwankungen bei den Schülerzahlen.
Im Sinne des Dorflebens, das Stutz so wichtig ist, wird sicher auch das Dorffest sein, das am Mittwoch, 31. Juli, ab 17 Uhr ums Gemeindehaus stattfindet. Da ist zwar nicht der Gemeinderat federführend, sondern die Schützen und der Frauenverein, welche aber zumindest auf einen finanziellen Zustupf der Gemeinde in ihre Vereinskasse zählen dürfen. Die Gemeinde integriert sich mit ihrem Neuzuzügeranlass in den Festbetrieb.
Anlässe wie dieser dienen dem Zusammenleben im Dorf. Man trifft sich, man tauscht sich aus, und wenn man sich kennt, sinkt die Hemmschwelle, sich einzubringen. «So kann man auch etwas bewegen», ist Stutz überzeugt. Entsprechend fordert er die Bevölkerung auf, ihre Ideen und Anregungen direkt beim Gemeinderat zu platzieren und nicht bis zur nächsten Gemeindeversammlung die Faust im Sack zu machen.