Weihnachtliche Motive erkundet
16.12.2025 MuriKloster Muri: Spezialführung Kerzenschein und Tannenduft
Die Führung mit Benno Seiler durch die Klosteranlage wurde zum Erlebnis für Familien und Erwachsene. Gut zwei Dutzend Besucher genossen die Einblicke in die weihnachtlichen Abbildungen im Kloster Muri ...
Kloster Muri: Spezialführung Kerzenschein und Tannenduft
Die Führung mit Benno Seiler durch die Klosteranlage wurde zum Erlebnis für Familien und Erwachsene. Gut zwei Dutzend Besucher genossen die Einblicke in die weihnachtlichen Abbildungen im Kloster Muri durch den Kreuzgang in den Chor bis zum anschliessenden wärmenden Getränk im Kultur Kafi.
Verena Anna Wigger
Vom Kultur Kafi in den Äbtekeller und durch die Türe in den Kreuzgang. Bei der Glasscheibe erklärt Benno Seiler, welche Mythen und Sagen zur heutigen Aufteilung der Festtage im Dezember führten und welche weihnachtlichen Motive diese wiedergeben. Hier im westlichen Kreuzgang ist die Abbildung des heiligen Nikolaus von Myra zu sehen, dessen Todestag der 6. Dezember ist und welcher der Sage nach als wohltätiger Bischof Gutes für die Menschen tat.
Seiler erzählt, dass zu Lebzeiten des Nikolaus von Myra eine Familie mit ihren drei Kindern bittere Not litt. Diese, so Seiler, hätte sich überlegt, die Kinder wegzugeben, weil sie sie nicht ernähren konnten. Da schenkte der Bischof der Sage nach der fünfköpfigen Familie drei Goldkugeln. Benno Seiler zieht Mandarinen aus dem Rucksack und verschenkt sie an die Kinder auf dem Rundgang. Diese leuchtend orangen Früchte könnten für die drei Goldkugeln stehen, erklärt Seiler der Gruppen im winterlich kühlen Kreuzgang. Die Sage erzähle weiter, dass die Familie so die Kinder nicht weggeben musste. Wegen solcher guten Taten werden noch heute am Samichlaus-Tag Nüsse und Mandarinen verschenkt.
Wie Weihnachten entstanden ist
Reformator Martin Luther wollte einen Gegenpunkt zum Samichlaus-Tag einführen, daher setzte er den Weihnachtsabend am 24. Dezember als Geburtsdatum für Christi Geburt ein, erklärt Seiler den Besuchern, während es weihnachtlich nach Mandarinen duftet. Die Erzählung sage, dass dieser neue Festtag aus der reformierten Kirche komme, so Seiler, doch heute werde er auch in der katholischen Kirche gefeiert. Verbreitet habe dieser sich vor allem in den nördlichen Ländern. Dazu wurden mit dem Schlitten Geschenke überbracht. Da es im Norden Rentiere habe und die Sage weiter erzählt wurde, sei der Weihnachtsmann zu seinem Schlitten mit Gespann gekommen, berichtet er weiter. Als dann Menschen aus Europa nach Amerika übersiedelten und dort ihre Tradition von Weihnachten lebten, sei der Weihnachtsmann entstanden.
Wie der Adventskranz entstanden ist
Ebenfalls eine Überlieferung steht mitten im Kreuzgang. Auf einem Wagenrad stehen vier grössere Kerzen und dazwischen jeweils sechs kleine Kerzen. «Was das wohl ist?», fragt Seiler die Kinder. Hierbei handle es sich um den ersten Adventskranz. Denn dieser sei aus der Frage der Kinder entstanden: «Wann ist Weihnachten?», erzählt der versierte Kloster-Führer. Und er beginnt die Lichter anzuzünden, beginnend mit dem ersten Advent. Am Ende fügt er weitere drei Kerzlein dazu, denn in diesem Jahr sei Weihnachten ja drei Tage nach dem vierten Advent. Über die Jahre sei der Kranz dann geschmückt worden. Daraus sei der Adventskranz mit den vier grossen Kerzen entstanden, wie er in den Wohnungen stehe.
Weiter geht die Führung auf die östliche Seite des Kreuzgangs. Hier befindet sich das Masswerk, das sind die oberen herzförmigen Fenster, als Teil der wertvollen Kunstglasscheiben des Kreuzgangs. Darauf seien die Jugendjahre Christus abgebildet. Benno Seiler erzählt die Geschichte anhand der Abbildungen auf den Glasscheiben, welche hier sehr nahe sind, dazu spielt er ein Stück an, welches die Verkündigung Marias beinhaltet.
Eine ähnliche Abbildung befindet sich auch im Chorgestühl der Klosterkirche. Hier weist Seiler die Besucher darauf hin, dass das Jesuskind schon recht «gross» sei, was eventuell darauf hindeute, dass die drei Könige nicht so kurz nach der Geburt zu Besuch waren, sondern vielleicht auch erst zwei Jahre später, wie Seiler in den Raum stellt.
Eine Krippe vor der Weihnacht
Im Chorgestühl der Klosterkirche stehen auf der Treppe die Figuren einer Krippe. Anhand der Persönlichkeiten der einzelnen Figuren erzählt Benno Seiler die Weihnachtsgeschichte. Zusammen mit den Kindern aus der Führung stellt er die Krippe oben auf der dafür vorbereiteten Fläche auf. Kurz vor Abschluss der Führung mit Motiven von Weihnachten besucht die Gruppe die Krippe in der Leontius-Kapelle. Seiler erzählt, dass die Krippe extra für die Führung aufgestellt wurde. «Nimmt mich wunder, wie der Sakristan es gelöst hat, dass noch nicht Weihnachten ist», stellt er die Frage in den Raum. Die Antwort ist in der leeren Krippe beim Eintritt in die Kapelle sichtbar. Erst an Weihnachten wird das Jesuskind dort hineingelegt. Zum Abschluss der Führung lädt er die Besucher zu einem Punsch ins Kultur Kafi ein. Denn so schön der Rundgang durch die winterliche Klosterkirche ist, die Kälte ist spürbar.
Ein vorweihnachtlicher Rundgang im Kloster Muri mit Stationen, Einblicken und Ohrenschmaus, der tief und spannend in die Weihnachtszeit eintauchen lässt. Mit der unterhaltsam informativen Führung von Benno Seiler wurde dies zum Erlebnis für Gross und Klein.



