Wo das Wasser herkommt
26.08.2025 Region OberfreiamtDie Wasserversorgungsgenossenschaft Boswil lud zum Jubiläum zum Tag der offenen Tür
Seit 125 Jahren gibt es die Wasserversorgungsgenossenschaft Boswil. Ein 22 Kilometer umfassendes Leitungsnetz betreibt sie im Dorf. Hinzu kommen zwei Reservoirs – Hansimatt ...
Die Wasserversorgungsgenossenschaft Boswil lud zum Jubiläum zum Tag der offenen Tür
Seit 125 Jahren gibt es die Wasserversorgungsgenossenschaft Boswil. Ein 22 Kilometer umfassendes Leitungsnetz betreibt sie im Dorf. Hinzu kommen zwei Reservoirs – Hansimatt und Gländ. Im 2013 zusammen mit Bünzen erbauten Reservoir Hansimatt empfing sie nun viele Interessierte.
Annemarie Keusch
Es fliesst einfach. Geht der Hahnen auf, läuft das Wasser. In der Küche, im Badezimmer. Zum Duschen, zum Waschen, zum Trinken. Ganz selbstverständlich. Aber das ist es eben nicht. Dass im Hintergrund einiges läuft, damit das Wasser fliesst, zeigte die Wasserversorgungsgenossenschaft an einem Tag der offenen Reservoir-Tür. Anlass war zudem der 125. Geburtstag der Genossenschaft. Die Bevölkerung nutzte rege die Möglichkeit, sich informieren zu lassen – und den für viele ungewohnten Ausblick vom Reservoir-Dach über das Dorf geniessen zu können.
600 bis 800 Kubikmeter Wasser verbraucht das Dorf Boswil durchschnittlich täglich. «Das kann an heissen Sommertagen schnell bis zu doppelt so viel werden», weiss Patrick Keusch, Vorstandsmitglied der Wasserversorgungsgenossenschaft. Er nahm die Interessierten mit ins Innere des Reservoirs. Wobei man davon absah, eine der beiden Wasserkammern zu leeren und zugänglich zu machen. «Der Aufwand wäre zu gross gewesen.» Zwei Kammern à je 600 Kubikmeter Fassungsvermögen gehören zum Reservoir, das 2013 zusammen mit der Gemeinde Bünzen erstellt worden war. Aktuell sind beide Kammern voll und das von den Quellen her fliessende Wasser wird Bächen zugeführt. Im Vorraum sind die Leitungen ersichtlich, über die das Wasser ins Reservoir und in die Hauptleitungen des Wasserversorgungsnetzes geführt wird. Patrick Keusch weiss, dass das Quellwasser jeweils bereits in der Brunnstube ein erstes Mal gereinigt wird, im Reservoir folgt die Reinigung durch die Ultraviolett-Anlage. «Um allfällige Keime abzutöten, die es meist gar nicht hat im Wasser.» Hinzu kommt ein Trübungsmesser, durch den das Wasser vor dem Eintritt in die Kammer läuft. «Denn wenn es stark regnet, besteht die Gefahr, dass noch Sand im Wasser ist. Den wollen wir nicht in der Kammer.»
Vorher Tiefziehbrunnen und private Quellen
Das ganze Reservoir, überhaupt das ganze Wasserleitungssystem, ist automatisiert gesteuert, mit Steuerung im Gemeindehaus Boswil. Keusch betont, dass aber auch alles manuell bedienbar sei, oder wenn nötig mit externer Stromversorgung. Und die Wasserkammern müssen ja auch gereinigt werden – einmal jährlich. «Natürlich nacheinander, damit die Dörfer mit Wasser versorgt sind», sagt Patrick Keusch.
Präsident Roland Koch erläuterte die Geschichte der Wasserversorgungsgenossenschaft. Bevor diese 1899 gegründet wurde, mussten alle Häuser für ihre eigene Wasserzufuhr schauen. Die einen hatten Quellen, andere nutzten Tiefziehbrunnen, wieder andere spannten mit Nachbarn zusammen. 1899 schuf dem eine Genossenschaft Privater Abhilfe. Noch im selben Jahr bauten sie das Reservoir Halde, das mittlerweile ausser Betrieb ist. Das 1949 gebaute Reservoir Gländ betreibt die Wasserversorgungsgenossenschaft nach wie vor. Hinzu kommen zwei Pumpwerke, Femmatten und Grundächer, sowie Not- und Löschwasserverbindungen nach Muri respektive Kallern. Zudem betreibt die Genossenschaft im Dorf den Löschschutz mit rund 150 Hydranten.
Ganz oft reicht Quellwasser
Quellwasser ist das Herzstück der Wasserversorgung. Allein ins Reservoir Gländ fliessen bis zu 800 Liter Wasser pro Minute. Überhaupt, meistens reicht das Quellwasser, um die Gemeinden Boswil und Bünzen mit Frisch- und Brauchwasser zu versorgen. «Die Quellen füllen das, was tagsüber gebraucht wurde, nachts wieder auf», erklärt Roland Koch. Die Pumpwasserwerke brauche es entsprechend selten.
Verändert hat sich nicht nur die Infrastruktur der Wasserversorgungsgenossenschaft, sondern auch die Materialen. Waren die Leitungen früher aus Eternit, werden sie heute ganz modern mit Polyethylen, also Kunststoff, angefertigt. «Viele sind aber noch Druckgussleitungen», erklärt Roland Koch. Verändert haben sich auch die gesetzlichen Vorgaben, die das Trinkwasser erfüllen muss. Roland Koch nimmt es vorneweg: «Wir haben keinerlei Probleme, diese einzuhalten.» Das sei der guten Arbeit des Brunnenmeisters, aber auch dem Vorstand zu verdanken. Zweimal jährlich werde das Wasser im kantonalen Laboratorium geprüft. Zudem würden die Chlorothalonil-Werte, die vor wenigen Jahren auch medial für Aufsehen sorgten, stetig zurückgehen. «Seit dem Verbot dieser Pestizide», weiss Roland Koch. Entsprechend sei das Wasser in Boswil bedenkenlos geniessbar. Und die Wasserversorgungsgenossenschaft ist so aufgestellt, dass es auch keiner Sorgen bedarf, dass sich dies in Zukunft ändert.