Stefan Sprenger, Redaktor.
Für Linke ist er die Inkarnation des Bösen. Bei der konservativen Seite steht er für Meinungsfreiheit. Der Mord polarisiert und beherrschte in den letzten Tagen die Medienwelt. Aber Hand aufs Herz: ...
Stefan Sprenger, Redaktor.
Für Linke ist er die Inkarnation des Bösen. Bei der konservativen Seite steht er für Meinungsfreiheit. Der Mord polarisiert und beherrschte in den letzten Tagen die Medienwelt. Aber Hand aufs Herz: Wussten Sie bis vor wenigen Tagen, wer Charlie Kirk ist? Also ich nicht. Er war ein rechtskonservativer Aktivist, Trump-Fan und Podcaster. Kirk wurde bei einer Veranstaltung erschossen. Ich will hier nicht über Kirk, Politik oder dieses Attentat sprechen – aber die Meldung hat mich erschaudern lassen. Tyler Robinson, der Todesschütze von Kirk, wurde in St. George verhaftet. Dort, wo er auch lebte. Die Stadt liegt im Süden von Utah, an der Grenze zu Arizona.
Und es ist ein Ort, an den ich nie wieder hinwill. 2019 übernachteten wir (meine Frau und ich) in St. George. Wir kannten die USA – aber nur die Küstenstädte. New Orleans, Los Angeles, Miami, San Francisco. Der Trip mit dem Mietwagen von Las Vegas nach Roswell ins Innere des Landes war etwas ganz anderes. Das wurde uns in St. George so richtig bewusst. Wir checkten ins Hotel ein. Die Menschen waren abweisend, irgendwie waren alle schlecht drauf. Im halbleeren Restaurant wurden wir weggewiesen. Wir gehören hier nicht hin, hiess es. Auch an der Hotelbar – als wir uns ein Bier bestellten – sagte man uns, wir sollen doch lieber aufs Zimmer gehen und morgen schnellstmöglich in die Nationalparks weiterziehen. Es sei besser so. Als Touristen, als Auswärtige, als Europäer war man hier nicht willkommen.
Ein rauchender Mann mit Kaffe in der Hand erklärte uns vor dem Hotel, dass wir in einer Mormonen-Gegend gelandet sind. Einerseits die Stadt an sich: Denn in St. George steht der älteste Tempel der «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage». Andererseits sind wir ins «Marriott»-Hotel eingecheckt. Die Hotelkette wurde von einem strenggläubigen Mormonen gegründet und hinterlegt in den Zimmern nicht nur die Bibel, sondern auch das Buch «Mormon». Die christliche Glaubensgemeinschaft, die weltweit 15 Millionen Anhänger hat (8000 in der Schweiz) hat einige – nennen wir es mal spannende – Regeln. Diese Dinge sind zum Beispiel strengstens verboten: Alkohol, Zigaretten, Tee, Kaffee und Sex vor der Ehe. Jetzt weiss ich immerhin, wieso sie schlecht drauf waren. Und ich habe entschieden: Ich will nie mehr nach St. George.