Wertvolle Einblicke bieten
17.11.2023 WohlenRotary lud angehende Maturanden zum Berufswahl-Speed-Dating
Wer im Sommer mit der Matur seine Schulzeit abschliesst, muss sich jetzt Gedanken zur beruflichen Zukunft machen. Um einen Überblick über die Möglichkeiten zu erhalten, ermöglichen die beiden ...
Rotary lud angehende Maturanden zum Berufswahl-Speed-Dating
Wer im Sommer mit der Matur seine Schulzeit abschliesst, muss sich jetzt Gedanken zur beruflichen Zukunft machen. Um einen Überblick über die Möglichkeiten zu erhalten, ermöglichen die beiden Freiämter Rotary-Vereine einen direkten Kontakt mit Personen aus der Praxis.
Chregi Hansen
«Wenn noch irgendwelche Fragen auftauchen, meldest du dich einfach bei mir», sagt Thomas Räber bei der Verabschiedung und drückt dem Schüler seine Visitenkarte in die Hand. Zuvor hatte der Murianer Unternehmer seinem Gegenüber in einer Viertelstunde erklärt, welche Berufsmöglichkeiten die Immobilienbranche bietet.
Der einsame Tierarzt
Räber ist eine von 37 Personen, die in der Aula der Kanti Einblicke in ihren Berufsalltag erlauben. Und Fragen von angehenden Maturanden beantworten. Die Auswahl der Berufe ist riesig und reicht vom Anwalt über den Zahnarzt, die Polizistin und den Kulturmanager bis zum Umweltingenieur. Jede dieser Personen kommt dabei mit einem passenden Gegenstand zum Dating. Der Richter mit dem Gesetzbuch, die Chemikerin mit dem Reagenzglas, der Apotheker mit dem Mörser. Ihnen gegenüber sitzen 53 Schüler und Schülerinnen der Kanti Wohlen und des BBZ Freiamt, die über jeweils drei dieser Tätigkeiten mehr erfahren wollen. Dabei gezielt nachfragen. Sodass sich spannende Diskussionen ergeben.
Wobei das Interesse sehr verschieden ist. Während der Wohler Physiotherapeut Derk Welmers in allen drei Slots eine grössere Gruppe begrüssen kann, interessiert sich nur gerade eine Schülerin für die Arbeit eines Tierarzts. Und sagt gleich zu Beginn, dass die Ausbildung wahrscheinlich nichts für sie ist, weil sie Tiere so gern hat und ihnen kein Leid zufügen kann. Für den Murianer Veterinär Franz Hold der ideale Einstieg für ein interessantes Gespräch. Warum das Interesse an seinem Beruf so gering ist, kann er sich nicht erklären. «Früher war das ganz anders. Da standen die Schüler bei ähnlichen Veranstaltungen Schlange.»
Während an den 37 Tischen intensiv diskutiert wird, freuen sich am Rand der Veranstaltungen die beiden Rektoren Matthias Angst (Kanti) und Philippe Elsener (BBZ). Sie sprechen von einer gelungenen Premiere. «Dass sich ohne grosse Werbung so viele Schüler und Schülerinnen angemeldet haben, ist erfreulich. Ich hoffe, dass der Anlass zur Tradition wird und sich noch mehr etabliert», sagt Matthias Angst. Es gebe zwar schon viele Möglichkeiten, sich über den weiteren Weg zu informieren, aber diese hier sei praxisnah. Aus dem BBZ nahm nur eine kleine Gruppe teil. «Aber die Rückmeldungen der Beteiligten sind fantastisch, es hat allen gefallen. Und sie sagen unisono, dass es ihnen auch etwas gebracht hat», berichtet Philippe Elsener.
Werbung machen für den Beruf der Logopädin
Auch bei den Berufsvertretern klingt es ähnlich. «Es ist schön, konnte ich aufzeigen, was unser Beruf alles beinhaltet und wie wir in unserer Arbeit vorgehen», sagt etwa Martin Uhr, Regionalstellenleiter des Schulpsychologischen Dienstes. Und Logopädin Patrizia Fuhrer kommt gar ins Strahlen. «Eine Schülerin liebäugelt nach diesem Treffen mit einer Ausbildung in diesem Bereich. Das ist wunderbar, denn es fehlt überall an Logopäden», erklärt sie. Zudem schätzen die Anwesenden auch den Austausch untereinander. Der anschliessende Apéro dauert darum auch länger.
Das Potenzial der Mitglieder nutzen
Organisiert hatten dieses erste Berufswahl-Speed-Dating die beiden Rotary-Clubs Reusstal und Freiamt. «Wir haben Berichte gelesen von solchen Events in anderen Regionen und waren begeistert», erklärt Thomas Widmer, der Präsident der Reusstaler Rotarier. Mit dem Anlass wolle man hier im Freiamt einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten. «In unseren Reihen sind ganz viele erfahrene Berufsleute vereint, dieses Potenzial wollen wir nutzen», so Namensvetter Philipp Widmer vom Rotary-Club Freiamt.
Natürlich könne man sich an vielen Orten über den weiteren Weg nach der Matur informieren. «Aber sind wir doch ehrlich: Die Berufswahl ist oft von Zufall geprägt. Wir wollen dem Zufall etwas auf die Sprünge helfen», sagt Thomas Widmer. Indem die Schüler und Schülerinnen Informationen aus erster Hand erhalten und einen realistischen Einblick in den tatsächlichen Arbeitsalltag. «Je besser einem die Arbeit gefällt, desto lieber macht man sie später», weiss Philippe Widmer. Und wenn man den 37 Berufsleuten an diesem Nachmittag zuhört, haben die meisten durchaus Spass an ihrer Arbeit. Machen so beste Werbung dafür. Und die Tatsache, dass an manchen Tischen noch lange nach dem Schlussgong weiter diskutiert wurde, beweist, dass dieser Anlass ein Erfolg war.