Weiterhin ganz vieles für die Frau
23.04.2025 MuriBrustzentrum am Spital Muri erneut ausgezeichnet – Chefärztin Kirsten Stähler ist stolz auf ihr Team
Die Rezertifizierung ist geschafft. Die Krebsliga Schweiz und die Schweizerische Gesellschaft für Senologie zeichnen das Brustzentrum am Spital Muri ...
Brustzentrum am Spital Muri erneut ausgezeichnet – Chefärztin Kirsten Stähler ist stolz auf ihr Team
Die Rezertifizierung ist geschafft. Die Krebsliga Schweiz und die Schweizerische Gesellschaft für Senologie zeichnen das Brustzentrum am Spital Muri aus. Chefärztin Kirsten Stähler betont: «Wir bieten wohnortnahe Spitzenmedizin.» Sie erzählt, wie eine Brustkrebsbehandlung am Spital Muri abläuft.
Annemarie Keusch
Es ist eine Diagnose, die niederschmettert. Die den Boden unter den Füssen wegzieht. Die ganz viele Leute trifft. Jährlich sind es in der Schweiz rund 6000 Frauen und 50 Männer, die an Brustkrebs erkranken. «Von 20- bis zu 80-Jährigen», weiss Kirsten Stähler. Sie ist Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital Muri. Eine Abteilung, die in den letzten Wochen und Monaten stark im Fokus war. «Ja, die geplante Schliessung der stationären Geburtenabteilung in Muri löst natürlich auch bei uns einiges aus», gesteht Stähler. Aber sie betont: «Wir bieten im Bereich der Gynäkologie weiterhin ganz vieles an – von Beratungen und Kontrollen über die ambulante Betreuung während einer Schwangerschaft und auch nach der Geburt.»
Eigentlich ist die Rezertifizierung des Brustzentrums von der Debatte über die geplante Schliessung der Geburtshilfe komplett losgelöst. «Schliesslich fand die Visitation im Januar statt und jetzt haben wir die Auswertung erhalten.» Umsomehr ist es dem Spital wichtig, diese Auszeichnung breit zu kommunizieren. «Weil wir darauf ganz stolz sind», betont Kirsten Stähler. Weil es zeige, dass das Team funktioniere, dass die Kompetenz und der Spirit stimmen. «Sonst wäre eine solch hohe Qualität nicht möglich.» Rund 100 Kriterien mussten erfüllt werden, um die Zertifizierung aus dem Jahr 2021 erneut zu erhalten. «Von der Behandlung über das Team, die Geräte bis zum Material, alles muss passen. Und das tut es bei uns.»
Interdisziplinäres Miteinander
Das Brustzentrum des Spitals Muri ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kantonsspital Baden. «Aber ganz viele Behandlungsschritte finden wohnortnah statt, für Leute aus dem Freiamt also in Muri», betont Kirsten Stähler. Natürlich das erste Gespräch, nachdem eine Patientin dem Brustzentrum zugewiesen wurde. «Möglichst zeitnah, in maximal fünf Tagen», betont sie. Schliesslich habe jede Frau Angst, die mit dem Verdacht auf Brustkrebs konfrontiert werde. Einem Gespräch folgen vertiefende Analysen. «Natürlich wollen die Patientinnen möglichst rasch Bescheid, aber Krebs ist sehr individuell. Auch je nach Patientin sind die Themen andere», weiss sie. Jeder Patientin sollen die bestmögliche Therapie und das bestmögliche Umfeld geboten werden, etwa auch mit Breast Care Nurses. Diese fangen die Emotionen der Patientinnen ab, versuchen ihnen die Ängste zu nehmen.
Überhaupt, Tumor-Board nennt Kirsten Stähler den virtuellen runden Tisch, an dem zig Experten aus verschiedenen Bereichen jedes einzelne Dossier studieren und diskutieren. Vom plastischen Chirurgen über den Strahlentherapeuten, den Onkologen bis zur Psycho-Onkologin. Einerseits nachdem die ersten Proben von Knoten in der Brust gemacht sind. Dabei geht es in erster Linie um die ideale Behandlungsmethode. «Längst werden nicht mehr alle Brustkrebsformen operativ behandelt», weiss Kirsten Stähler. Eine Operation sei nach wie vor häufig, je nach Gegebenheit seien aber auch eine Hormontherapie, Chemotherapie oder Bestrahlung möglich. Andererseits empfiehlt das Tumor-Board auch nach dem Eingriff der Patientin weitere Therapien, um den Krebs zu bekämpfen. Auch hier sind die Möglichkeiten vielfältig: Bestrahlung, Chemotherapie, Medikamente. An diesem Tumor-Board sitzen Expertinnen und Experten aus dem Kantonsspital Baden und aus dem Spital Muri. Das Brustzentrum ist das Projekt beider Spitäler.
Auch psychologische Aspekte sind wichtig
Kirsten Stähler betont dabei, dass möglichst viele Behandlungen wohnortnah durchgeführt werden – für die Freiämterinnen und Freiämter also in Muri. «Bis auf die Strahlentherapie wird alles hier gemacht», sagt sie. Operation, Chemotherapie, Mammografie, Onkologie. Aber damit meint sie nicht nur die rein medizinischen Aspekte. Die Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe weiss, dass der psychologische Aspekt nicht zu unterschätzen ist. Das heisst einerseits, dass das Tumor- Board zwar Empfehlungen ausspricht, die Entscheidung zu ihrer individuellen Therapie fällt aber die Patientin. Dabei geht es auch um ästhetische Aspekte. «Etwa, dass sich unter dem Pullover die Form einer weiblichen Brust abzeichnet, wenn die Frau das Spital verlässt. Schliesslich will sie nicht sofort als Brustkrebspatientin auffallen.»
Darum spricht Kirsten Stähler von einer ganzheitlichen Betreuung, die wichtig sei. Davon, dass ganz viele Expertinnen und Experten interdisziplinär Hand in Hand arbeiten. «So können wir die gesamte Kompetenz auch im ländlichen Raum nutzen. Wir bieten Spitzenmedizin am Spital Muri, für junge Frauen, aber auch für ältere Damen. «Unser Angebot beinhaltet die umfassende Betreuung bei Blasen- und Beckenbodenbeschwerden, Brusterkrankungen sowie die Betreuung während der Schwangerschaft. Wir bieten eine ganzheitliche gynäkologische Grundversorgung für Frauen jeden Alters – von der jungen Frau bis zur Seniorin – sowie das gesamte Spektrum der operativen Behandlung von Frauenkrankheiten, wie etwa Blutungsstörungen, Hormonbeschwerden und gynäkologische Operationen wie beispielsweise Gebärmutterentfernungen. Auch ohne Geburtshilfe ist unser Angebot für Frauen vielumfassend», betont Kirsten Stähler. Und das Brustzentrum ist dabei für die weiteren fünf Jahre zertifiziert.
Intensiv und tief bewegend
Breast Care Nurse erzählt aus seinem Alltag
Ralf Stiner ist aktuell die einzige männliche Breast Care Nurse in der Schweiz. Als Pflegefachmann mit Spezialisierung Brustkrebserkrankungen sind seine Aufgaben vielfältig und spielen eine zentrale Rolle in der Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs. «Meine Hauptaufgabe ist die professionelle, individuelle, kontinuierliche und ganzheitliche Betreuung während der gesamten Zeit der Erkrankung», sagt er. Von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge. Die Breast Care Nurse fungiert dabei als Schnittstelle zwischen Medizin, Pflege, Psychologie und Sozialarbeit. «Die Patientin oder der Patient sollen sich verstanden, begleitet und sicher fühlen – medizinisch und emotional.»
Menschen in einer der schwierigsten Phasen ihres Lebens zu begleiten, könne intensiv, aber auch tief bewegend und schön sein. «Ich kann mit meiner Fachkompetenz und meinem Mitgefühl echten Halt geben», sagt Stiner. Das gebe ihm eine tiefe berufliche Erfüllung. Stiner weiss: «Brustkrebs ist ein komplexes Thema mit ständig medizinischem Fortschritt. Ich arbeite in einem hochspezialisierten Feld, entwickle mich ständig weiter.» Im Gegensatz zu anderen Pflegeberufen sei er oft kontinuierlich für die Patientinnen und Patienten da und das über einen längeren Zeitraum. «Diese enge, vertrauensvolle Beziehung ist besonders.» Für die Patientinnen ein weiterer Vorteil: Stiner ist nicht nur Breast Care Nurse, sondern auch Fachexperte in der Onkologiepflege. Er verabreicht Chemotherapien. «Natürlich gibt es schwierige Momente», gesteht er. «Ich nehme daran teil, wenn Stärke, Hoffnung, Lebensmut und Dankbarkeit zum Tragen kommen.»
Stolz auf Rezertifizierung
Stiner ist überzeugt, dass die Begleitung und Unterstützung durch Breast Care Nurses enorm wichtig sind. «Nach der Diagnose sind viele Patientinnen überfordert. Wir helfen, medizinische Informationen verständlich rüberzubringen, versuchen Ängste abzubauen.» Die Breast Care Nurse kenne die persönliche Situation ihrer Patientin. «Dies schafft ein besonders Verhältnis.» Entsprechend sind die Breast Care Nurses auch entscheidend dafür, dass das Brustzentrum des Spitals nun rezertifiziert wurden. «Ich bin richtig stolz darauf», betont Ralf Stiner. Diese Rezertifizierung stehe für höchste Qualität, Engagement für unsere Patientinnen und eine sehr gute Teamarbeit. Er weiss: «Nur wer dauerhaft hohe Qualität liefert, wird wieder zertifiziert.» Die Versorgung sei strukturiert, individuell, leitliniengerecht und menschlich. Das schaffe man gemeinsam als sehr gut funktionierendes Team. --ake