«Terminus» ist ihr ein und alles
11.06.2025 Boswil, Region Oberfreiamt, PorträtSeit 50 Jahren ist Doris Meier aus dem Restaurant Terminus in Boswil nicht mehr wegzudenken
Kaum die obligatorische Schulzeit abgeschlossen, begann sie im Restaurant ihrer Eltern zu servieren. 20 Jahre später übernahm sie die Pacht, seit fünf Jahren ...
Seit 50 Jahren ist Doris Meier aus dem Restaurant Terminus in Boswil nicht mehr wegzudenken
Kaum die obligatorische Schulzeit abgeschlossen, begann sie im Restaurant ihrer Eltern zu servieren. 20 Jahre später übernahm sie die Pacht, seit fünf Jahren gehört ihr das Restaurant Terminus. Doris Meier ist 365 Tage im Jahr dort anzutreffen. Sie kocht, serviert, putzt, kauft ein. «So lange ich lebe, mache ich weiter.»
Annemarie Keusch
Sie ist immer noch total gerührt. Wenige Wochen sind vergangen, seit das grosse Fest stattfand. Alle Stammgäste kamen. «Den Film, der an diesem Tag entstand, schaue ich mir immer wieder an. So kann ich alles wieder und wieder erleben», sagt Doris Meier. Die Zeitung ebenfalls, die einige Stammgäste extra für sie schrieben. Seit 50 Jahren ist Doris Meier eng mit dem Restaurant Terminus verbunden. Natürlich hat sie auch am grossen Fest gearbeitet. Wie an jedem Tag. Speziell wars trotzdem. «Die vielen Geschenke und Überraschungen – unglaublich.» Sie habe mehrmals geweint, vor Freude, vor Rührung.
Ihre Geschichte mit dem «Terminus» beginnt aber noch viel früher. Achtjährig war sie, als ihre Eltern das Restaurant übernahmen. Schokolade, Himbo, auch mal Coca-Cola. «Vorher kannten wir das nicht.» Vor und nach der Schule mitzuhelfen, gehörte für die vier Töchter immer dazu. Abwaschen und abtrocknen, das tat sie am meisten. «Ich habe es gerne gemacht, weil ich so unter Leute kam», sagt Doris Meier. Kaum aus der Schule, startete sie im Service. «Der erste Lohn, ich fühlte mich, als wäre ich Millionärin.» Trotzdem, dass ihr Weg in die Fussstapfen ihrer Eltern führt, das war für sie nicht immer klar. «Etwas mit Menschen», das wollte sie. Ob in der Pflege, im Detailhandel oder eben in der Gastronomie. Doris Meier wählte Letzteres. Ihr Traum: ein eigenes Hotel garni.
Vor 18 Jahren zuletzt in den Ferien
Und diesem Traum kam sie eigentlich auch ganz nahe. In Österreich, in Mayrhofen. Sie hätte nur noch Ja sagen müssen zur Übernahme eines eben solchen Hotel garni. Just in dieser Zeit aber verunfallte ihre Mutter und ihre Mithilfe war zu Hause im «Terminus» gefragt. Doris Meier kam zurück nach Boswil. «Nur leicht fiel mir das damals nicht», gesteht sie. Seither ist Doris Meier geblieben, vor 25 Jahren pachtete sie das Restaurant, seit fünf Jahren gehört es ihr. «Es wurde mein Zuhause», sagt sie. Bald ist dem auch wirklich so. Im Obergeschoss entsteht eine weitere Wohnung, die sie und ihr Partner beziehen werden.
365 Tage im Jahr ist Doris Meier für ihre Gäste da. Immer von 9 bis 23 Uhr, am Wochenende ist früher Schluss. Natürlich, alles stemmt sie nicht alleine. Sie hat Mitarbeitende, Aushilfen. Aber gerade in der jetzigen Zeit, wo es schwierig ist, Personal zu finden, steht immer wieder sie im Restaurant, serviert, kocht, wäscht ab, putzt. Ferien? Doris Meier lächelt. «Vor 18 Jahren zuletzt.» Sie brauche das nicht. Viel lieber sei sie im Restaurant, mit ihren Gästen. «Das sind wie Kinder, die ich nie hatte.» Sie spricht von Familie, davon, dass es geschätzt werde, dass sie immer für die Gäste da ist. Und das hört auch nie auf. «Viele besuche ich mittlerweile regelmässig auf dem Friedhof», sagt sie.
Ausgeprägte soziale Ader ausleben
Das «Terminus» ist ein klassisches Dorfrestaurant. Die Küche ist einfach, die Preise niedrig. «Ich möchte, dass es für alle erschwinglich ist, hier etwas zu essen oder zu trinken», betont Doris Meier. Ihre soziale Ader sei ausgeprägt. Auch das könne sie im «Terminus» ausleben.
Nur Büroarbeiten und Einkaufen mag sie nicht
Viele schöne Momente hat sie in den 50 Jahren erlebt – viele Feste gefeiert, viele Festmahle gekocht. Natürlich, es gab auch schwierige Zeiten. «Speziell während der Pandemie», sagt sie. Immerhin nutzte sie die Zeit und half bei der Spitex aus. «Das hat mir wahnsinnig gut gefallen.» Seither habe sich in der Gastronomie einiges verändert. «Die Leute bleiben zu Hause oder treffen sich privat», sagt sie. Zudem stelle sie fest, dass die Leute über die Jahre unzufriedener wurden, der Ton schneller giftig wird. Nichtsdestotrotz: Doris Meier hat die Freude nie verloren. «Mir macht es nach wie vor Spass», sagt sie. Und es laufe gut. «Ich bin zufrieden.» Nur zwei Dinge macht sie nicht gerne: Buchhaltung und einkaufen. «Aber auch das muss sein», sagt sie und lacht.
Aufs Velo zur Erholung
Entsprechend denkt sie auch 64-jährig nicht daran, kürzerzutreten. Nicht einmal, allenfalls an einem Tag pro Woche die Türen nicht zu öffnen. «Warum auch?» Sie weiss, dass ihr Restaurant gerade für Stammgäste einem zweiten Zuhause gleichkommt. Und sie weiss, wie wichtig das «Terminus» auch für sie ist. «So lange ich lebe und gesund bin, mache ich einfach genau gleich weiter.» Woher sie die Energie dafür nimmt? Doris Meier zuckt mit den Schultern. «Ich weiss es nicht. Vielleicht kommt sie dadurch, dass ich das alles einfach wirklich gerne mache.» Alleine für diese Tatsache sei sie sehr dankbar. Zudem findet Doris Meier Kraft im Glauben. «Und wenn es mal wirklich schwierig wird, dann setze ich mich für eine Stunde aufs Velo, lüfte den Kopf – dann geht es wieder.»
Oder sie schaut sich den Film des grossen Jubiläumsfestes noch einmal an. Die vielen Gäste, Glückwünsche, Gratulationen. «Ich bin einfach sehr dankbar, dass es so gekommen ist.»