Weil es wieder freie Sitze gibt
17.09.2024 Kelleramt, ArniDer Arner Gemeinderat lud zum «Tag der offenen Behördentür»
Es braucht Gemeinderäte, aber auch Mitglieder in unterschiedlichsten Kommissionen. Was dort jeweils die Aufgaben sind, war eine der Fragen, die der Gemeinderat Arni öffentlich ...
Der Arner Gemeinderat lud zum «Tag der offenen Behördentür»
Es braucht Gemeinderäte, aber auch Mitglieder in unterschiedlichsten Kommissionen. Was dort jeweils die Aufgaben sind, war eine der Fragen, die der Gemeinderat Arni öffentlich beantworten wollte. Um das Interesse an solchen Ämtern zu steigern, aber auch um zu zeigen, dass ganz viele Leute für diese Aufgaben geeignet sind.
Annemarie Keusch
In Scharen kamen die Interessierten nicht. Aber sie kamen, weil sie sich vorstellen können, sich zu engagieren, weil sie wissen wollen, was im Hintergrund einer Gemeinde alles für Aufgaben übernommen werden müssen. Das wird am Schluss der Veranstaltung klar. «Ich interessiere mich für Möglichkeiten, mich im Dorf einzubringen. Auch weil es nicht einfach ist, Kontakte im Dorf zu knüpfen, könnte ich mir vorstellen, es auf diese Weise zu versuchen», betonte eine Frau. Ein Mann gab an, sich darüber informieren zu wollen, wo es Möglichkeiten gebe, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Gefragt nach konkreten Gebieten, nennen viele eine Kommission – von Finanzkommission, bis zum Baufachteam. Gemeinderat André Huber, der den Anlass organisierte, fasste es einfach zusammen: «Die Gemeinde ist angewiesen auf Leute, die sich engagieren. Ohne sie geht es nicht.»
Genau darum organisierte der Gemeinderat diesen «Tag der offenen Behördentür». Um zu zeigen, welche Aufgaben es zu besetzen gibt. Um über Zeitaufwände und Vorkenntnisse aufzuklären. «Wir wollen zeigen, dass niemand schon Finanzexperte oder Bauexperte sein muss, um entsprechende Aufgaben beispielsweise im Gemeinderat zu erfüllen. Natürlich, Vorkenntnisse sind nicht schlecht, aber keine Voraussetzung», betont Huber. Sich in der Gemeinde zu engagieren sei eine herausfordernde, aber oft schöne Aufgabe. «Das Ziel ist, dass sich die Leute im Nachhinein die Frage stellen, ob das auch etwas für sie sein könnte.»
Keine Ortsparteien: Vor- und Nachteil
Denn Vakanzen gibt es immer wieder. Im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen im nächsten Herbst ist klar, dass fürs Wahlbüro und für den Gemeinderat Kandidierende gesucht werden, allenfalls auch für die Finanzkommission. Wer jeweils zurücktritt, soll noch nicht verraten werden. «Aber ob in einem Jahr oder später: Es wird immer wieder Leute brauchen, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen», weiss Huber. Dass es im Dorf keine Ortsparteien gebe, habe viele Vorteile, ist er überzeugt. «Wir funktionieren rein sachpolitisch. Aber es hat auch den Nachteil, dass niemand Leute für öffentliche Aufgaben portiert.» Oft seien es Gemeinderäte, die Leute konkret anfragen. «Aber unser Dorf ist gewachsen, auch wir kennen nicht mehr alle sowie auch deren Fähigkeiten nicht», sagt Huber.
Die Interessenten bekamen zuerst einen Einblick ins Gemeindehaus, später in den Alltag des Gemeinderates. Etwa erzählte Gemeindeammann Evelyn Pfister, was sie aktuell am meisten beschäftigt. «Das sind Sondernutzungsplanungen, die am Laufen sind.» Das Dorf wächst also weiter. Am 12. Dezember soll dazu eine ausserordentliche «Gmeind» stattfinden. «2400 Einwohner ist das Maximum», weiss Pfister. Heute seien es gut 1900.
Süess seit 2005 im Gremium
Seit 16 Jahren gehört Evelyn Pfister zum Gemeinderatsteam, ist damit aber nicht die Dienstälteste. Schon seit 2005 dabei ist Kurt Süess. Er erzählt: «Als ich Gemeinderat wurde, hatten wir noch eine Ortspolizei, längst sind wir – wie bei vielem – regional organisiert.» Man wachse mit der Zeit in die Aufgaben der verschiedenen Ressorts hinein. Voraussetzungen gebe es aus seiner Sicht trotzdem. «Man muss zuhören, abwägen und einen Konsens finden können.»
Aber es gibt auch Fälle wie jenen von Thomas Frei. Als ausgebildeter Lehrer betreut er das Ressort Bildung. Auch er spricht von anstehenden Projekten, von Renovationsbedarf beim Schulhaus Stalden, von zusätzlichem Raumbedarf. «Renovieren? Oder doch neu bauen? Solche Fragen gilt es zu beantworten.» Frei betonte zudem, dass es für Gemeinderäte im Bildungsbereich Ausbildungsmöglichkeiten gebe und regelmässige Anlässe zur Weiterbildung.
Auch mal blöde Fragen stellen
Von einem Sprung ins kalte Wasser berichtet Sara McLean. Seit 2021, zwei Jahre nach dem Zuzug in Arni, sitzt sie im Gemeinderat. «Ich schwimme immer noch im lauwarmen Wasser», meinte sie. Neben Themen wie Kultur, Sport und Freizeit sowie Jugendarbeit, die ihr liegen, kümmert sie sich auch um Abfall- und Abwasserbeseitigung. «Für mich waren das ganz neue Themen. Aber ich bin auf viel Verständnis gestossen, wenn ich auch mal vermeintlich blöde Fragen stellte.»
Um die sozialen Aspekte kümmert sich André Huber. Er berichtete, dass ab nächstem Jahr im Dorf eine Alterskommission eingesetzt wird und dass Arni eine der am besten erschlossenen Gemeinden im Kanton sei, was den öffentlichen Verkehr anbelange. Aber auch er hat Baustellen. «Wir sind auf der Suche nach Wohnraum für Asylsuchende. Auch weil der Sprossblock bald umgebaut werde und die dortigen Räumlichkeiten fehlen.
Nicht nur Finanzexperten für Finanzkommission
Es war ein bunter Strauss an Aufgaben, den der Gemeinderat aufführte – so wie ihr Alltag eben ist: vielfältig. Das gilt auch für die Kommissionen. Auch hier seien keine speziellen Voraussetzungen zu erfüllen, auch nicht für die Finanzkommission. Deren Präsident Thomas Michel hielt fest: «Sich nicht vor Zahlen zu scheuen, gesunder Menschenverstand und ein guter Gesamtüberblick reichen. Man muss kein Finanzexperte sein.»
Ob Anlässe wie dieser helfen, Kandidierende zu finden, wird sich spätestens nächsten Herbst zeigen. Den Kopf in den Sand stecken und die Taktik des Abwartens wählen die Arner Behörden jedenfalls nicht.