Stichentscheid und rote Köpfe
29.08.2023 Schwingen, SportDer Freiämter Schwingerboss Stefan Strebel erklärt, wieso es vor dem Unspunnen-Schlussgang emotional wurde
Die Entscheidung, wer nebst Samuel Giger in den Schlussgang einzieht, wurde heftig diskutiert. «Es wurde heiss im Raum», sagt der Freiämter ...
Der Freiämter Schwingerboss Stefan Strebel erklärt, wieso es vor dem Unspunnen-Schlussgang emotional wurde
Die Entscheidung, wer nebst Samuel Giger in den Schlussgang einzieht, wurde heftig diskutiert. «Es wurde heiss im Raum», sagt der Freiämter Schwingerboss Stefan Strebel, der am Ende mit einem Stichentscheid dafür sorgte, dass Adrian Walther und nicht Pirmin Reichmuth im Schlussgang ist.
Die Kritik an der Einteilung an einem Schwingfest gibt es wohl schon so lange, wie es den Schwingsport gibt. Am Donnerstag hat Stefan Strebel die Spitzenpaarungen des 1. Ganges live im Schweizer Fernsehen vollzogen und erklärt. Das sollte auch Transparenz und Verständnis schaffen. Und dennoch gab es Kritik, aber sie war leise. «Die Einteilungskritik gehört dazu. Es gibt immer verschiedene Meinungen», so Strebel.
«Es hat gebrodelt»
Doch es gibt auch Entscheide, bei denen man kaum sagen kann, ob sie falsch oder richtig sind. So beispielsweise beim Unspunnen-Schlussgang. Samuel Giger war in Topform und mit fünf Siegen gesetzt. Doch wer gegen ihn den Schlussgang bestreitet, wurde heftig diskutiert von den Einteilungsrichtern. «Es gab rote Köpfe. Es wurde emotional. Es hat gebrodelt und wurde heiss im Raum», sagt der Villmerger. Die fünf Einteilungsrichter (von jedem Teilverband ein Vertreter) entschieden sich mit 3:2 für Pirmin Reichmuth. Doch die Stimme von Stefan Strebel, Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes, war noch ausstehend. «Ich entschied mich für Walther.» 3:3. Der Stichentscheid musste her. Und diesen darf ebenfalls Strebel als höchster Schwinger der Schweiz fällen. So hatte der Freiämter eigentlich zwei Stimmen – und er wählte erneut Walther. «Es gab Argumente für Walther. Er hatte beispielsweise einen Eidgenossen mehr auf dem Notenblatt. Andererseits hat Reichmuth gegen zwei Topschwinger gewonnen, die das Fest prägten. Es war ein sehr schwieriger und sehr knapper Entscheid.»
Doch auch wenn heftig diskutiert wurde, so haben sich alle nach dem gefällten Entscheid die Hand gegeben. «Wie im Schwingen üblich», so Strebel. Und im Schlussgang gewinnt dann auch der beste Schwinger an diesem Tag. Samuel Giger bezwingt Walther nach etwas mehr als einer Minute. Er verdient sich diesen Erfolg mit sechs Siegen in sechs Gängen und bodigte dabei auch Saisondominator Fabian Staudenmann.
«Jetzt bin ich müde, aber glücklich»
Die 120 besten Schwinger des Landes sorgten für einen tollen Unspunnen-Schwinget. Der Saisonhöhepunkt vor 16 000 Fans und Tausenden Menschen vor den TV-Bildschirmen war sportlich top und hatte mit Samuel Giger einen verdienten Sieger. «Es waren lange Tage mit vielen Sitzungen. Jetzt bin ich müde – aber sehr zufrieden und glücklich. Abgesehen vom Wetter war es ein Topfest.»
Stefan Strebel hat auch eine Meinung zu den beiden Freiämter Schwingern am Unspunnen. «Einer stark, einer flach», sagt er. Andreas Döbeli habe gezeigt, wozu er fähig ist. «Vier Eidgenossen auf dem Notenblatt, davon konnte er zwei Mal gewinnen. Wenn man bedenkt, dass er erst aus einer Verletzung kommt, ist das richtig stark.» Zu Joel Strebel, der drei Niederlagen einzieht und am Ende auf Rang 16g landet, sagt der Schwingerboss: «Die ersten beiden Gänge hat er verpatzt, danach war er wohl ein wenig demotiviert. Ich verstehe das irgendwie, dass er dann nicht mehr ans Limit kam. Auch, weil es am Unspunnen keine Kränze zu gewinnen gibt und er schon früh weg vom Fenster war für eine absolute Topplatzierung. Das wird Joel nicht umhauen.»
Kilchberger. Unspunnen. Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest (ESAF). Das sind die drei grossen Kisten auf nationaler Schwingebene. Diese drei Höhepunkte hat Stefan Strebel nun als technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes je einmal hinter sich. Im nächsten Jahr gibt es erneut ein grosses Highlight. In Appenzell steigt im September das Jubiläumsschwingfest zum 125-jährigen Bestehen des ESV. «Ein absolut grosses Highlight, auf das ich mich jetzt schon freue», sagt Strebel, auf den nun etwas ruhigere Zeiten zukommen. Bis im nächsten Frühling die neue Schwingsaison losgeht. --spr