Sven und Seven
11.11.2022 WohlenDer Wohler Sven Gwerder war zwei Wochen mit Seven auf Deutschland-Tour und gibt spannende Einblicke
Seven fragt seinen Kumpel Sven Gwerder aus Wohlen, ob er mit ihm auf die grosse Deutschland-Tournee kommt. «Spinnst du?», war die erste Reaktion von Gwerder. Doch ...
Der Wohler Sven Gwerder war zwei Wochen mit Seven auf Deutschland-Tour und gibt spannende Einblicke
Seven fragt seinen Kumpel Sven Gwerder aus Wohlen, ob er mit ihm auf die grosse Deutschland-Tournee kommt. «Spinnst du?», war die erste Reaktion von Gwerder. Doch er ging mit – und erlebte unvergessliche Tage mit dem Schweizer Soulkönig.
Stefan Sprenger
Seven hat verrückte Ideen. So nimmt er kurzerhand seinen Kumpel Sven Gwerder mit auf grosse Deutschland-Tour. Der Soulstar schwärmt: «Sven Gwerder hat seinen Job perfekt erledigt – und noch mehr. Er ist ein Teamplayer, hat Erfahrung und ist ehrgeizig und offen. Er passte bestens in unser Team.»
Um die Jahrtausendwende lebten Jan Dettwyler und Sven Gwerder in einer Wohngemeinschaft in Wohlen. An der oberen Farnbühlstrasse teilten sie sich eine Wohnung. «Wir hatten nur eine Regel: Ich durfte unter der Dusche singen und Jan durfte nicht reklamieren», erzählt Sven Gwerder, der nach eigenen Angaben ein miserabler Sänger ist.
Ein richtig guter Sänger ist hingegen Jan Dettwyler alias Seven. Damals war er in den Anfängen seiner Karriere. Und heute – 12 Studioalben und Hunderte Konzerte später – kennt den Wohler Soulkönig wohl jeder. Seven sagt über die Freundschaft zu Sven: «Er hat mit mir viele Hochs und Tiefs mitgemacht. Es ist sehr speziell, dass wir nun ein solches Abenteuer gemeinsam erlebt haben.»
«Irgendwie perfekt»
Ihre Freundschaft, die in der Jugendzeit startete, hält bis heute. «Manchmal treffen wir uns. Manchmal telefonieren wir.» Und Seven denkt bei seinen musikalischen Aufgaben oft an seinen Freund. So darf Hobby-Fotograf Gwerder hin und wieder bei den Konzerten seines Kumpels fotografieren – oder sitzt plötzlich backstage und plaudert mit den «Fantastischen Vier». Und auch bei aussergewöhnlichen, ja gar verrückten Sachen spannt Seven seinen Freund aus Wohlen ein. Beispiel: Musiker Seven nimmt seinen unmusikalischen Kumpel an einem Sonntagmorgen mit in den ZDF-Fernsehgarten. «Alles sehr spontan», meint Gwerder. So kam es, dass er in dieser Show plötzlich als Bassist auf der Bühne steht und zum Playback die Gitarrenriffs zupft, obwohl er keine Ahnung hat. «Das geht dann schon irgendwie», soll Seven jeweils sagen.
Vor ein paar Monaten hatte Seven wiederum eine dieser Ideen der Marke «Das geht dann schon». Er fragte Sven Gwerder: «Kommst du mit uns auf Deutschland-Tour?» Dieser winkt zuerst ab. «Spinnst du?», war seine erste Reaktion. Gwerder – der Besitzer eines Hundefriseurladens in Wohlen – ist aber ein Freund der verrückten Ideen. Und schliesslich sagt er zu. Seine Aufgabe auf der Tour: mithelfen beim Aufbau des Bühnenlichts und der Verkauf von Sevens Merchandising-Artikeln vor und nach den Konzerten. «Ich bin gelernter Elektromonteur. Und früher habe ich auch Kleider verkauft. Also passte das irgendwie doch perfekt», meint Gwerder lachend. Seven weiss das.
Mithilfe beim Licht und Merchandising
Also ging er mit auf Tournee durch Deutschland. Hamburg, Köln, München, Berlin – und so weiter. 10 Städte, 10 Konzerte. «Seven sagte immer: ‹Hey, voll easy, du schaffst das.› Aber ganz ehrlich, ich hatte schon etwas Bammel, ob das alles funktioniert. Es ist schliesslich keine Schülerband.» Gwerders Bedenken sind unnötig. Alles klappt. Beim Verkauf der CDs, Socken und anderer Seven-Artikel blüht er auf und ist in seinem Element. Auch der Aufbau der Lichtinstallation klappt.
Der kleine Sven Gwerder (er ist 1,69 m gross) ging also auf Tour mit dem grossen Musiker Seven. Wie war es? Gwerder lacht. «Gigantisch geil. Unvergesslich. Einfach toll.» Die 15 Crewmitglieder waren in einem schwarzen Bus unterwegs. Jeder hatte seine Kajüte zum Schlafen. «Seven verzichtete auf die VIP-Loge, damit wir anderen mehr Platz hatten.»
Der Tagesablauf von Gwerder war immer ähnlich – und doch immer anders: Aufbau des Bühnenlichts. Aufbau des Fanartikel-Stands. Konzert. Abbau des Bühnenlichts. Abbau des Fanartikel-Stands. «Alles einladen in den Bus, schlafen, am nächsten Tag waren wir in einer anderen Stadt. Oft wusste ich gar nicht mehr, wo wir jetzt eigentlich sind.»
«Die sind alle superglücklich»
Seven ist hochzufrieden mit seinem Kumpel. Der Soulstar sagt: «Wir konnten von seinem Wissen und seiner Erfahrung profitieren. Den Merchandising-Stand hat er optimiert und seine Art, mit den Kunden umzugehen, war einfach stark.»
Die «Ich bin mir sicher»-Tour von Seven wurde wegen Corona zwei Jahre verschoben. In Deutschland haben ihn seine Fans nicht vergessen. An jedem Konzert sind Hunderte Fans. «Es gab Leute, die waren an mehreren Konzerten und sind uns quer durchs Land hinterhergereist», meint Gwerder. Er ist beeindruckt, wie so eine Tournee funktioniert. «Immer perfekt organisiert. Ein starkes KMU.» Und er ist vor allen Dingen beeindruckt von Sevens Crew. «Die sind alle superglücklich, sie lachen, sind alle positiv. Genau wie Jan. Sie alle lieben ihren Job über alles. Das spürt man auch auf der Bühne.»
Alle, die auf der Tour dabei gewesen sind, waren Vollprofis. «Ausser ich», lacht der Wohler, der von allen sehr gut aufgenommen wurde und nun auch Teil der Seven-Familie ist. Ob Bandmitglied, Techniker, Busfahrer oder Alleskönner Sven Gwerder: «Wir alle waren gleich viel wert. Die Stimmung war immer positiv. Ich denke, das ist auch das Verdienst von Jan und seiner tollen Art.» Während zwei Wochen waren 15 Menschen auf engstem Raum zusammen. Gehässigkeiten gab es nie. «Faszinierend», findet Gwerder, der nebst Seven auch dessen Bruder Micha Dettwyler schon mehrere Jahrzehnte kennt.
Seven will ihn wieder
Gwerder erlebte viele Dinge, die er so noch nicht kannte. «Wenn man in einem Tourbus sitzt mit lauter Musikern, dann macht immer irgendwer Musik. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel gute Musik gehört wie in diesen zwei Wochen», sagt er.
Und wie hat er seinen Kumpel Jan Dettwyler während der Tour wahrgenommen? Ist Seven – Ausgabe 2022 – auf grosser Deutschland-Tour ein anderer Mensch als beim Feierabendbier im Jahr 2000 in der WG an der oberen Farnbühlstrasse in Wohlen? «Nein. Er ist genau der Gleiche wie damals. Er ist und bleibt ein guter Freund. Musikalisch ein absoluter Vollprofi. Er hat keinerlei Allüren. Wenn jemand auf dieser Welt nicht arrogant ist, dann ist es Jan. Er geht als Chef voran und zieht alle mit. Miteinander. Füreinander. Und ich habe gestaunt, wie viel Zeit und Geduld er für seine Fans hat. Nach jedem Konzert gab er Autogramme, machte Selfies, plauderte mit den Menschen. Ich könnte das nicht.» Gut so, denn Gwerder war auch für das Licht und die Fanartikel zuständig.
Jetzt ist Sven Gwerder wieder zu Hause in Wohlen. Er kümmert sich um seinen Hundefriseurladen – und sonstige Geschäfte. Vermisst er das Tourleben? Gwerder lacht «Nein. Aber diese Tourerlebnisse waren einfach geil. Wenn mich Seven wieder einmal fragt, ob ich mitkomme, dann wäre ich sofort dabei.»
Und das tut Seven hiermit: «Im April 2023 gehen wir in der Schweiz wieder auf Tour und ich muss mal Sven fragen, was er in der Zeit macht, denn ich brauche den besten Merchandising-Mann wieder an Bord.» Und auf Tour wird es dann nur eine Regel geben: Sven Gwerder darf unter der Dusche nicht singen.