«Sie gehört zu den Besten»
19.09.2023 Villmergen, Region UnterfreiamtDie Feuerwehr Rietenberg absolviert erfolgreich ihre Hauptübung
Unter dem Motto «Feuer, Rauch, Rettungen, TLF und Brand» hat die Feuerwehr Rietenberg zur Hauptübung eingeladen. Hautnah konnten die rund 250 interessierten Bürger und ...
Die Feuerwehr Rietenberg absolviert erfolgreich ihre Hauptübung
Unter dem Motto «Feuer, Rauch, Rettungen, TLF und Brand» hat die Feuerwehr Rietenberg zur Hauptübung eingeladen. Hautnah konnten die rund 250 interessierten Bürger und Bürgerinnen das Können der Einsatzkräfte bei simulierten Notfällen in der Oberzelgstrasse 16 erleben und beobachten.
Britta Müller
Ein Mann steht auf einer ausgefahrenen Hebebühne und arbeitet an der Spitze des Dachgiebels. Er hämmert, klopft und er flucht dazu. Es scheint nicht so zu funktionieren, wie er sich seine Arbeiten vorgestellt hat. Dann fällt auch noch sein Hammer herunter und er hantiert wutschnaubend nur noch mit einem Stemmeisen. Da ihm wohl die Kraft ausgeht, klettert er schimpfend auf das Schutzgitter der Hebebühne. Wie sollte es auch anders kommen: Vor lauter Wut und Unkonzentriertheit verletzt er sich. Blutüberströmt rutscht er auf den Boden der Hebebühne und ruft nach Hilfe, die auch von einem Kollegen, der sich am Boden befindet, sogleich über den Notruf 118 herbeigerufen wird.
Berufliche Vielfalt eine Stärke
Von der Ferne hört man Martinshörner, und ein Einsatzwagen der Feuerwehr aus Rietenberg eilt heran. Als Erstes springt ein Einsatzleiter zur Notfallstelle. Er versucht in Sekundenschnelle die Situation zu erfassen, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, damit entschieden werden kann, welche Massnahmen in diesem Fall hilfreich sind. Jetzt muss die Absturzsicherungsgruppe zum Einsatz kommen. Während über das Dach zwei Einsatzkräfte zum Verletzten klettern, lenken Kollegen am Boden den Verletzten ab. «Es tut so weh», schreit der Verletzte – blutüberströmt geschminkt zeigt er sein ganzes schauspielerisches Talent, denn alles ist Gott sei Dank nur eine Übung. In dieser Situation müssen die Einsatzkräfte mit allen Reaktionen rechnen, da kann auch mal Panik bei den Betroffenen entstehen und sie müssen entsprechend souverän und mit klarem Kopf darauf reagieren. In diesem Fall fühlt der Verletzte sich in guter Obhut, beruhigt sich schnell, wird sicher auf den Boden abgeseilt und dort von den wartenden Sanitätern versorgt.
Gleich darauf ist aus Musikboxen ein gewaltiges Donnern sowie ein lauter Knall zu hören. Moderator Thomas Kuhn erklärt den rund 250 Zuschauern, dass das Wetter jederzeit umschlagen kann und ein Unwetter naht. Der Blitz schlägt ein und der Sturm reisst von einem grossen Walnussbaum einen grossen Ast auf die Strasse. Schnell zeigen die Einsatzkräfte, in welch kurzer Zeit sie diesen mit Motorsägen zerkleinern, damit die Strasse wieder frei für den Verkehr ist und niemand deswegen zu Schaden kommen kann. «Innerhalb der Feuerwehr kommen die beruflichen Stärken des Einzelnen zum Einsatz», erklärt Kuhn, «in diesem Fall sind es Förster, die bei uns in der Feuerwehr ihr Handwerk beherrschen und als Profi genau wissen, wie die Holzfällarbeiten schnell und professionell vollzogen werden müssen.»
62 Einsätze
Selbstverständlich wurde auch ein Einsatz mit Feuer gezeigt. Ein Fahrzeug steht abgestellt auf der Strasse und brennt. Eine Löschdecke – ausgeliehen von der Feuerwehr in Wohlen – zogen vier Feuerwehreinsatzkräfte kurzerhand über das Fahrzeug. «Es braucht kein Wasser und geht schnell, aber bei Sturm funktioniert dies leider nicht und fürs Überziehen benötigt es Platz», erklärt Thomas Kuhn über sein Mikrofon die Vor- und Nachteile einer Löschdecke.
Auch wird ein Hausbrand mit anschliessendem Übergriff der Flammen auf den durch den heissen Sommer ausgetrockneten Garten simuliert, der schnell mit Wasser gelöscht wird. Am Ende, wenn alles erledigt ist, heisst es von der Einsatzleitung durch die Funkgeräte «Übungsabbruch». «Heute ist alles gut verlaufen», sagt Kommandant Andreas Köchli zufrieden. Neben der Hauptübung zollt er in seiner Ansprache an die Zuschauer allen Einsatzkräften Respekt und Dank. «Vielen ist nicht bewusst, dass wir alle einem normalen Beruf nachgehen», erklärt Köchli wie viel Leidenschaft, aber auch Einsatzbereitschaft dieses Engagement bei der Feuerwehr benötigt. «Bis zur Hauptübung hatten wir 62 Einsätze von Brandereignissen über Wasserschäden und Ölwehr bis hin zu Verkehrsregelungen bei Verkehrsunfällen.» Dazu kommen Kurse, die sie besuchen, sowie jede Menge Übungen, die durchgeführt werden, damit im Ernstfall auch jeder Griff sitzt und jede Entscheidung schnell getroffen werden kann. Die Feuerwehr Rietenberg betreut seit 25 Jahren das Gemeindegebiet von Villmergen mit den Dorfteilen Ballygebiet, Hilfikon und Dintikon. Insgesamt umfasst die Feuerwehr Rietenberg 103 Angehörige der Feuerwehr (AdF), davon 13 Offiziere, 16 Gruppenführer, 34 Atemschutzgeräteträger, 35 Maschinisten, 17 Verkehrsleute und 10 Sanitäter. Am heutigen Tag verabschiedet Kommandant Andreas Köchli 6 AdF. Der jüngste war 7 Jahre im Sanitätsdienst, die beiden ältesten über 23 Jahre. Darunter Oberleutnant Heinz Meyer, Chef vom Atemschutz: Er hat in seiner Laufbahn 48 Kurstage belegt, über 800 Übungen durchgeführt und rund 350 Einsätze erlebt. Es erfolgte grosser Applaus für ihn, aber auch für alle Einsatzkräfte, die all die spannenden Übungen in der sengenden Sonne tapfer in ihrer vollen Montur bestritten.
Lob vom Gemeinderat
Unter den Gratulanten zum Vereinsjubiläum steht auch Gemeinderatsmitglied René Schmidli. Er ist sichtlich beeindruckt und lobt mit seiner Ansprache das Können und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr. Ihm ist bewusst, dass der wirkliche Einsatz nicht nur wie bei dieser Hauptübung viel Schlagkraft und Einsatzbereitschaft verlangt. Fälle wie beim tragischen Einsatz im Januar in Villmergen hat die Einsatzkräfte nicht nur physisch, sondern auch mental gefordert. «Ihr habt das zusammen als Team durchgestanden, euch vorbildlich gegenseitig unterstützt – mein tiefster Dank gilt euch.» Er ergänzt: «Unsere Feuerwehr gehört zu den Besten», und meint damit, dass die Feuerwehr Rietenberg bei der alle fünf Jahre stattfindenden AGV-Hauptfeuerwehrinspektion ein sehr vorbildliches Bild abgegeben habe. Noch liegt die Verfügung nicht schriftlich vor, aber er nimmt vorweg, dass die Feuerwehr Rietenberg eine Grössenklasse aufsteigen wird. Die Kommission wird sich damit auseinandersetzen und wieder informieren.