Zum Warten verdammt
11.06.2025 Wohlen, VereineMitgliederversammlung des Gemeinnützigen Ortsvereins GOV im Chappelehof
Offiziell loben sich Gemeinde und GOV weiter gegenseitig, sprechen von einer guten Zusammenarbeit. Zwischen den Zeilen spürt man eine gewisse Unzufriedenheit beim Verein. Die Unsicherheit, ...
Mitgliederversammlung des Gemeinnützigen Ortsvereins GOV im Chappelehof
Offiziell loben sich Gemeinde und GOV weiter gegenseitig, sprechen von einer guten Zusammenarbeit. Zwischen den Zeilen spürt man eine gewisse Unzufriedenheit beim Verein. Die Unsicherheit, wie es mit den eigenen Liegenschaften weitergeht, beschäftigt den Vorstand.
Chregi Hansen
Der Gemeinnützige Ortsverein Wohlen verzeichnete im vergangenen Jahr ein sattes Minus von 182 000 Franken. «Das ist das erste Mal, seit ich im Vorstand bin, dass ich ein Defizit verkünden muss», erklärt Kassier Ernst Hochstrasser. Doch der Umstand lässt sich einfach erklären. Der Verein hat Abschreibungen in der Höhe von 300 000 Franken vorgenommen. Da er nicht weiss, wie es mit den eigenen Liegenschaften und Grundstücken weitergeht, möchte er rechtzeitig seine Bilanz in Ordnung bringen.
Unsicherheit rund um die Kindergärten
Der GOV kann das Minus verkraften. Das Eigenkapital beträgt noch immer 1,7 Millionen Franken, davon mehr als 1 Million als Bank- und Postguthaben. Doch das Geld könnte schneller weg sein als gedacht. Falls bei der Sanierung oder dem Abriss eines der alten Kindergärten Asbest zum Vorschein kommt, können schnell hohe Kosten auf den Verein zukommen. «Das haben wir beim Kindergarten Pilatusweg eindrücklich erlebt», erinnert Hochstrasser. Zudem drohen in Zukunft auch Ertragsausfälle, wenn die Gemeinde die Liegenschaften nicht als Kindergärten nutzt. Auch wenn diese nur einen sehr bescheidenen Mietzins bezahlt, wie Hochstrasser vorrechnet.
Die Unsicherheit, wie es mit den verschiedenen Kindergärten weitergeht, beschäftigt den Vorstand stark. Weil sich das Ende hinauszögert, kann der GOV nicht vernünftig planen. Zudem macht es eigentlich wenig Sinn, weiter in diese Gebäude zu investieren. Wobei, ganz auf den Unterhalt kann man nicht verzichten. So muss im Kindergarten Reithalle noch dieses Jahr das Dach saniert werden. «Wir sind froh, wenn es endlich Klarheit gibt», sagt denn auch Andy Wyder, der im Vorstand für bauliche Fragen zuständig ist. Was den Unterhalt betrifft, sieht Präsident Pitsch Isler aber auch den Gemeinderat in der Verantwortung.
Pläne nicht mehr deckungsgleich mit Schulraumplanung
Nach dem Nein der Stimmbürger zu den neuen Zyklus-Schulhäusern wird die unsichere Zeit andauern. Darum müssen neue Verträge zwischen GOV und Gemeinde abgeschlossen werden. «Die Vertragsentwürfe liegen seit gestern vor», betont Gemeinderat Thomas Burkard. Klar sei aber auch, dass die GOV-Kindergärten den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen. «Wir brauchen darum Ersatz», so Burkard. Neben dem baulichen Handlungsbedarf sieht er auch einen grossen zeitlichen Druck. Die Schulraumkommission habe ihre Arbeit aufgenommen, bis konkrete Ergebnisse vorliegen, wird es aber noch länger dauern. «Es braucht Geduld», warb der Gemeinderat für Verständnis.
Die Geduld scheint beim GOV aber langsam zu bröckeln. «Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie sich der Verein in Zukunft aufstellen will», so Isler. Und: «Die Zukunftspläne des GOV sind vielleicht nicht mehr ganz deckungsgleich mit der Schulraumplanung der Gemeinde», fügt er noch an. «Wir fühlen uns frei, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen», ergänzt Andy Wyder.
Der Vorstand arbeitet schon länger an einem Strategiepapier «GOV 2026 plus». Ziel sei es, den Grundstücken und Liegenschaften nach der Zeit der Kindergärten neues Leben einzuhauchen. Dies immer zum Wohl der Gemeinde. So haben beispielsweise Gespräche stattgefunden mit den Besitzern der Hochhäuser am Fischerhüsliweg, inwiefern der Kindergarten Sorenbühlweg allenfalls später genutzt werden kann. «Wir brauchen Einnahmen, um weiterhin gemeinnützig tätig zu sein», betont Wyder. Und: «Wir müssen bereit sein, wenn der Zeitpunkt der Ablösung gekommen ist.» Wann dies ist, weiss niemand. Derzeit sei man einfach auf Stand-by.
Die Unzufriedenheit im Vorstand des GOV wird spürbar. Man hat zwar akzeptiert, dass man am runden Tisch der Schulraumplanung nicht mehr erwünscht sei. «Aber es wäre schön, wenn wir Informationen über die weitere Planung direkt erhalten und nicht über Umwege», so Wyder. Und Präsident Isler macht darauf aufmerksam, dass man im Vorstand diskutiere, ob die aus alten Zeiten stammenden «GOV-Subventionen» der Gemeinde noch zeitgemäss sind. Die Gemeinde zahlt zwar eine geringe Miete, einen Teil davon erhält sie aber als gemeinnützige Leistung wieder zurück. Letztlich gehe es darum, den Verein auf solide finanzielle Beine zu stellen, damit er auch weiterhin dem Vereinszweck nachkommen und Projekte und Organisationen unterstützen kann. Im letzten Jahr profitierten beispielsweise der Verein für Kultur, der Wochenmärt, das Festival Punkt & Halbi oder auch das Jubiläum der Kita Dreifuss von Geldern des GOV.
Erfreulicher Bericht vom Rebebänkli
Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten an der Versammlung. Die Jahresberichte der Kita Peter Dreifuss und der Ludothek zeigen ein mehrheitlich positives Bild. Auch wenn bei der Kita ein Verlust zu verzeichnen ist und darum die Tarife erhöht werden mussten. Die Frauen der Ludothek wiederum konnten sich über einheitliche T-Shirts freuen, die der GOV finanziert hat. Erfreulich fällt auch der Bericht vom Rebebänkli aus. Zwar waren auch die Wohler Reben wegen des nassen Frühlings von Mehltau befallen. Doch die beiden Winzer Stefan Weber und Hannes Bigler blieben ihrem Prinzip treu, keine Chemie einzusetzen. Sie schnitten die befallenen Blüten ab – und siehe da, es wuchsen neue nach. So konnte eine zwar etwas kleinere, aber dafür umso geschmackvollere Ernte erzielt werden. Der Wein mundet den Versammlungsteilnehmern jedenfalls bestens. Und die neue Etikette, die dem Jubiläum des Circus Monti gewidmet ist, kommt auch gut an.
Dankeschön von der Pfadi
Im Rahmen der GV erhält auch die Pfadi die Möglichkeit, ihr Neubauprojekt vorzustellen, das vom GOV ebenfalls Unterstützung erhält. Thomas Geissmann informiert über die Geschichte der Pfadi Wohlen und erklärt, warum es einen Neubau braucht. Der enthält auch Räumlichkeiten, um ein Lager durchzuführen. «Direkt neben der Turnhalle Hofmatten könnte das für viele interessant sein», so Geissmann. Das Projekt ist für die Pfadi Wohlen ein finanzieller Kraftakt, besitzt man praktisch kein Eigenkapital. Geld bringt der sich abzeichnende Verkauf des Pfaderheims am Tanneggweg. Zudem kommt eine erfreulich grosse Zahl an Spenden und Gönnerbeiträgen zusammen und wird vieles in Fronarbeit geleistet. «Wir erhalten enorm viel Support. Aber wir brauchen auch jeden Franken. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 1,25 Millionen Franken», betont Geissmann. Bevor er sich beim GOV für die Unterstützung bedankt und sich ebenfalls an die Degustation des neuen Weins macht.