Veränderungen entgegentreten
17.06.2025 Kelleramt, UnterlunkhofenWaldumgang in Unterlunkhofen zieht Neuzuzüger, Einwohner und Kinder an
Bei sommerlichen Temperaturen erfahren die Besucher von Revierförster Christoph Schmid, dass auch viele Bäume nicht gerne in der Sonne stehen. Der gemeinsame Anlass lockte rund 80 ...
Waldumgang in Unterlunkhofen zieht Neuzuzüger, Einwohner und Kinder an
Bei sommerlichen Temperaturen erfahren die Besucher von Revierförster Christoph Schmid, dass auch viele Bäume nicht gerne in der Sonne stehen. Der gemeinsame Anlass lockte rund 80 Interessierte zum Holzlager oberhalb von Unterlunkhofen. Für die Kinder gab es ein Spezial-Programm.
Verena Anna Wigger
Auf die Frage, warum Bäume, die in einer Aufforstungsfläche stehen, plötzlich lichte Kronen zeigen und eingehen, antwortet Revierförster Christoph Schmid folgendermassen: «Ihnen geht es wie uns. Wir stehen auch nicht gerne in der Sonne.» Die wärmeren Temperaturen in unseren Breiten führen laut Schmid dazu, dass Bäume wie Fichten und Eschen schlechter wachsen. Bäume, die früher eine Lebensdauer von bis zu 120 Jahren hatten, werden heute noch rund 80 Jahre alt. «Seit 2003 haben die trockenen Jahre zugenommen», so Schmid. Das führte ebenfalls dazu, dass diese Bäume sich hier nicht mehr wohlfühlten. «So fallen diese aus bei der Hitze und durch den Befall von eingeschleppten Pilzkrankheiten», erklärt der langjährige Forstfachmann aus dem Forstbetrieb Mutschellen.
Beim Gang durch den Forst begegnet die Gruppe verschiedenen älteren Eichen. Anders geht es diesen oder den Birken. Sie geniessen die warmen Temperaturen. Eichen, die früher schlecht wuchsen, wachsen heute regelrecht in den Himmel, erklärt Schmid den interessierten Besuchern. Oder Birken, die sowohl Wärme wie feuchtes Klima lieben, wenn es beständig sei, ihnen gefalle die Wärme. Dies führe weiter dazu, dass die Werte der Bäume sich verschieben. Dazu kommen noch «Modeerscheinungen», wie Schmid sie nennt. Architekten setzen bei Umbauten «nur» noch auf Eichen als Rahmenholz für Türen. Auch dies wirkt auf den Bestand der Wälder ein.
Verändertes Verhalten, andere Herangehensweise
Auf dem Rundgang erklärt Revierförster Schmid seinen Gästen mittels verschiedenen Flächen, wie sie heute den Wald bearbeiten. Früher wurde der Wald bewirtschaftet, indem Flächen gerodet und neu aufgeforstet wurden. Die veränderten Temperaturen führen dazu, dass der Forstbetrieb Mutschellen heute in bestehenden Flächen junge Bäume nachziehe und bei Bedarf oder wenn die Lebenszeit eines Baumes abgelaufen sei, ältere Bäume herausgenommen werden. Dies, damit Baumarten, die lieber im Schatten stehen, eine Chance erhalten, um zu wachsen.
Bedürfnisse kennen
Es gibt auch Flächen, in denen zum Beispiel Eichen gepflanzt werden. Hier werden die Plätze noch gerodet. Da es aber wieder Rotwild im Wald hat, müssen die Jungpflanzen durch Häge geschützt werden. Einzelne Rohrschütze genügen da nicht mehr. Das Wild esse die Spitzen der Pflanzen ab und so würden diese schaden nehmen. Die Gruppe besichtigt ein solches Gehege, welches bereits in die Jahre gekommen ist. Die ersten Querlatten brechen aus und die Zwischenräume sind zu gross. Es wird in der nächsten Zeit etwas ausgebessert werden. Doch Schmid lässt die Gehege bewusst verrotten, in dieser Zeit können die Jungpflanzen wachsen und sind anschliessend stark genug, um dem Futterbedarf des Wildes zu trotzen.
Andere Anforderungen im Wald
Revierförster Christoph Schmid, welcher seit einundzwanzig Jahren im Forst am Mutschellen tätig ist, erzählt auf dem rund zweistündigen Rundgang durch den Forst, dass er zu Beginn seiner Tätigkeit eher darauf geachtet habe, Holz aus dem Wald zu gewinnen. Heute sei sein Augenmerk mehr darauf ausgerichtet, einen grünen Wald zu erhalten und so einen gesunden Forst zu haben, der sich den veränderten Anforderungen anpassen kann. Dazu gehöre es auch, die Vielfalt der Baumarten im Forst zu stärken. «Zum Glück gehört der Kanton Tessin zur Schweiz», freut sich Schmid, so können sie auch Kastanien für die Aufforstung nutzen. Denn man wolle mit ausländischen Bäumen keine Krankheiten und Probleme in den heimischen Forst tragen. Früher sei schon auf die Vielfalt geachtet worden, doch damals habe man Douglasien gepflanzt, um Holz zu gewinnen.
Platz der Keltengräber pflegen
Im Wald von Unterlunkhofen hat es bekanntlich ja auch die Keltengräber. Heute verzichtet man darauf, diese zu öffnen. Die Waldstellen mit den Gräberhügeln würden jährlich zweimal geschnitten, damit der lichte Wald dort erhalten bleibe. Dies kann vor allem auch dadurch erzielt werden, dass die Wege im Forst regelmässig bewirtschaftet werden. Hier zeigt Förster Schmid den Besuchern auf, dass sie durch das durchdachte Netz der Waldwege den Waldboden weniger befahren und den Boden so entlasten können. Dies bedarf jedoch auch immer Unterhalt und Pflege.
Extra Programm für die Kinder zusammengestellt
Zusammen mit Reto Fankhauser durften die Kinder im Wald ein Bäumlein fällen und daraus «Holzruggeli» schneiden. So kam die eine oder andere Begleitperson in den Genuss eines Aktivprogramms, da sie ihre Enkelinnen begleitete. «Ihr wollt sicherlich nicht alles hören, was ich da theoretisch erzähle», meinte Schmid an die Kinder gerichtet.
Zum Abschluss des Rundgangs fanden sich alle beim Holzlager ein. Um hier das vorbereitete Mittagessen zu geniessen und den Austausch weiterzuführen.