Wenn das Netz total ausfällt
01.10.2024 Kelleramt, RottenschwilKantonale Übung zur Inbetriebnahme der Notfalltreffpunkte – auch in Rottenschwil
Der Strom fällt aus. Die Festnetztelefonie ist verunmöglicht. Das Mobilnetz ist ebenfalls ausgestiegen. Möglichkeiten zur Kommunikation gibts keine mehr – auch ...
Kantonale Übung zur Inbetriebnahme der Notfalltreffpunkte – auch in Rottenschwil
Der Strom fällt aus. Die Festnetztelefonie ist verunmöglicht. Das Mobilnetz ist ebenfalls ausgestiegen. Möglichkeiten zur Kommunikation gibts keine mehr – auch in Notfällen nicht. Entsprechend wichtig sind Notfalltreffpunkte in allen Gemeinden.
Annemarie Keusch
Eine Frau erscheint am Notfalltreffpunkt beim Schul- und Gemeindehaus in Rottenschwil. Ihr Mann ringe nach Luft, sei mittlerweile schwer ansprechbar, die Lippen bereits violett. Alarmieren kann sie nicht. Weder Telefon noch Handy funktionieren. Es ist eines der Szenarien, die an diesem späteren Nachmittag geübt werden. Weder die Frau noch deren Notfall sind real, sondern ein Szenario der kantonalen Übung, die die Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz organisiert hat. Der Zivilschutz Oberfreiamt, das Regionale Führungsorgan und die Feuerwehren sind involviert. In der Region Zofingen, Aargau Ost und Aare-Region findet die Übung statt – und im Freiamt, in Sins und Abtwil, Oberrüti und Dietwil und eben auch in Rottenschwil und Unterlunkhofen.
Der medizinische Notfall dieser Frau ist eine der Situationen, auf die am Notfalltreffpunkt in der Gemeinde richtig reagiert werden muss. Zuerst aber muss dieser Notfalltreffpunkt in Betrieb genommen werden. Und wie immer, wenn Blaulichtorganisationen alarmiert werden, fühlen sich die zehn Minuten, bis das Feuerwehrauto erscheint, viel länger an. David Trottmann, Kommandant der Feuerwehr Unterlunkhofen-Rottenschwil, erklärt: «Es ist immer die Feuerwehr, die den Notfalltreffpunkt aufbaut, weil wir schneller vor Ort sind.» Sobald Personen der lokalen Zivilschutzorganisation da sind, kann übergeben werden.
Polycom ist das zentrale Instrument
Kistenweise Material steht nun da. Checklisten, die den Feuerwehrleuten die Inbetriebnahme vereinfachen, Batterien, Meldeformulare, Reglemente, Megafon, Licht, eine Notstromgruppe. Und das Polycom. «Das wichtigste Utensil», sagt David Trottmann. Etwa, um die Sanität aufzubieten oder Alarmierungen vorzunehmen. Denn das Polycom funktioniert nicht via Stromnetz, das in diesem Szenario ausfällt. «Sondern via anderes Netz und über Notstromeinspeisung», erklärt Trottmann.
Weil dies in einem solchen Fall eben nur am Notfalltreffpunkt möglich ist, sei es umso wichtiger, diesen möglichst schnell in Betrieb zu nehmen. «Die Bevölkerung braucht einen Ort, wo sie hingehen kann und Hilfe erhält», fasst David Trottmann zusammen. Innerhalb von 15 Minuten haben seine Leute den Notfalltreffpunkt an dieser Übung aufgestellt – zufriedenstellend für den Beobachter seitens der ZSO.
Erkenntnisse laufend einfliessen lassen
Solche Übungen seien wichtig, ist Trottmann überzeugt. Auch darum meldete sich «seine» Feuerwehr freiwillig, Teil dieser kantonalen Übung zu sein. «Wir mussten den Notfalltreffpunkt bereits zweimal in Ernstfällen in Betrieb nehmen. Dann sind wir froh, wenn alle dafür bereit sind.» Einmal war es ein Storch, der in Unterlunkhofen auf einer Hochspannungsleitung nistete und dafür sorgte, dass es zu einem Kurzschluss kam. Einmal war es ein Ausfall bei der Swisscom. Weil dies aber spätabends war, fiel das einem Grossteil der Bevölkerung wohl gar nicht richtig auf. «Trotzdem war dieses Ereignis enorm lehrreich, weil man beim Zivilschutz seither eine Alarmierungszentrale betreut und nicht mehr einen nach dem anderen anrufen und fragen muss, ob er einen Einsatz übernehmen könne.»
Dadurch lasse sich viel Zeit gewinnen. Und auch wenn es gerade während des Ernsteinsatzes nach dem Swisscom-Ausfall kaum zu Konsultationen des Notfalltreffpunkts kam, sagt David Trottmann: «Wie immer hoffen wir, dass möglichst wenig passiert ist, wenn wir aufgeboten werden. Aber wie immer müssen wir auch mit dem Schlimmsten rechnen, in diesem Fall damit, überrannt zu werden. Und gerade bei einem flächendeckenden und länger anhaltenden Blackout wäre dies durchaus möglich.»
Aber an diesem Tag ist es eine Übung. Da wird auch mal durchs Funkgerät gefragt, wer einen Kaffee möchte. Und dennoch: Da werden auch wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen. Etwa, dass die Verbindung des Handfunkgeräts bis zur Zentrale der Feuerwehr reicht. Oder die ZSO- und Feuerwehr-Leute üben das Funken, die Abläufe. «Das alles hilft uns bei den nächsten Einsätzen», ist David Trottmann überzeugt.