Wo Geschichte auf Moderne trifft
09.01.2024 WohlenGestaltungsplan Aesch liegt auf – bis zu 150 neue Wohnungen geplant
Das Bauunternehmen Notter plant die Aussiedlung des Werkhofs und will das frei werdende Areal für eine neue Überbauung nutzen. Seit gestern liegt der Gestaltungsplan auf der Verwaltung ...
Gestaltungsplan Aesch liegt auf – bis zu 150 neue Wohnungen geplant
Das Bauunternehmen Notter plant die Aussiedlung des Werkhofs und will das frei werdende Areal für eine neue Überbauung nutzen. Seit gestern liegt der Gestaltungsplan auf der Verwaltung auf. Wenn alles klappt, soll in zwei Jahren mit der ersten von zwei Etappen gestartet werden.
Chregi Hansen
Ein Baugeschäft mitten in einem Wohnquartier – das ist heute nicht mehr zeitgemäss. Schon länger plant die Firma Notter darum den Umzug an den Dorfrand, genauer ins Gebiet Seewadel beim Büttikerkreisel. CEO Ralph Notter ist zuversichtlich, dass das Baugesuch für den neuen Werkhof noch dieses Jahr eingereicht werden kann.
Der Wegzug ist schon länger ein Thema. «Die Anwohner hier im Aesch werden uns sicher nicht vermissen», sagt Ralph Notter schmunzelnd. Lärm schon am frühen Morgen und Lastwagenverkehr auf engen Quartierstrassen sollen schon bald der Vergangenheit angehören. Aber auch die Mitarbeitenden des traditionsreichen Wohler Bauunternehmens dürfen sich freuen. Durch den Umzug erhalten sie einen modernen Werkhof. «Hier im Aesch ist unsere Infrastruktur inzwischen veraltet. Im Seewadel können wir für zeitgemässe und angenehme Arbeitsbedingungen sorgen», schaut Notter voraus.
Der Wegzug eröffnet aber auch die Chance, das grosse Areal einer neuen Nutzung zuzuführen. Das Gebiet soll in erster Linie für Wohnzwecke genutzt werden mit einem gewissen Anteil an Gewerberäumen. Die Idee ist nicht neu, die Notter Gruppe hatte sich schon mehrfach Gedanken gemacht zur künftigen Nutzung. Zuletzt vor fünf Jahren. Das damalige Projekt konnte aus diversen Gründen nicht realisiert werden. «Vermutlich waren wir damals mit unseren Überlegungen zu früh dran. Heute haben sich die Ansprüche an Wohnungen und die Anforderungen ans Bauen stark verändert. Im neuen Projekt können wir das alles aufnehmen», erklärt Ralph Notter.
Anwohner vorgängig informiert
Das neue Projekt entstand im engen Kontakt mit dem Kanton und der Gemeinde. «Wir haben versucht, die verschiedenen Erwartungen zu erfüllen und auch auf die Bedürfnisse der Anwohner Rücksicht zu nehmen», so der CEO. Mit dem vorliegenden Gestaltungsplan ist er sehr zufrieden. Er ist überzeugt, dass dies der richtige Weg ist für das Quartier. «Wir haben bisher von allen Seiten viel Lob erfahren für unsere Pläne. Auch die Anwohner, die wir vorgängig informiert haben, äusserten sich fast durchs Band nur positiv», freut sich Notter.
Das Gebiet inmitten des Wohler Zentrums ist der Wohn- und Arbeitszone WG4 zugewiesen und mit einer Gestaltungsplanpf licht belegt. Als Grundlage des Plans wurde ein Richtprojekt in Varianten erarbeitet und bereits in einer frühen Phase die relevanten Akteure seitens der Behörden, der Grundeigentümer, des Planungsteams und weiterer Anspruchsgruppen miteinbezogen. Besonders Wert gelegt wurde auf eine klare ortsbauliche Konzeption des Städtebaus, auf gut proportionierte, kompakte Bauten, welche grosszügige Frei- und Grünräume ermöglichen, sowie auf stimmige Anschlüsse an die Nachbarschaft mit Durchwegung und Durchblicken. Zudem soll das Projekt in Etappen realisierbar sein. All dies scheint gelungen zu sein.
Planer setzten sich für «Schützenhof» ein
Von den verschiedenen bestehenden Gebäuden auf dem Areal sollen zwei stehen bleiben. Zum einen das jetzige Bürogebäude Notter, zum anderen der «Schützenhof». Der Erhalt des Firmensitzes war von Anfang an geplant. Was das Restaurant betrifft, war Ralph Notter anfangs wenig begeistert von der Idee, wie er zugibt. Denn die Bausubstanz des Gebäudes ist schlecht. Heute sieht er es anders. «Unsere Planer haben uns überzeugt, dass es wichtig ist, einen Bezug zur Geschichte dieses Areals zu schaffen», sagt Notter. Entscheidend sei, dass das Restaurant nicht unter Schutz stehe und allenfalls abgerissen und in ähnlicher Form neu gebaut werden kann. Dann auch etwas weiter weg von der Kantonsstrasse.
Nachhaltigkeit wird hoch gewichtet
Neu sind acht zusätzliche Gebäude geplant. Zahlreiche Studien haben aufgezeigt, dass eine Bebauung mit kompakten Gebäuden und grosszügigen Freiräumen den attraktivsten Wohnraum bieten kann. Genau so will Notter darum im Aesch bauen. «Uns ist es wichtig, dass es genügend Freiflächen gibt. Platz zum Spielen, aber auch für die Natur», betont der CEO. Andererseits sollen vier grosse Gebäude entlang der Jurastrasse als Lärmschutz dienen und für einen Hofcharakter sorgen. Die Gebäude an der Aeschstrasse definieren hingegen die Strasse locker, der Strassenraum wirkt dadurch grosszügig.
Im Sinne einer nachhaltigen Überbauung, welche Ralph Notter sehr wichtig ist, wurden diverse Energieund Nachhaltigkeitskonzepte überprüft. «Fossile Brennstoffe kommen ganz sicher nicht zum Einsatz», schaut er voraus. Es gilt für Neubauten der Minergiestandard oder eine energetisch und ökologisch gleichwertige Lösung. Das Erreichen dieser Ziele gelingt durch die Reduktion des Energiebedarfs, dank tiefen Gebäudehüllenzahlen, guter Wärmedämmung und der Nutzung passiver Solargewinne. Der Energiebedarf soll insbesondere durch Eigenproduktion mittels Photovoltaik-Anlagen, der Nutzung von Abwärme und der Nutzung von Erdwärme gedeckt werden. Auch bei der Wahl der Materialien werden ökologische Überlegungen zum Zuge kommen.
Kein Anschluss an Jurastrasse
Ein wichtiger Faktor in der Planung war auch der Verkehr. «Wir gingen lange von einem Anschluss direkt an die Kantonsstrasse aus. Jetzt zeigt sich, dass dieser nicht nötig wird», erklärt Notter. Der ebenfalls aufliegende Verkehrsbericht geht davon aus, dass durch die Nutzung für Wohnzwecke kein nennenswerter Mehrverkehr entsteht und die bisherige Erschliessung via Aeschstrasse und Bühlweg ausreicht. Aufgehoben wird hingegen die jetzt bestehende Zufahrt ab Jurastrasse. Das ganze Areal wird verkehrsfrei gestaltet, dafür gibt es eine grosse Tiefgarage mit Zufahrten ab der Aeschstrasse.
Die Studie zeigt auf, dass hier bis zu 150 Wohnungen realisiert werden können. Ein Teil davon soll vermietet, ein Teil verkauft werden. Die genaue Aufteilung der Wohnungen steht noch nicht fest, schliesslich geht es erst um den Gestaltungsplan. Dieser zeigt aber bereits Möglichkeiten auf. Ralph Notter ist überzeugt, dass sich hier attraktive Wohnungen realisieren lassen. Gebaut werden soll später in zwei Etappen. Erst der Abschnitt östlich des Bürogebäudes, dann der Teil, auf dem heute der Werkhof steht. Ob die Notter Immo alles selbst realisiert oder einen Teil an einen Investor abgibt, ist noch offen. «Wir machen einen Schritt nach dem anderen», so Notter. Vorerst gilt es das Mitwirkungsverfahren abzuwarten. Doch der CEO ist optimistisch: «Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass das Projekt gefällt.»
Der Zeitplan
Mit dem Gestaltungsplan Aesch sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, das zentrumsnahe Gebiet des Werkhofs der Notter AG in ein attraktives und nachhaltiges Wohnquartier mit Gewerbeanteil zu entwickeln. Derzeit laufen die Auflage und das Mitwirkungsverfahren. Noch bis zum 23. Februar können sich alle zum Projekt äussern. Nach erfolgter Mitwirkung und einer allfälligen Anpassung muss der Gestaltungsplan nochmals aufgelegt werden, dann sind auch Einsprachen möglich.
Ralph Notter hofft, dass der Plan dieses Jahr bewilligt wird. Dann erfolgt die Erarbeitung des Bauprojekts und die Einreichung des Baugesuchs. Nach aktuellem Zeitplan soll mit den Arbeiten für die erste Etappe im Jahr 2026 begonnen werden. Parallel dazu ist der Umzug des Werkhofs in den Seewadel vorgesehen. Der Hauptsitz der Firma bleibt aber vorerst noch im Bürogebäude an der Aeschstrasse. Der Umzug dieser Räume ist erst später geplant. --chh