Julia Hasse aus Oberwil-Lieli nimmt die «Entscheidungslähmung der Generation Z» unter die Lupe
Wie beeinflussen die unendlichen Wahlmöglichkeiten die Entscheidungsfähigkeit und Lebensweise der Generation Z? Diese Frage stellte sich Julia Hasse aus ...
Julia Hasse aus Oberwil-Lieli nimmt die «Entscheidungslähmung der Generation Z» unter die Lupe
Wie beeinflussen die unendlichen Wahlmöglichkeiten die Entscheidungsfähigkeit und Lebensweise der Generation Z? Diese Frage stellte sich Julia Hasse aus Oberwil-Lieli in ihrer Wettbewerbsarbeit, die bei «Schweizer Jugend forscht» das Prädikat gut bekam. Sie stellte die Thematik auch durch ein Theater dar.
Sabrina Salm
«Ich weiss aus persönlichen Erfahrungen, dass Entscheidungen zu treffen, nicht immer leicht ist», sagt Julia Hasse. «Je mehr ich mich mit verschiedenen Leuten darüber unterhielt, desto mehr merkte ich, dass dieses Thema über Generationen hinweg beschäftigt.» Vor allem bei der Generation Z, also Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, ist die Entscheidungslähmung ein weitverbreitetes Problem.
Ihre Arbeit, die sie für den Wettbewerb «Schweizer Jugend forscht» eingereicht hat, besteht aus drei Teilen: die schriftliche Arbeit, dann das Theaterskript und die szenische Lesung.
Bei zu vielen Optionen sinkt das Wohlbefinden
Wissenschaft ist eines von vielem, was Julia Hasse fasziniert. Herauszufinden, weshalb Sachen so sind, wie sie sind, findet sie spannend. Besonders solche, die auf den ersten Blick nicht greifbar sind. «Doch nur forschen wollte ich nicht. Mein Ziel war es, meiner Arbeit eine weitere, eine emotionale Ebene zu geben», erklärt die 21-Jährige, die die Kantonsschule Wettingen besuchte. «Auf künstlerischer Ebene interessierte mich die Frage, wie man ein theoretisches Konzept in ein Theaterstück umwandeln kann.»
In ihrem entwickelten szenischen Text geht es um Yeraz – ein Angehöriger der Gen Z. Ihr Protagonist kämpft zwischen digitalen Tools, Kopfstimmen und den Erwartungen seines Vaters um Anerkennung und Selbstbestimmung. Julia Hasse folgt dabei einer Beobachtung im medialen Alltag und stösst dabei auf das soziologisch beschreibbare Phänomen der Entscheidungslähmung. Sie behandelt zwei verschiedene Parameter. Einerseits das Paradoxon der Wahl, das aufzeigt, dass das Wohlbefinden bei zu vielen Optionen sinkt. Andererseits die Paralyse durch Analyse. «Durch zu viel Abwägung und Analyse kommt eine Entscheidungsblockade.»
Die angewandten Methoden erwiesen sich als geeignet, um die Fragestellung in soziologischer Perspektive zu beantworten und anhand von Figuren greifbar zu machen. Durch die Auseinandersetzung mit dieser Thematik wurde die grundsätzliche Hypothese, nämlich dass mehr Optionen auch ein Fluch sind, bestätigt.
Nächste Entscheidung steht an
Sie erhält für ihre Forschung das Prädikat «gut». Die Auszeichnung sei für sie sehr unerwartet gekommen. «Es war für mich eine sehr gute Erfahrung.» Zurzeit geniesst die vielseitig interessierte Hasse ein Zwischenjahr, das sie nutzt, um möglichst viel von der Welt zu sehen. Ein Hobby, das die junge Frau aus Oberwil-Lieli nicht für gewöhnlich macht, sondern immer mit der einen oder anderen Herausforderung verbindet. Campen in Kirgistan oder eine zweimonatige Fahrradreise durch Costa Rica und Panama sind Beispiele dafür. Ein nächster Schritt wäre die vollständige Inszenierung des Theaterstücks, um seine Wirkung auf das Publikum noch genauer zu analysieren. Zudem könnten vertiefte Lösungsansätze zur Überwindung der Entscheidungslähmung erarbeitet und durch das Medium Theater als Denkanstoss vermittelt werden. «Vielleicht könnte man Tipps und Tricks im Umgang mit der Entscheidungswahl geben.» Sie wisse nicht, was möglich wäre, aber empfindet es als sehr spannend. Doch zuerst steht ihr eine weitere Entscheidung bevor. Diejenige, was sie studieren möchte. Zur Auswahl stehen ein Studium als Physikerin an der ETH Zürich sowie ein Studium internationale Beziehungen in Genf. «Aber auch etwas Kreatives könnte ich mir vorstellen und somit völlig etwas anderes machen», sagt Julia Hasse lächelnd. Ist zu hoffen, dass sie selber den vielen Optionen der Entscheidungslähmung entgeht.