Stiftung Reusstal vor dem Wechsel
09.01.2024 KelleramtNeues Gesicht im Zieglerhaus
Elisabeth Graf Pannatier wird die Nachfolge von Josef Fischer antreten
Ende März wird Josef Fischer als Geschäftsführer der Stiftung Reusstal pensioniert. Seine Nachfolgerin hat bereits letzte Woche ...
Neues Gesicht im Zieglerhaus
Elisabeth Graf Pannatier wird die Nachfolge von Josef Fischer antreten
Ende März wird Josef Fischer als Geschäftsführer der Stiftung Reusstal pensioniert. Seine Nachfolgerin hat bereits letzte Woche angefangen.
Thomas Stöckli
Seit über 60 Jahren setzt sich die Stiftung Reusstal für den Erhalt der hiesigen Naturschönheit und Artenvielfalt ein. Mehr als die Hälfte dieser Zeit hat Josef Fischer die Entwicklung mitgeprägt: In seinen vielen Amtsjahren für die Stiftung Reusstal erlebte Fischer einen Präsidenten und drei Präsidentinnen und habe das Team im Zieglerhaus stetig vergrössern können, so Stiftungsratspräsidentin Rosmarie Groux. Ende März verabschiedet er sich nun in die Pension.
Seine Nachfolge wird Elisabeth Graf Pannatier antreten. Sie kommt von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Dort hat sie nicht nur Forschungsarbeit betrieben, sondern sich auch im Stab der Direktion engagiert. «Ich bin überzeugt, dass Elisabeth Graf Pannatier die Stiftung voranbringen wird», sagt Stiftungsratspräsidentin Rosmarie Groux.
Geordnete Übergabe
Letzte Woche hat Elisabeth Graf Pannatier ihre Stelle in Rottenschwil angetreten. «Josef Fischer und das kleine Team der Geschäftsstelle haben mich sehr gut aufgenommen», sagt sie. «Ich fühle mich im Zieglerhaus schon sehr wohl.» Die nächsten drei Monate werden auf eine geordnete Übergabe des Wissens und der Kontakte – insbesondere zu den Landwirten im Reusstal – ausgerichtet sein.
Damit die Reusstaler Auen und Feuchtgebiete erhalten bleiben, braucht es steten Unterhalt, Information, Aufsicht – und zuweilen aufwendige Sanierungseingriffe. Auch darüber hinaus wird es in den kommenden Jahren an Herausforderungen nicht mangeln. Ein grosses Thema dürfte die Hochwasserproblematik werden. Im Interesse von Anwohnern und Landwirtschaft droht hier Naturschutzgebieten, als «Sollbruchstelle» fungieren zu müssen, als «Rückhaltebecken», in denen gezielt Überschwemmungen zugelassen werden. Dabei könnten sich Geschiebeeinträge gerade in Gebieten mit seltenen Pf lanzen verheerend auswirken, wie Rosmarie Groux festhält.
Nach 36 Jahren verabschiedet sich Josef Fischer Ende März in die Pension
Sie sei im Zieglerhaus sehr gut aufgenommen worden, sagt Elisabeth Graf Pannatier. Vor sechs Tagen trat sie ihre Stelle in Rottenschwil an. Wenn Josef Fischer Ende März pensioniert wird, übernimmt sie die Leitung.
Thomas Stöckli
«Hier zu arbeiten, ist ein Privileg und inspiriert», schreibt Josef Fischer, Geschäftsführer der Stiftung Reusstal, im aktuellen Gönnerbrief der Stiftung. Als er mit seiner jungen Familie 1988 nach Rottenschwil zog, um die Stelle anzutreten, kannte er die Gegend noch kaum. Nach seinem Biologiestudium hatte er für den Bund zwei Jahre lang Kartierungen der Vegetation durchgeführt, unter anderem auch für einige Tage im Reusstal.
Das Zieglerhaus war damals nicht nur sein Arbeits-, sondern auch Wohnort: Bis im Herbst 2005 habe die Dienstwohnung zur Anstellung gehört, blickt Fischer zurück. Ende März wird er nun pensioniert. Nach 36 Jahren unermüdlichem Einsatz für den Natur- und Landschaftsschutz im Reusstal, im Austausch mit den kantonalen Fachstellen, den Gemeinden und der Landwirtschaft.
Führungserfahrene Forscherin
Auf die Ankündigung seiner Pensionierung hat sich der Stiftungsrat bereits letztes Jahr mit seiner Nachfolge befasst und die Stelle im Herbst ausgeschrieben. «Es war uns wichtig, eine genügend lange Einarbeitungszeit für die Übergabe des Wissens und der Kontakte gewährleisten zu können», erklärt Stiftungsratspräsidentin Rosmarie Groux. Rund zehn Bewerbungen seien für die Stelle eingegangen. Nach einer Vorselektion durch Thomas Egloff hat sich der Wahlausschuss die Dossiers angeschaut und mehrere der Bewerberinnen und Bewerber zum Gespräch eingeladen.
Das Rennen machte schliesslich Elisabeth Graf Pannatier, Forscherin und im Stab der Direktion der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Sie bringt nicht nur eine sehr gute Ausbildung in Naturwissenschaften und im Management sowie Führungserfahrung mit, sondern ist darüber hinaus noch äusserst gut vernetzt», begründet Rosmarie Groux die Wahl. Als «sehr kommunikativ, sehr offen und mehrsprachig», beschreibt die Stiftungsratspräsidentin die neue Geschäftsleiterin.
Vielfältige Aufgabe
Nicht nur bewahren, sondern vorausgehen – das ist der Anspruch der Stiftung an sich selbst. Im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Siedlungs- und Erholungsdruck sowie Landwirtschaft ist diplomatisches Geschick gefragt. Es gilt immer wieder abzuwägen und sich für die Schutzgebiete einzusetzen, für Biodiversitätsflächen als Pufferzonen zur Landwirtschaft, gegen Stand-up-Paddles, um Brutvögel nicht zu stören. Da dürften sich die Kontakte zur WSL und zu den Kantonalen Fachstellen als hilfreich erweisen.
«Ich bin überzeugt, dass Elisabeth Graf Pannatier die Stiftung voranbringen wird», sagt Rosmarie Groux. «Mich haben die lokale Verankerung der Stiftung Reusstal und ihre regionale Wirkung, die Vielfalt der Aufgaben und der Dialog mit verschiedenen Kreisen gereizt», sagt Graf Pannatier ihrerseits. «Zudem ist es eine kleine Organisation in einer wunderschönen Umgebung.»
Zum Leistungsausweis von Josef Fischer gehören auch über 1650 Anlässe mit insgesamt rund 36 000 Teilnehmenden. «Ich habe immer wieder erfahren, dass naturkundliche Exkursionen Kinder wie Erwachsene faszinieren und berühren», verrät er. «Sie sind wohl eine der nachhaltigsten Investitionen für Akzeptanz und Unterstützung von Natur- und Landschaftsschutz in der Bevölkerung.» In diesem Bereich hat seine Nachfolgerin sicher noch Nachholbedarf. Sie habe aber klar zugesagt, dass sie sich in die Exkursionsleitung einarbeiten wolle, so Rosmarie Groux. Und nicht zuletzt soll auch das Zieglerhaus an Bedeutung zulegen.
Wie umgehen mit Hochwasser?
Während sich Josef Fischer noch in einem 50-Prozent-Mandat für die kantonale Sektion Natur und Landschaft engagiert, wird die Stiftung künftig alleine für den Lohn ihrer Geschäftsleiterin auf kommen. Für mehr Handlungsspielraum soll Graf Pannatier künftig ein Budget zur Verfügung haben. «Bisher müssen grössere Beträge noch im Stiftungsrat bewilligt werden», erklärt Rosmarie Groux. Im Sinne einer ausgeglichenen Rechnung wird es zudem darum gehen, neue Spenderinnen und Spender zu gewinnen. Hier seien die Beträge zuletzt rückläufig gewesen, so die Stiftungsratspräsidentin.
Ein grosses Thema wird in den kommenden Jahren die Hochwasserproblematik sein. Sie wird in den Kantonen Aargau, Luzern und Zug derzeit intensiv diskutiert. «Die grosse Frage ist hier, wo man Überschwemmungen zulassen will», bringt es Rosmarie Groux auf den Punkt. Für die Sorgen der Anwohner und der Landwirtschaft hat sie durchaus Verständnis. Was nicht heisst, dass man bei der Stiftung klein beigeben und Naturschutzgebiete fluten lassen will. Schliesslich können sich Geschiebeeinträge gerade in Gebieten mit wertvollen, seltenen Pflanzen ebenfalls verheerend auswirken.
Eine Herausforderung, die zunimmt, sind gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten. «Auf dem Mutschellen haben wir teilweise Möwen – man könnte meinen, man sei am Meer.» Derweil verbreiten sich invasive Neophyten wie Berufkraut und Goldrute auch im Reusstal. «Da gibt es Stimmen, die sagen, dass sich das nicht mehr aufhalten lässt», so Rosmarie Groux.
Abschiedsfest Ende April
An Herausforderungen mangelt es also nicht. Elisabeth Graf Pannatier hat ihre Stelle in Rottenschwil am 3. Januar angetreten. «Josef Fischer und das kleine Team der Geschäftsstelle haben mich sehr gut aufgenommen», sagt sie. «Ich fühle mich im Zieglerhaus schon sehr wohl.»
Ende März wird Josef Fischer pensioniert. So lange läuft der Übergabeprozess. Bis dann will seine Nachfolgerin die Arbeitsbereiche der Stiftung im Detail kennenlernen, die Partner der Stiftung treffen und die notwendigen Informationen erhalten, um die laufenden Projekte der Stiftung umsetzen zu können. «Darüber hinaus ist es mir wichtig, die Prioritäten des Stiftungsrats für die kommenden Jahre besser zu verstehen.» Ende April will die Stiftung ihren langjährigen Geschäftsführer dann mit einem Fest würdig verabschieden.