Wohl letzter Käferschlag
17.10.2025 Natur, Zufikon, Region BremgartenWohl letzte grössere Rodung
Im Zufiker Emauswald findet diesen Winter die Räumung der voraussichtlich letzten Borkenkäferbefallsfläche statt. Danach sollte es der Käfer deutlich schwerer haben. Es entsteht ein artenreicher Wald mit 30 Prozent ...
Wohl letzte grössere Rodung
Im Zufiker Emauswald findet diesen Winter die Räumung der voraussichtlich letzten Borkenkäferbefallsfläche statt. Danach sollte es der Käfer deutlich schwerer haben. Es entsteht ein artenreicher Wald mit 30 Prozent Eichenanteil. --rwi
Im Emauswald wird diesen Winter die letzte Kiefergrossfläche entfernt
Das stetig wärmere und trockenere Wetter führt in unserer Gegend dazu, dass es den Fichten immer schlechter geht. Die Folge: Borkenkäfer fallen über die Bäume her und geben ihnen den endgültigen Todesstoss. Im Emauswald sollte dieses Problem bald deutlich kleiner sein.
Roger Wetli
Urs Huber steht im Zufiker Emauswald vor einem Hang mit einem Fichtenbestand. Der Leiter des Forstbetriebs Zufikon schaut die Stämme und Baumkronen an und bedauert: «Die Borkenkäfer haben hier gründliche Arbeit geleistet und diese Fichten absterben lassen. Diesen Winter werden wir diese 0,5 Hektaren grosse Fläche räumen.» Er bedauert diese Massnahme besonders, weil die Bäume mit 50 Jahren nicht regulär erntereif wären und er, sein Team und seine Vorgänger im letzten halben Jahrhundert Hunderte Stunden Arbeit investiert hatten. «Finanziell gibt diese Räumung wohl eine Nullrechnung», so Huber.
Nicht genügend Harz produziert
Er hofft, dass diese Fläche nach intensiven Jahren der Notfällungen die letzte sein wird. «Im Emauswald haben wir anschliessend keine grösseren Fichtenbestände mehr.» Die kleinen und teilweise isolierten Inseln mit mehreren Bäumen seien für den Borkenkäfer deutlich weniger attraktiv. «In diesem Wald wird sein Bestand sicher jetzt zurückgehen, zumal diese Käferart ausschliesslich auf die Fichte spezialisiert ist», weiss der Forstbetriebsleiter. Er betont: «Die Borkenkäfer sind nicht die Ursache des Fichtensterbens. Diese liegt im immer heisseren und trockeneren Wetter. Die Fichten erhalten deshalb zu wenig Wasser, produzieren so weniger Harz, mit dem sie die Borkenkäfer sonst abwehren können.»
Heisser Sommer als Ursprung
Als Ursprung des Übels ortet Urs Huber den Sturm Burglind und den sehr trockenen Sommer 2018. «Danach stiegen die Borkenkäfer-Bestände. Diese sollten eigentlich nach etwa sieben Jahren zurückgehen.» Er staunt: «Wettertechnisch war dieser Frühling und Sommer für die Fichten eigentlich ideal. Die Bäume dieser Fläche hätten eigentlich genügend Wasser tanken können, um sich zu wehren.» Der trockene Juni habe aber wohl bereits gereicht, um sie zu schwächen.
«Zuerst machen wir eine Schlagräumung. Das heisst, wir werden die Brombeeren und die jungen Laubbäume abschneiden, da diese bei der Holzerei beschädigt werden», so Huber. «Letztere schlagen wieder und sogar besser aus als zuvor, weil ihr Wurzelwerk bereits vorhanden ist», weiss der Forstbetriebsleiter aus Erfahrung. Danach werden die Fichten mit einem Vollernteeinsatz gefällt.
Es werden Eichen gepflanzt und die Naturverjüngung ergänzt den Eichenanteil. Er gibt zu bedenken: «Die Leute hören von uns den Begriff ‹Eichenwaldreservat› und stellen sich darunter einen Reinbestand an Eichen vor. Das stimmt so nicht: Unser Ziel ist ein Maximalbestand von rund 30 Prozent Eichen, also keine neue Monokultur.» Der Rest solle durch Naturverjüngung eine Vielfalt an verschiedenen Baumarten aufweisen. «Darunter gibt es sicher auch die eine oder andere Fichte. Sie stirbt im Zufikerwald nicht aus», ist Huber überzeugt. «Insgesamt streben wir einen Nadelholzanteil von 15 Prozent und einen Laubholzanteil von 85 Prozent an.»
Dass das funktioniert, zeigt sich bereits in den Verjüngungsflächen, die in den letzten Jahren im Emauswald angelegt wurden. «Bei all diesen 7 Hektaren handelt sich um Flächen, die zuvor vom Borkenkäfer befallen wurden. Wir mussten seinetwegen rund 3-mal so viel wie üblich verjüngen», erklärt Huber.
Keine neuen Brutstätten
Der Forstbetriebsleiter beobachtet, dass die Eichen im Emauswald in den letzten Jahren viel vitaler geworden sind. «Das geschah trotz oder wegen der Trockenheit.» Gleichzeitig nimmt er andere Baumarten, wie etwa die Ulme, wahr, denen es plötzlich schlecht geht. «Als Förster planen und pflegen wir unsere Baumbestände über Jahrzehnte. Kommen wir jetzt weg von den Monokulturen, sind wir für Ausfälle mit fitten und artenreichen Mischwaldbeständen besser gewappnet», ist Huber überzeugt. Er gibt zu bedenken: «Wer weiss schon, wie es gewissen Baumarten in ein paar Jahren geht und welche Hölzer in 10 oder 20 Jahren gefragt sind?» Ein weiterer positiver Aspekt des Mischwaldes sei die höhere Artenvielfalt – sowohl bei den Pflanzen wie auch bei den Tieren und der ganzen Biodiversität.
Die Räumung der voraussichtlich letzten Borkenkäferbefallsfläche wird mit einem Vollernter geschehen. Dabei entstehen auch Hackholzhaufen: «Diese sind definitiv keine Brutstätten für Borkenkäfer. Denn die Käfer brauchen frische Baumstämme», so Huber. «Ich hoffe, dass danach Ruhe in diesen Wald einkehrt.» Die Arbeit gehe seinem Team aber trotzdem nicht aus. «Es gilt jetzt in den nächsten Jahren, diese Jungwaldflächen im Emauswald zu pflegen.»