Voller neuem Elan
08.08.2025 MuriRobert Barrer und Cindy Mäder – zwei neue Gesichter an wichtigen Positionen von Murikultur
Sie sind beide Murianer. Verankert im Dorf. Und verbunden mit der Kultur. Robert Barrer ist seit April Präsident des Stiftungsrates, Cindy Mäder hat seit ...
Robert Barrer und Cindy Mäder – zwei neue Gesichter an wichtigen Positionen von Murikultur
Sie sind beide Murianer. Verankert im Dorf. Und verbunden mit der Kultur. Robert Barrer ist seit April Präsident des Stiftungsrates, Cindy Mäder hat seit Februar die Geschäftsleitung inne. Sie reden über Ziele, über mögliche Veränderungen und wünschen sich mehr Einheimische an ihren Veranstaltungen.
Annemarie Keusch
Es hat Vor- und Nachteile, darüber sind sich Cindy Mäder und Robert Barrer einig. Beide leben seit vielen Jahren in Muri, geben sich hier in die Gesellschaft ein, kaufen hier ein, verbringen hier ihre Freizeit, kennen hier ganz viele Leute. «Die Wege sind nah, das ist sicher ein Vorteil», sagt Cindy Mäder. Sie meint es nicht nur im übertragenen Sinn. Weder sie noch Robert Barrer braucht mehr als fünf Minuten, um von zu Hause in den Singisenflügel zu spazieren. «Das Abgrenzen ist dafür manchmal vielleicht etwas schwierig. Aber es ist schlicht nicht möglich, an allen Veranstaltungen dabei zu sein», sagt die neue Geschäftsführerin von Murikultur. Die Nähe zur örtlichen Bevölkerung könne stattdessen vielleicht helfen, eines der grossen Ziele zu erreichen: «Mehr lokale und regionale Gäste an unseren Veranstaltungen zu begrüssen.»
Cindy Mäder und Robert Barrer. Beides sind sie akzeptierte und bekannte Persönlichkeiten in Muri. Beide verfügen sie über ein grosses Netzwerk. «Das bringt auch Erwartungen und Verpflichtungen mit sich», weiss Robert Barrer. Er ist seit wenigen Monaten Präsident des Stiftungsrates. Dass Murikultur nahbarer wird, ist auch eines seiner Ziele. «Einfach ist das nicht», ist beiden klar. Aber Ideen gibts. Neue Formate etwa, die das Angebot niederschwelliger machen. So soll hie und da eine Veranstaltung unter freiem Himmel stattfinden. Konkret ist im Sommer 2026 ein Tango-Anlass geplant. Eine Tango-Messe im Festsaal, kombiniert mit Livemusik auf dem Klosterhof und Tanzkursen. «Festivalcharakter – und das ressortübergreifend», sagt Mäder.
Im Hintergrund einiges verändert
Neue Formen, die vielleicht neues Publikum ansprechen – es ist eine der Ideen. «Grundsätzlich wollen wir aber nicht alles über den Haufen werfen. Weil das, was hier geboten wird, gerade in Sachen Qualität hervorragend ist. Und es weder als Stiftungsratspräsident noch als Geschäftsführerin unsere Aufgabe ist, uns in die Programmation einzumischen. Schliesslich sind in allen Ressorts Spezialisten am Werk», betont Cindy Mäder. Ihre Aufgabe sei vor allem strategischer Natur. «Da geht es beispielsweise um Abläufe, die hie und da vereinfacht werden können.» Und dabei können Mäder und Barrer auch schon nach erst wenigen Monaten erste Neuerungen vorweisen, im Hintergrund. Die Kostenstellen-Struktur wurde verändert, damit die Buchhaltung einfacher und verständlicher ist, das IT-System ist neu, die Kanäle im Bereich Social Media sind auf einen einzigen fokussiert. «Als Nächstes wird eine Überarbeitung des Webauftritts folgen», sagt Cindy Mäder.
Sie seien ein gutes Team, das betonen die neue Geschäftsleiterin und der neue Stiftungsratspräsident immer wieder. Und damit meinen sie nicht nur einander gegenseitig. «Alle Mitarbeitenden, der Stiftungsrat und die vielen Leute, die Murikultur gut gesinnt sind. Es ist eine positive Energie zu spüren, überall», sagt Robert Barrer. Die Aufbruchstimmung sei intern da. «Jetzt gilt es, diese gegen aussen zum Ausdruck zu bringen.» Mit Begeisterung, die ansteckt. Mit Offenheit, die anzieht. Auch darin sehen die beiden eine Möglichkeit, mehr lokale und regionale Gäste an Murikultur-Veranstaltungen zu holen. «Wir wollen zugänglich sein.» Murikultur soll mit Gesichtern, mit Positivem verbunden werden.
Neugier – ohne geht es nicht
Damit potenzielle Besucherinnen und Besucher aber den Schritt wagen und erstmals ein Konzert oder ein Museum besuchen, braucht es vor allem eins: Neugier. Neugier, die auch Cindy Mäder und Robert Barrer als Voraussetzung für ihre neuen Tätigkeiten an der Spitze von Murikultur nennen. Er sei nicht unbedingt kulturbeflissen, sagt Robert Barrer über sich. «Ich besuche Kulturveranstaltungen nicht, weil ich ein grosser Kenner bin, sondern weil es mich einfach interessiert», sagt er. Offenheit, Neugier – das stand schon damals am Anfang, als Barrer vor rund sechs Jahren Einsitz im Stiftungsrat nahm. «Ich erhielt Einblick in die Institution, aber natürlich viel weniger intensiv als jetzt.» Und obwohl nach dem angekündigten Rücktritt Robert Häfners alle Augen im Stiftungsrat auf ihn gerichtet waren, konnte er sich anfangs nicht vorstellen, das Präsidium zu übernehmen. «Schliesslich habe ich trotzdem zugesagt, weil ich es als neue Herausforderung anschaue. In meinem Alter nochmals eine solche anzunehmen, das reizte mich.»
Auch für Cindy Mäder ist Murikultur nicht komplettes Neuland. «Natürlich kenne ich die Institution als Zuhörerin an ganz vielen Konzerten.» Im letzten Sommer wurde sie als Stiftungsrätin angefragt. «Ich sagte sofort Ja.» Mäder studierte einst Literatur, Musizieren ist nach wie vor eines ihrer grossen Hobbys, Kultur im Allgemeinen. Nach Heidi Holdeners Kündigung als Geschäftsleiterin reiften in ihr die Gedanken, sich nicht nur strategisch einzugeben, sondern aktiv mitzugestalten. «Und weil ich sowieso eine neue berufliche Herausforderung suchte, passte das perfekt», sagt die Kommunikationsexpertin. Statt als Stiftungsrätin Teil des Auswahlprozesses zu sein, reichte Cindy Mäder ihr eigenes Dossier ein. Bereits nach wenigen Monaten zieht sie ein erstes äusserst positives Fazit. «Es ist viel mehr als eine Anstellung.» Alle Leute hier seien begeistert von dem, was sie tun, und geben vollen Einsatz. «Hier arbeitet niemand nur des Lohnes wegen.» Stattdessen will Cindy Mäder sich einbringen, Verantwortung übernehmen. Und das mache grossen Spass. «Ich entdecke immer wieder Neues», sagt sie. Kürzlich an einem Jazzkonzert im «Pflegidach», wo das Vibrafon sie derart begeisterte. Oder bei einem der Künstlergespräche im Rahmen der ersten Luxese-Staffel. «Der Zugang ist immer ein neuer. Diese Breite, diese Vielfalt, die Murikultur bietet. Ich wusste ansatzweise darum, bin aber immer wieder aufs Neue begeistert.»
Neue Formate, aber noch nicht spruchreif
Gleich geht es Robert Barrer. An Veranstaltungen präsent zu sein, ist ihm wichtig. «Natürlich nicht an allen, aber auch ich entdecke immer Neues und gerate immer wieder ins Staunen.» Barrer denkt an die Musik von vier Emporen. «Die ganze Klosterkirche vibriert, die Musik ist am ganzen Körper spürbar. Einmalig», sagt er.
Das Niveau halten, aber auch Raum für Neues zulassen, das ist das Ziel der neuen Geschäftsleiterin und des neuen Stiftungsratspräsidenten. Was heisst das konkret? «Es gibt Ideen für neue Formate, aber spruchreif ist noch nichts. Wichtig ist, offen zu sein, auf alle Seiten», sagt Robert Barrer. Das heisst auch, kritisch zu hinterfragen, zumal die finanzielle Lage nicht einfach ist. Etwa, was die schiere Anzahl an Veranstaltungen betrifft, die unter dem Dach von Murikultur angeboten werden. «Auch hier laufen Gespräche, ob vielleicht weniger hie und da auch mehr ist. Schliesslich sind wir nicht die Einzigen, die Kultur bieten in Muri. Das machen viele Vereine auch. Das Gesamtprodukt muss stimmen. Ich mag es, wenn etwas läuft, aber manchmal läuft in Muri fast zu viel.»
Aber eben, Mäder und Barrer wollen weder rigoros den Rotstift ansetzen noch alles über den Haufen werfen. «Wir wollen im Dialog mit den Ressortleitenden die Zukunft gestalten. Weil stehen bleiben wirklich gar keine Option ist.» Der Anfang hierzu sei gemacht. Die beiden haben viele Gespräche geführt, sind zu einem Team zusammengewachsen. Die Akzeptanz ihnen gegenüber sei da. «Das ist die Basis und darauf können wir nun aufbauen.» Auch was den Rückhalt in der Murianer Bevölkerung anbelangt. «Auswärtige finden es unglaublich, was bei Murikultur geboten wird, den Einheimischen ist das aber kaum präsent. Das möchten wir ändern und mehr Unterstützer gewinnen», findet Robert Barrer.
Die Arbeit geht den beiden also nicht so schnell aus. Der Genuss hochkarätiger Veranstaltungen aber auch nicht. Ende Monat steht das Festival Muri Barock an, im September folgen die Murikultur-Tage, im Dezember die nächste Weihnachtsausstellung.
Laufend aktuelle Informationen: www.murikultur.ch
Persönlich
Cindy Mäder ist 55 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Katzen. Sie studierte Literatur, weist den Bachelor in Recht auf und ist Kommunikationsexpertin. Als ihre Hobbys nennt sie Musik, wandern, joggen, reisen, lesen, Freunde treffen und bekochen.
Robert Barrer ist 64-jährig, verwitwet und Vater einer erwachsenen Tochter. Er ist als selbstständiger Unternehmer tätig, «ohne Lust auf Pension». Zu seinen Hobbys zählt er das Skifahren und Mountainbiken, seine Freunde und die Kultur.