Vom Verlorengehen und Heimkehren
12.08.2025 Bremgarten, JugendJugendzirkus: In Mellingen-Heitersberg begann die Arabas-Saison
Der Arabas Cirque Jeunesse startete mit einer erfolgreichen Premiere am vergangenen Sonntag in die Zirkussaison 2025. Bis zum 7. September spielen sie in Mellingen ihr Programm «Gstrandet!». ...
Jugendzirkus: In Mellingen-Heitersberg begann die Arabas-Saison
Der Arabas Cirque Jeunesse startete mit einer erfolgreichen Premiere am vergangenen Sonntag in die Zirkussaison 2025. Bis zum 7. September spielen sie in Mellingen ihr Programm «Gstrandet!».
Gianna Schläpfer
Abgestürzt auf einer einsamen Insel, dabei wollte das Zirkusteam doch in die Ferien fliegen. So startet das Programm der diesjährigen Arabas-Produktion «Gstrandet!». Schnell finden die Artistinnen und Artisten heraus, dass die Insel gar nicht so unbewohnt ist. Einrad-fahrende Zwerge, athletische Panther und Jaguare leben hier und zeigen dem Publikum ihre kunterbunte Welt. Am weissen Sandstrand spalten sich bei Feuershow- und Diabolo-Einlagen schliesslich die Meinungen der Gestrandeten: «Fluchtplan!», rufen die einen, «Mir bliibed da!» die anderen.
Zirkus aus dem Theater-Blickwinkel
Co-Regisseurin Nathalie Imboden ist zum ersten Mal im Arabas dabei. Sie freut sich, diese Erfahrung mit Patrick Hegnauer als Co-Regisseur gemacht haben zu dürfen, welcher den Arabas schon länger im Hintergrund unterstützt. «Wir konnten uns sehr gut ergänzen, ich vom Theaterspiel aus und er vom technischen Blickwinkel aus.» Die junge Schweizerin hat in Baden-Württemberg Schauspiel studiert und arbeitete längere Zeit auf der Landesbühne Esslingen. Im Gegenzug zum klassischen Theater bietet der Zirkus Imboden neue Herausforderungen: Möglichst wenig sollte in den Zwischenszenen gesprochen und stattdessen über die Körpersprache erzählt werden. Die Theaternummern werden um die Umbaupausen herum organisiert. So spielen die Kinder an der Technik-Crew vorbei, die Elefantenmatten und Bühnenteile aufstellt und abbaut. Zu allen Seiten müssen sich die Clownnummern in der runden Manege ans Publikum richten und jede Szene wird mit Akrobatik verbunden. «Es ist unglaublich, was die Kinder alles können und anbieten. Wenn sie etwas improvisieren, machen sie aus dem Nichts eine Pyramide oder einen Handstand», so Imboden über das Können der Artistinnen und Artisten.
Für das Thema «Gstrandet» hatten sich in einer Findungssession Trainer, Regie und Direktion zusammengesetzt.
Aber auch von den Kindern nahmen zwei Vertretende teil und trugen ihre Ideen vor. Für die Schauspieleinlagen liess die Regie die Kinder jeweils zu einem Thema improvisieren.
Jedem sein Moment
Dieser starke Einbezug war herausfordernd, wie Imboden erzählt. Alle fünfzehn jungen Schauspielenden sollten ihren Moment im Rampenlicht bekommen, ohne eine klare Rollenverteilung im Vorhinein. Doch sie staunt auch über den Einfallsreichtum der Kinder, wenn sie diese nach ihrer Meinung zur Geschichte fragte und mit Ideen überhäuft wurde: «Es kommt immer wieder etwas, das ich mir nie hätte ausdenken können.» Die Verantwortungsförderung bei den Kindern ist dem Arabas-Team sehr wichtig. Dass es ihr Stück ist, fördere die Selbstbestimmung und das Miteinander. Die Erwachsenen versuchen, dabei möglichst nur noch eine Leitung und Choreografie reinzubringen.
Ein intensives Vereinsjahr
Seit halb vier an diesem Samstag ist die ganze Crew vor Ort und hat letzte Punkte ausgearbeitet, Stühle aufgestellt und die Bar vorbereitet. Premierengeschenke wurden verteilt und den nervösen Kindern gut zugeredet. Nun nach der Premiere ist die Stimmung sichtlich weniger angespannt, aber nicht minder energiegeladen.
Dieses Jahr war gerade für die Regie sehr intensiv. Neben der Produktion wurde eine Zusammenarbeit mit der Operettenbühne Bremgarten umgesetzt. Ausserdem hat der Arabas das Zirkusfestival in Bremgarten für Jugendzirkusse aus der ganzen Schweiz veranstaltet. Nichtsdestotrotz liess sich die langfristige Planung zum Ende gut durchsetzen. «Die Premiere verlief reibungslos, wie zu erwarten gewesen ist», so Joël Demierre, Co-Direktor des Arabas. Schon im Lager und an der Hauptprobe habe sich abgezeichnet, dass der erfolgreichen Aufführungen nicht mehr viel im Wege stand. Sowohl bei den Artistinnen und Artisten wie auch bei den Erwachsenen sei gute Stimmung gewesen.
Alle sind gewachsen
Am Ende singen alle im Chor: «Du chunsch immer wieder hei.» Es folgt zum Schluss eine lange Danksagung und viele Geschenkübergaben von Gross und Klein. Wertschätzend stellt die Co-Regie einmal mehr klar: «Ohne die Freiwilligenarbeit von Eltern und Helfenden könnte der Arabas so nicht bestehen.»
Auch Imboden bewundert die viele Arbeit, die hier den Kindern zugutekommt: «Es ist megaschön, zu sehen, wie sie über sich hinauswachsen.» Alle Kinder seien jetzt grösser, als sie sie vor einem Jahr kennengelernt hat. Grösser in ihrer Persönlichkeit, ihrem Wissen und in ihrem Selbstvertrauen. Auch Demierre fällt das auf: «Der Zirkus ist so wertvoll. Ich würde nie so sein, wie ich heute bin, wenn ich nicht im Zirkus wäre, und das auch bei den Kindern zu sehen, ist der schönste Lohn, den man haben kann.»