«… und es hat WUMS gemacht!»
03.09.2024 Hilfikon, Region UnterfreiamtWikinger- und Mittelalter-Spektakel («Wums») in Hilfikon an drei Tagen
Am Wochenende war es wieder so weit: Hunderte von seltsam aus der Zeit gefallenen Figuren verwandelten das Gelände ob Hilfikon in ein mittelalterliches Dorf. Die Mischung aus Markt, ...
Wikinger- und Mittelalter-Spektakel («Wums») in Hilfikon an drei Tagen
Am Wochenende war es wieder so weit: Hunderte von seltsam aus der Zeit gefallenen Figuren verwandelten das Gelände ob Hilfikon in ein mittelalterliches Dorf. Die Mischung aus Markt, Festgelände und begehbarem Museum fand beim Publikum ebenso grossen Anklang wie die epische Schlacht.
Patrick Fischer
Dass das dunkle Mittelalter für viele Menschen eine grosse Anziehungskraft ausübt, scheint eine Tatsache zu sein. Sonst wäre es kaum möglich, einen so vielschichtigen und detailverliebten Event wie das Wikinger- und Mittelalter-Spektakel auf die Beine zu stellen. Doch wie kommt man dazu, einen Anlass rund um eine längst vergangene Zeit zu organisieren, die mit dem heutigen Leben nicht mehr viel gemeinsam hat?
«Wir haben vor vielen Jahren einen Mittelalter-Markt auf Schloss Liebegg besucht und uns dort sofort heimisch gefühlt», gibt Nadine Hayoz alias Jera einen Einblick in die Geschichte des Events. Zusammen mit ihrem Mann Yves alias Höiu und ein paar ihnen bekannten Mittelalter-Fans hat sie den Verein «Corvus Nidum» gegründet, der für die Organisation des «Wums» verantwortlich zeichnet. «Wir waren viele Jahre nur als Gäste bei solchen Veranstaltungen dabei, und irgendwann haben wir gemerkt, dass etwas fehlt: eine Übernachtungsmöglichkeit. Und so hat alles angefangen, die Leute konnten bei uns ein mittelalterliches Zelt mieten, dann kam eine Fleischerei dazu, und, und, und», erzählt sie lachend, «und dann hat es WUMS gemacht!»
Eingeschworene Gemeinschaft
Läuft man heute durch die Gassen der beeindruckenden Zeltstadt, erblickt man so manches, was mit viel Herzblut und Liebe zum Detail hergestellt oder errichtet wurde. Auch an den diversen Ständen gibt es für einmal nicht Baseball-Caps und bunte T-Shirts zu bestaunen, sondern filigrane Metallhelme, handgeschmiedete Messer in allen Varianten sowie mittelalterliche Kleidung und edlen Schmuck. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die diesem etwas aus der Zeit gefallenen Hobby frönt. «Man trifft an den zahlreichen Veranstaltungen, die es in diesem Bereich gibt, schon immer wieder viele bekannte Gesichter», sagt etwa Bruno Staub aus Zürich, der in der Szene als «Eisenformer» bekannt ist und an seinem Stand Dutzende selbst produzierter Messer feilbietet. «Ich bin tatsächlich über das Handwerk in diese Szene gekommen», sagt er weiter und verweist auf die vielen Utensilien aus der Zeit, für die ein Schmied benötigt wurde. «Solche Mittelalter-Märkte eignen sich perfekt als Outlet für meine Produkte, und da ich schon immer an Geschichte interessiert war, passt das perfekt für mich.» Ebenfalls ein Pluspunkt sei, dass die Mittelalter-Fans eine sehr friedliche und offene Schar seien, was den Einstieg sehr einfach mache.
Temperaturen machten vielen zu schaffen
Ja, vom friedlichen Miteinander schwärmen die meisten, auch wenn das martialische Aussehen vieler Figuren etwas anderes vermuten lässt. «Wertschätzung und Dankbarkeit sind hier mehr als Floskeln und machen einen Grossteil der Faszination aus», sagt denn auch Stefan Krähenbühl aus Lausen, der mit seinem Stand fast wöchentlich an ähnlich gelagerten Veranstaltungen teilnimmt. «Der Umgang untereinander ist respektvoll, auch wenn die Sprache manchmal etwas hart und längst nicht immer politisch korrekt ist», fügt er mit einem Schmunzeln an.
Die Veranstalter sind mit dem Verlauf des diesjährigen «Wums» sehr zufrieden, auch wenn die Temperaturen für Ritter in Rüstungen und mit Fellen bekleidete Wikinger durchaus grenzwertig waren. «Die ein oder andere Wolke wäre sicher wünschenswert gewesen», sagt Jera zum Schluss, «aber wir hatten trotz der grossen Hitze glücklicherweise keine schwerwiegenden Vorfälle, und der imposante Zuschaueraufmarsch freut uns natürlich sehr.» Tatsächlich war das diesjährige «Wums» gut besucht, betrachtete man die Kulisse bei der grossen Schlacht zwischen Wikingern und Christen, dem spektakulären Highlight am Sonntagnachmittag. Und ja, die Wikinger haben auch diesmal gesiegt – und entsprechend gefeiert.