Sie will laut sein
24.11.2023 Fussball, SportFussball und Podcast
Laura Vogt aus Bremgarten startet ihre Fussballkarriere auf der Bärenmatt, spielt später beim FC Zürich, GC und dem FC Aarau. 2020 wechselt die Torhüterin in die USA. An der «University of the Cumberlands» spielt und ...
Fussball und Podcast
Laura Vogt aus Bremgarten startet ihre Fussballkarriere auf der Bärenmatt, spielt später beim FC Zürich, GC und dem FC Aarau. 2020 wechselt die Torhüterin in die USA. An der «University of the Cumberlands» spielt und studiert sie. In wenigen Wochen hat sie den Master in der Tasche und kehrt zurück in die Schweiz. Sie erzählt über ihre eindrücklichen Erlebnisse – und wieso sie einen Podcast gestartet hat. --spr
Die Bremgarterin Laura Vogt ist Profifussballerin in den USA und auch neben dem Sportplatz aktiv
Aus dem Freiamt nach Kentucky. Laura Vogt studiert an der Universität und spielt für das Fussballteam der «Cumberland Patriots». Die Torhüterin will den Sport zum Beruf machen und Profi werden. Doch das ist finanziell schwierig. In ihrem Podcast macht sie genau dies zum Thema.
Stefan Sprenger
Sie muss laut sein. Ihre Abwehr braucht Anweisungen. Laura Vogt, mit 1,60 m eine kleine Torhüterin, hat andere Stärken als die Grösse. Vogt dirigiert, hat starke Reflexe und hat ein richtig gutes Auge. Ihre Abfangquote bei Flankenbällen ist darum höher als diejenige von grösseren Goalie-Kolleginnen. Ihr Talent ist unbestritten.
Beim FC Bremgarten beginnt ihr Weg
Auf der Bärenmatt beim FC Bremgarten hat alles angefangen. Ihre Mutter trainierte dort den Nachwuchs, der ältere Bruder spielte bei den Junioren. Und Laura Vogt beginnt schon früh, spielt mit fünf Jahren beim kleinsten Nachwuchs, wechselt als 9-Jährige ins Tor.
Ihr Talent bleibt nicht im Verborgenen. Vogt wird entdeckt und gefördert. Mit 12 Jahren wechselt sie in den Nachwuchs des FC Zürich und hat später noch eine Doppellizenz mit den Frauen des FC Bremgarten in der 2. Liga. Mit 16 Jahren wechselt sie zu den Grasshoppers Zürich in die U19, wird 2016 Schweizer Meisterin im Nachwuchs und spielt später bei den Frauen des FC Aarau in der 1. Mannschaft. Eines Tages wird sie von Talentsuchern einer Vermittlungsagentur angesprochen. «Sie fragten, ob ich interessiert wäre, in Amerika zu studieren und Fussball zu spielen», erklärt sie. Und ja, das war sie. Sehr sogar. «Ich wollte immer Profifussballerin werden», sagt Vogt. Den Sport mit einem Studium zu verbinden, war ein Jackpot für sie.
Erfolgreiches Studium, praktisch gratis
2020 wechselt sie in die USA. An der «University of the Cumberlands» studiert sie mit Erfolg. Bachelor im Mai 2023 und in wenigen Wochen hat sie den Master in der Tasche. Sie studiert, spielt und lebt in Williamsburg im Bundesstaat Kentucky. Neben Studium und täglichem Fussballtraining arbeitet sie im Campusrestaurant. «Ich habe keinen Verdienst wegen des Fussballs. Aber es ist ein Vollstipendium, ich muss praktisch nichts für die Ausbildung bezahlen», sagt Vogt.
Der Lohn im Profisport der Frauen, es ist ein Thema, das Laura Vogt schon lange beschäftigt. «Ich weiss es aus der höchsten Liga der Schweiz. Man verdient praktisch nichts. Es ist unmöglich, vom Fussball zu leben», so Vogt. Ein Beispiel ist Alayah Pilgrim aus Muri, die offen kommuniziert, dass sie mit ihrem Auftritt in den sozialen Medien mehr verdient als mit dem Profifussball (sie spielt beim Schweizer Meister FC Zürich und im Nationalteam). Laura Vogt möchte dies thematisieren. «Frauen müssen oftmals neben ihrer sportlichen Tätigkeit als Profi nebenbei arbeiten, das fördert auch mentale Probleme wie beispielsweise Burnout.»
«Beitrag leisten, dass dies besser wird»
Vogt hat diesen Sommer ihren eigenen Podcast zum Thema «Gender-Pay-Gap im Sport» (Unterschiede des Verdienstes zwischen Mann und Frau) begonnen. Die ersten fünf Folgen sind auf der Plattform Spotify verfügbar. Vogt interviewt dabei andere Profisportlerinnen, beispielsweise eine schwedische Eishockeyspielerin in der höchsten Liga. «Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass dies in Zukunft besser wird und dass Frauen, die auf höchstem Niveau Sport betreiben, nebenbei nicht noch einen Job ausüben müssen, sondern sich voll und ganz ihrer Leidenschaft widmen können.»
Sie kehrt zurück nach Europa und will Profi sein
Sie selbst darf grösstenteils vom Fussball leben, dank dem Stipendium in den USA. Im Dezember wird sie Kentucky und die Universität verlassen und zurückkehren in die Schweiz. «In Bremgarten ist meine Familie, meine Freunde, ich liebe die Altstadt und die Reuss», freut sie sich auf die Rückkehr in ihre Heimat. Lange bleibt sie nicht. Die 23-Jährige will ihre Profikarriere lancieren und irgendwo in Europa spielen. «Wo genau, ist noch nicht klar», sagt sie.
Ihr Vorbild ist Yann Sommer. Auch er ist eher ein kleiner Torhüter, auch er brilliert mit starken Reflexen und mit seinen Fähigkeiten, seine Vorderleute lauthals zu dirigieren. Vogt will laut sein, ob zwischen den Pfosten oder in ihrem Podcast. Passend heisst auch ihr Podcast «Wir müssen laut sein».
Der Podcast «We need to be laud» (Laud in Anlehnung an ihren amerikanischen Spitznamen «Lau») ist abrufbar auf
Spotify.