Von internationaler Bedeutung
12.12.2025 KelleramtKarin Koch Wick übernimmt
Präsidiumswechsel bei der Stiftung Reusstal
21 Jahre war sie im Stiftungsrat, die letzten elf als Präsidentin. Nun hat Rosmarie Groux die strategische Leitung der Stiftung Reusstal an Karin Koch Wick abgegeben. Die ...
Karin Koch Wick übernimmt
Präsidiumswechsel bei der Stiftung Reusstal
21 Jahre war sie im Stiftungsrat, die letzten elf als Präsidentin. Nun hat Rosmarie Groux die strategische Leitung der Stiftung Reusstal an Karin Koch Wick abgegeben. Die Grossrätin aus Bremgarten und Co-Präsidentin der Mitte Kanton Aargau will auf dem aufbauen, was ist, aber nicht nur verwalten, sondern auch mit neuen Ideen gestalten – in Zusammenarbeit mit Geschäftsleiterin Elisabeth Graf Pannatier und ihrem Team. --tst
Stiftung Reusstal: Rosmarie Groux hat das Präsidium an Karin Koch Wick übergeben
Der Stiftungsrat hat Karin Koch Wick einstimmig zur neuen Präsidentin der Stiftung Reusstal gewählt. Die Grossrätin aus Bremgarten will auf die Vorarbeit von Rosmarie Groux aufbauen und den Einbezug von Fachwissen weiter fördern.
Thomas Stöckli
Seit 2004 war sie im Stiftungsrat, die letzten elf Jahren als Präsidentin. Eine Zeit, in der sich die Stiftung Reusstal stark entwickelt hat. Rosmarie Groux blickt zurück auf die Zeit, als Geschäftsführer Josef Fischer noch mit seiner Familie im Zieglerhaus wohnte, an die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, die durch strenge Auflagen geprägt war, an die Gestaltung der Dauerausstellung, die einen grossen Mehrwert bringt. Im Aussenbereich sind es die Holzskulpturen von Bildhauer Alex Schaufelbühl, die Akzente setzen, allen voran die grosse Ringelnatter. «Wir wollten die Sichtbarkeit des Zieglerhauses erhöhen», verrät die abtretende Präsidentin, «und so die Stiftung Reusstal bekannter machen.» Dazu beigetragen haben auch die Führungen. «Mit der Anzahl an Mitarbeitenden hat auch das Fachwissen zugenommen», sagt sie. Entsprechend können vielfältigere Exkursionen angeboten werden.
Viel Herzblut und Engagement
Einschneidend war der Wechsel der Geschäftsleitung vor zwei Jahren. Josef Fischer hatte sich in 35 Jahren als «Mr. Reusstal» etabliert. Das Kontaktnetz, das er sich dabei aufgebaut hat, gilt es weiter zu pflegen, gleichzeitig in der Entwicklung nicht stehen zu bleiben. Rosmarie Groux zeigt sich zuversichtlich, dass dies auch gelingen wird: «Wir haben ein tolles Team mit innovativen Ideen.» Und: «Es hat sich bestätigt, dass Elisabeth Graf Pannatier als Geschäftsleiterin die richtige Wahl war.»
Stolz ist Groux insbesondere auf das, was sie im sozialen Bereich erreicht hat. Dazu gehört das Weihnachtsessen als Zeichen der Wertschätzung für all jene, die sich freiwillig engagieren. «Ich finde es wichtig, dass man sich auch auf privater Ebene austauschen kann.» Weiter hat sie Mitarbeitergespräche eingeführt. Daran wird auch ihre Nachfolgerin festhalten: «Ich durfte diesen Herbst bereits als Zuhörerin dabei sein», sagt Koch Wick. Das sei extrem wertvoll, zumal man sonst als Stiftungsrat nicht so viele Berührungspunkte habe. «So sieht man, wie das Team funktioniert.» Generell haben das Herzblut und das Engagement ihrer Vorgängerin sie beeindruckt.
Verbunden mit dem Reusstal
Karin Koch Wick ist seit zwei Jahren im Stiftungsrat. «Matthias Betsche, der die Pro Natura Aargau im Stiftungsrat vertritt, fragte mich mal nach einer Grossratssitzung an. Ich habe sehr schnell zugesagt.» Mit der Stiftung Reusstal ist die Grossrätin aus Bremgarten und Co-Präsidentin der Mitte Aargau schliesslich schon länger verbunden. Etwa als Gönnerin und als Exkursionsteilnehmerin. So erinnert sie sich an eine nächtliche Amphibienpirsch mit ihren Kindern, ausgerüstet mit Taschenlampen. «Als Bremgarterin war ich viel an der Reuss», sagt sie. Und das schon in der eigenen Kindheit: «Mit dem Vater haben wir damals noch das Stauwehr vor der Stauung besichtigt», erinnert sie sich. «Heute darf ich erleben, was daraus geworden ist.»
Am 5. Dezember hat sie der Stiftungsrat nun einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. «Ich habe das nicht anvisiert», sagt Koch Wick. Im Laufe des letzten Jahres seien verschiedene Mitglieder des Stiftungsrats auf sie zugekommen. Möglich ist das zusätzliche Engagement, weil sie sich vor zwei Jahren bewusst für die politische Laufbahn und gegen ein weiteres Praktizieren als Anwältin entschied. «Dadurch habe ich mehr Zeit – ich verdiene einfach viel weniger», sagt sie und lacht.
Mit- statt gegeneinander
Angesprochen auf die Übernahme des Präsidiums, spricht Karin Koch Wick von einem Herzensentscheid. Insbesondere reizt sie der Gestaltungsspielraum, der sich ihr in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführerin biete: «Elisabeth Pannatier ist angekommen und hat super Ideen. Ich freue mich sehr, mit ihr gemeinsam die Stiftung weiterzuentwickeln.» Schliesslich gehe es um ein Naturschutzgebiet von nationaler, ja internationaler Bedeutung. «Auf so etwas Einfluss nehmen zu können, das ist einzigartig.»
Dauerthemen wie der Erholungsdruck beschäftigen das Reusstal schon seit Jahrzehnten. Nebst Abfall und wildem Campieren sind hier Drohnen und Stand-up-Paddler dazugekommen. Weiter trüben Biberschäden und Möwengeschrei die Harmonie. Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen sei ein gutes Einvernehmen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, Kantonen und Bevölkerung wichtig. Hier bewähre es sich, gut vernetzt an gegenseitige Rücksichtnahme zu appellieren, statt nur auf rigorose Verbote zu setzen, so die neue Stiftungsratspräsidentin.
Kontinuität und Entwicklung
«Ich will auf dem aufbauen, was ist», spricht sich Karin Koch Wick für Kontinuität aus. Das beinhalte die gute Vernetzung ebenso wie die wohlwollende Unterstützung des Teams aus dem Stiftungsrat. In diesem soll die Belastung durch Ressortverantwortlichkeiten besser verteilt werden. Darüber hinaus soll sich der Beirat mit seinem Fachwissen stärker einbringen. «Anfang Jahr werde ich mit Elisabeth Pannatier zusammensitzen und Ideen austauschen», kündigt die neue Präsidentin an. Zum Thema werden könnte allenfalls ein Strategieworkshop.
Daneben mangelt es nicht an spezifischen Themen. Etwa das ans Zieglerhaus angrenzende Grundstück der AEW, das die Stiftung Reusstal derzeit nutzen darf, unter anderem für ihre Europäischen Sumpfschildkröten. Ende nächsten Jahres läuft der Nutzungsvertrag aus. Die Stiftung Reusstal ist an einer Verlängerung interessiert – und nicht zuletzt auch am Erhalt der stattlichen Eiche auf dem Areal.
Naturbezug weitergeben
«Nach einer gewissen Zeit braucht es einen Wechsel, damit es weitergehen kann», kommentiert Rosmarie Groux das Ende ihrer Präsidialzeit. Rückblickend würde sie ihren Rücktritt anders ankündigen, nämlich von Anfang an mit einem klaren Zeitpunkt. So sei es zu unnötigem Druck gekommen. «Das hat mich in den letzten zwei Jahren ziemlich belastet», gibt sie unumwunden zu. Die Beziehung zum Reusstal vermochte das allerdings nicht nachhaltig zu trüben. Und der feierliche Abschied am Weihnachtsessen im Restaurant Hecht gestaltete sich letzte Woche versöhnlich: «Ich wurde sehr nett beschenkt mit einheimischen Pflänzchen», verrät sie.
Wann kommt sie wieder ins Zieglerhaus? «Wahrscheinlich mit den Enkeln zu einer Exkursion», sagt Rosmarie Groux. Die nächste findet am 17. Januar statt, mit dem Thema «Dem Biber auf der Spur». Dann sei es ihr wahrscheinlich noch zu kalt, winkt sie ab. Doch vielleicht könne sie die beiden Enkel – zwölf und acht Jahre alt – für eine Teilnahme bei den Junior Rangern Reusstal motivieren: «Sie interessieren sich für alles, was kreucht und fleucht.» Die Kinder von Karin Koch Wick sind mit 25, 22 und 19 Jahren aus dem Alter heraus. Die Naturverbundenheit haben sie trotzdem geerbt: «Vor allem der Jüngste ist als Cevi-Leiter viel draussen und in den Bergen unterwegs.»



