Wechsel neben dem Platz
12.12.2023 Fussball, SportFussball, Geschäftsstellen-Transfer: Ronny Minkwitz wechselt vom FC Wohlen zum FC Baden
2014 kam Ronny Minkwitz vom FC Fulham zum FC Wohlen. Er wollte gross rauskommen als Fussballer. Das hat nicht geklappt. Aber in Wohlen hat er andere (wichtigere) Dinge erfahren: seine Frau, sein Kind, sein Glück. Nach zwei Jahren als Geschäftsstellenleiter beim FC Wohlen hat er nun beim FC Baden eine neue Herausforderung angenommen.
Stefan Sprenger
Viel los bei Ronny Minkwitz. Der sympathische Deutsche hatte am vergangenen Freitag viel Besuch bei sich zu Hause in Villmergen. Der Grund: Minkwitz feierte seinen 30. Geburtstag. Am Sonntag fliegt er mit Frau Jasmin und Sohn Leo in den Urlaub und geniesst ein paar Tage Ruhe.
Er tankt auch Kraft für seine neue Aufgabe beim FC Baden. Minkwitz startete am 1. Januar 2021 als Geschäftsstellenleiter beim FC Wohlen. Als «Mädchen für alles» wurde er oft betitelt. Der Deutsche, dessen Vater Stefan einst im Nationalteam der DDR spielte, bewies, dass er nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz viel auf dem Kasten hat.
Bilderbuch-Karriere geriet ins Stocken
Sportlich verlief seine Karriere zuerst wie im Bilderbuch. Über die Jugend des VfB Stuttgart geht er mit 16 Jahren nach England zum Londoner Klub Fulham FC, wo er in der U18 und U21 spielt. 2012 gewann der Mittelfeldspieler als Captain die englische U18-Nachwuchsmeisterschaft. Minkwitz wurde zudem als bester Nachwuchsspieler der gesamten Liga ausgezeichnet.
Im Sommer 2014 wird Ciriaco Sforza Trainer beim FC Wohlen. Und die Berater finden, dass Minkwitz beim Challenge-League-Club den nächsten Schritt machen kann in eine grosse Profikarriere. Der damals 21-Jährige kommt aber auf den Niedermatten nie richtig in Fahrt. Minkwitz sitzt oft auf der Bank. Seine 45 Einsätze in der Challenge League sind meist Teileinsätze. Ihm gelingt nur ein Tor.
2017 wechselt er für zwei Jahre zum FC Muri, eher er 2019 zum FC Wohlen zurückkehrt. Es kommt Corona. Es kommen schwierige Zeiten. Am 7. November 2021 macht Minkwitz sein letztes Spiel. Danach gibt er den Rücktritt. «Ich hatte keinen Bock mehr auf Fussball», sagt er heute. Fussball sei nach wie vor ein wichtiger Teil seines Lebens. «Aber eben lieber neben dem Feld als auf dem Feld.» Minkwitz suchte sich neue Hobbys. Padel-Tennis, Wandern, Angeln – und er ging zu den Abfalltauchern.
Den Job auf der Geschäftsstelle führte er jedoch stets aus. «Die Arbeit hat mir immer Spass gemacht», betont Minkwitz. Auch wenn das Jahr 2023 «sehr schwierig war». Der FC Wohlen schreibt Negativschlagzeilen. Das wirbelt auch seine Arbeit durcheinander. «Wir waren im organisatorischen Bereich auf einem guten Weg. Aber es gab negative Vorfälle, die die ganze Arbeit von mir und vielen ehrenamtlichen Helfern in den Hintergrund gestellt haben.»
Dem FC Wohlen dankbar
Die FC Wohlen AG, die sich in Liquidation befindet, hat ein Loch von 300 000 Franken in der Kasse. Gemäss Liquidator André Richner (früherer VR-Präsident) werden diese Schulden getilgt und die AG aufgelöst. Der Name Ronny Minkwitz werde oft mit den Schulden in Verbindung gebracht. «Ich war nicht im strategischen Bereich zuständig. Der buchhalterische Bereich war ein Teil meiner Aufgabe. Allerdings war diese Aufgabe auf das Einspeisen von Zahlen beschränkt, nicht auf die Weiterverarbeitung. Mit diesem Schuldenberg habe ich nichts am Hut.»
Ronny Minkwitz ist froh, dass er vom FC Wohlen diese Chance auf der Geschäftsstelle erhalten hat. Er kann sich noch gut erinnern, als er sich mit dem damaligen VR-Präsident Richner traf und sagte: «Ich will den Job.» Richner schenkte ihm das Vertrauen. «Ich erhielt grossen Einblick in verschiedenste Bereiche. Von Events bis zum Zeichnen der Platzlinien war ich für alles zuständig. Dafür bin ich dem FC Wohlen auf ewig dankbar. Ich durfte viel profitieren.»
Er soll FC-Baden-Präsident Gassmann unterstützen
Nun verlässt Minkwitz (per 31. Januar) die Geschäftsstelle des FC Wohlen. «Durch die finanziellen Probleme wurde die Zukunft unsicher. Ich hatte keine Sicherheit mehr. Das gab den Ausschlag, dass ich mich umhörte», erklärt der Vater eines 1-jährigen Sohnes. Beim FC Baden fand er einen neuen Job, der seiner Tätigkeit beim FC Wohlen sehr ähnelt. Dort wird er ebenfalls auf der Geschäftsstelle tätig sein. «Administration. Organisation. Anlässe. Ich soll Präsident Heinz Gassmann entlasten und unterstützen», so Minkwitz, der wie in Wohlen in einem 80-Prozent-Pensum im Badener Esp arbeiten wird.
Minkwitz sagt kurz vor seinem Abschied beim FC Wohlen: «Es ist schade, dass ich den FC Wohlen in einer schwierigen Situation verlassen muss. Aber diese neue Herausforderung beim FC Baden ist eine grosse Chance für mich.» Dem FC Wohlen – mit dem er auch in Zukunft in Verbindung bleiben will – wünscht er für die Zukunft nur das Beste und meint: «Auch wenn es von aussen so aussah, als haben wir nicht viel auf die Reihe gekriegt, so muss ich sagen, dass wir organisatorisch alles stabil halten konnten und auf einem guten Weg sind. Der FC Wohlen hat über 600 Mitglieder und über 30 Teams, da alle Bedürfnisse zu befriedigen, ist kaum möglich. Wir haben aber unser Bestes versucht, dass wir ein Umfeld schaffen, wo jeder Erwachsene und jedes Kind Fussball spielen kann.»
Beim FC Wohlen wird auf der Geschäftsstelle ab Januar Selina Weidemann als Nachfolgerin von Ronny Minkwitz ihren Job antreten.