Über sich hinausgewachsen
30.06.2023 WohlenWohler Sportler an den World Games
Geschafft. Alle acht Athleten des BSC Wohlen-Lenzburg holten mindestens eine Medaille.
7000 Athleten und Athletinnen aus 190 Ländern waren letzte Woche bei den Special Olympics World Games, dem weltweit grössten ...
Wohler Sportler an den World Games
Geschafft. Alle acht Athleten des BSC Wohlen-Lenzburg holten mindestens eine Medaille.
7000 Athleten und Athletinnen aus 190 Ländern waren letzte Woche bei den Special Olympics World Games, dem weltweit grössten Sportevent für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, am Start. Darunter auch eine Delegation des BSC Wohlen-Lenzburg. Sie zeigten Topleistungen, fast alle konnten ihre Bestleistungen verbessern. Und die acht Sportler sammelten fleissig Medaillen. --chh
Die Olympia-Helden sind zurück
Empfang für die Delegation des BSC Wohlen-Lenzburg nach den World Games in Berlin
Sie haben der Schweiz an den Special Olympics zu ganz vielen Medaillen verholfen, die Athleten und Athletinnen des BSC Wohlen-Lenzburg. Entsprechend gross fiel der Empfang aus.
Chregi Hansen
Stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht passieren die Sportler und Sportlerinnen das Spalier der Fans, Freunde und Familienmitglieder, die sich an diesem Abend vor der Integra versammelt haben. Und das Grinsen bekommen einige den ganzen Abend nicht mehr aus dem Gesicht, trotz der Müdigkeit durch die lange Rückreise. Von Berlin ging es via Zürich direkt nach Wohlen. Wo einen Tag nach der Schlussfeier der World Games gleich noch eine Party angesagt ist.
Und sie haben allen Grund zum Strahlen. Die olympischen Spiele für Sportler mit einer Beeinträchtigung waren für die acht Schweizer Leichtathleten medaillenreiche Festspiele. Und damit auch für die Gemeinde Wohlen. Zwar sind nicht alle Athleten hier zu Hause, kommen zum Teil gar aus angrenzenden Kantonen. Aber sie alle trainieren auf der Anlage in den Niedermatten und vertreten stolz die Farben des BSC Wohlen-Lenzburg. Mit dabei in Berlin waren auch ihre Trainer: Irene Heinrich aus Wohlen und Marlis und Jürg Meier aus Villmergen.
Ganz viele Podestplätze
Auch sie strahlen an diesem Abend um die Wette. Von «zwei unvergesslichen Wochen» spricht Marlis Meier. Irene Heinrich lobt die Harmonie im Team, «wir hatten es einfach gut». Nur Jürg Meier kann nichts beifügen, er ist immer noch heiser, nachdem er die 4-mal-100-Meter-Staffel quasi ins Ziel geschrien hat. Doch es hat sich gelohnt. Adrian Thomann überholte als letzter Läufer noch zwei Konkurrenten, die Schweiz schob sich damit auf Platz 2. «Dank diesem Resultat haben alle unsere acht Athleten eine Medaille geholt. Ein Traum ist wahr geworden», sagt der sichtlich gerührte Coach später.
Fünfmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze in den Einzeldisziplinen, dazu zweimal Silber in den Staffelrennen – mehr geht fast nicht. Entsprechend stolz sind die Teilnehmer selber auf ihre Leistungen. «Der Coach sagte, wir müssen 10 Sekunden schneller sein als unsere bisherige Bestleistung, damit wir eine Medaille in der Staffel holen», erzählt zum Beispiel Matthias Keller. «Wir sind gleich 15 Sekunden schneller gelaufen. Und haben erst noch die Deutschen geschlagen», fügt er grinsend an. Sascha Meier wiederum schwärmt vom 200-Meter-Lauf, in dem er und Anja Van Helden innert einer Stunde zweimal Gold für die Schweiz holten. «Dabei war ich mit meinen 31 Jahren mit Abstand der Älteste in meiner Gruppe», lacht er.
Ganz viel zu erzählen
Mit sich sehr zufrieden ist auch Anja Van Helden, die sowohl über 200 Meter wie auch im Weitsprung ihre persönliche Bestleistung erzielte. «Ich habe selber gestaunt, wie schnell ich war», erzählt sie. Patrick Nöthiger wiederum zeigt stolz seine Silbermedaille, die er über 100 Meter geholt hat – als erster Schweizer Medaillengewinner überhaupt in dieser Disziplin. Das tröstet den Wohler darüber hinweg, dass der Triathlon, für den er so sehr trainiert hat, aus dem Programm gekippt wurde. Nun absolviert er eben Anfang Juli einen solchen Wettkampf in Sempach. In Tränen bricht hingegen Fabienne Wälti aus, als sie von ihren Erlebnissen erzählt. Sowohl über 100 Meter wie auch im Kugelstossen verpasste sie ganz knapp eine Medaille. «Das Team hat mich wieder aufgestellt», berichtet sie. Und dank dem Team kam sie auch zu einer Staffelmedaille.
Kein Mann der grossen Worte ist wegen seines Autismus Adrian Thomann. Er ärgert sich noch immer über die schlechten Wetterverhältnisse beim Weitsprung, die ein besseres Resultat verhinderten. «Es war wirklich fast unmöglich, zu springen», berichtet Marlis Meier. Dass er dann die Sprintstaffel zu Silber trug, macht Thomann darum doppelt stolz. Auch für Anita Scherrer aus Bremgarten war die Staffel der Höhepunkt der Wettkämpfe, sie kann ihre Emotionen nicht zurückhalten und muss getröstet werden. Am meisten strahlt an diesem Abend vermutlich der Wohler Patrick «Päde» Schweiger. «Ich konnte die erste Goldmedaille für die Schweiz holen, das ist schon etwas Besonderes», berichtet er. Dieser Erfolg brachte ihm eine Einladung zur «Swiss Night».
Wohlen ist stolz
Gratulationen für die Sportler und ihre Coaches gibt es auch von Vereinspräsident Walter Nöthiger, der die letzte Woche als Fan in Berlin verbracht hat und von den Special Olympics schwärmt. «Was ihr gezeigt habt, war einfach grandios», sagt der Wohler. Und dann folgen auch noch die offiziellen Glückwünsche der Gemeinde Wohlen, überbracht von Ammann Arsène Perroud persönlich. «Ich freue mich, dass ein so erfolgreicher Verein in unserer Gemeinde beheimatet ist. Einen Olympiasieger konnte Wohlen noch nie feiern», sagt er. Auch wenn es heisst, bei Olympia sei Mitmachen wichtiger als das Gewinnen, so ist es toll, dass die Gruppe so viele Medaillen nach Hause gebracht hat. «Ihr durftet einen Riesenevent mitgestalten, durftet dort mitfeiern und seid Teil einer weltweiten Bewegung. Ich gratuliere auch zu euren Erfolgen», schliesst Perroud seine kurze Rede.