«Sensibilisierung ist wichtig»
25.08.2023 Region Bremgarten, Region Wohlen, Region Oberfreiamt, Region UnterfreiamtMobbing beschäftigt auch die Polizei Wohlen – Leiter Jugendpolizei Daniel Gygax erzählt vom Umgang mit dem Thema
Claudio Gygax arbeitet seit 35 Jahren bei der Polizei, seit 30 Jahren zusätzlich in der Funktion als Verkehrsinstruktor. Seit sechs Jahren ...
Mobbing beschäftigt auch die Polizei Wohlen – Leiter Jugendpolizei Daniel Gygax erzählt vom Umgang mit dem Thema
Claudio Gygax arbeitet seit 35 Jahren bei der Polizei, seit 30 Jahren zusätzlich in der Funktion als Verkehrsinstruktor. Seit sechs Jahren ist er bei der Regionalpolizei Wohlen als Leiter Verkehrsinstruktion und Jugendpolizei im Einsatz und damit auch mit dem Thema «Mobbing» konfrontiert.
Walter Minder
«Für die Tätigkeit als Jugendsachbearbeiter muss man einen Kurs zum Thema ‹Jugend und Gewalt› besuchen», erzählt Claudio Gygax. «Im Kurs werden einem die Grundlagen für die präventive und repressive Sachbearbeitung im Bereich der Jugenddelinquenz und auch über die Rolle von Opfer und Täter vermittelt.» Mit dem Beginn des Schuljahres ist der Leiter Verkehrsinstruktion und Jugendpolizei bei der Repol Wohlen sehr stark in der Verkehrsschulung engagiert, gilt es doch beispielsweise über 40 Kindergartenklassen aus den Gemeinden Büttikon, Dintikon, Dottikon, Hägglingen, Uezwil, Villmergen, Waltenschwil und Wohlen in Sachen korrektes Verhalten im Strassenverkehr zu unterrichten.
Spürbare Häufung an Meldungen
Auch bei ihm hat das Thema «Mobbing» an Bedeutung gewonnen. Eine Häufung an entsprechenden Meldungen durch besorgte Eltern sei am Schuljahresende und während den Wintermonaten spürbar. Er betont aber, dass nicht alle Meldungen tatsächlich mit Mobbing zu tun haben, oft liegen die Probleme von Kindern anderswo, vielleicht sogar in der eigenen Familie. Trifft aber eine begründete Meldung ein, wird die Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit aktiviert, die sich präventiv mit Mobbing befasst und auch entsprechende Informationsanlässe organisiert. Zudem ist Claudio Gygax in den Wintermonaten immer wieder in Oberstufen-Schulklassen im Einsatz mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler in Sachen Gewalt, Cybermobbing, Klassenchats mit zum Teil pornografischen Fotos oder Vandalismus und Sachbeschädigungen zu sensibilisieren.
Social Media erleichtern Mobbing
Kinder und Jugendliche ab Schulalter besitzen heute fast ausnahmslos ein Handy, mit dem sie Zugang haben zu Plattformen und Apps wie Tiktok, Snapchat, Whatsapp und anderen mehr. Claudio Gygax: «Vielen Jugendlichen ist es langweilig, andere sind neidisch auf einen Schulkameraden oder wollen ihr Machtgehabe gegenüber einer Schülerin ausleben. Weil sie die Technik beispielsweise für das Erstellen eines Fakeprofils beherrschen und es ihnen so gelingt, eine Gruppe Gleichgesinnter zu bilden, wird die Zielperson von allen Seiten beschossen und blossgestellt.» Auslöser kann zum Beispiel auch sein, wenn es Streit um das Benutzen des gleichen Schulweges geht. Und oft wird der Konflikt auf dem Pausenplatz, dem Schulweg oder gar auf dem Fussballplatz ausgelebt.
Für Claudio Gygax kommt beim Thema «Mobbing» den Eltern eine sehr wichtige Aufgabe zu. Sie müssen einerseits ihre Kinder aufmerksam beobachten, ob sich diese aggressiver verhalten, sich abzuschotten beginnen, plötzlich Schlafprobleme haben oder unter körperlichen Beschwerden leiden. Und wenn der Satz fällt «Ich mag nicht mehr zur Schule gehen», ist Handeln angesagt. Dann ist das offene Gespräch auf Augenhöhe zwingend und auch ein Elterngespräch mit der zuständigen Lehrperson oder dem Jugendsportleiter im Verein angesagt. Und auch die Kontaktaufnahme mit der Schulsozialarbeit kann Türen öffnen.
Eltern müssen Bescheid wissen
Für akute Problemsituationen kann man sich zudem bei den Telefonnummern 143 (Die Dargebotene Hand) oder 147 (Pro Juventute) melden und sich beraten lassen. Und wichtig ist auch, dass Kinder motiviert werden, offen mit den Eltern über ihre Probleme zu reden. «Und noch ein Tipp für Eltern: Kontrollieren Sie regelmässig das Handy Ihres Kindes auf verdächtige Inhalte, setzen Sie Tageslimiten, löschen Sie unwillkommene Apps und sorgen Sie zusammen mit dem Telefonanbieter dafür, dass diese nicht mehr geladen werden können!» Zum Abschluss des Gespräches wiederholt Claudio Gygax ein ihm wichtiges Anliegen: «Nicht alles, was auf den ersten Blick nach Mobbing aussieht und so heisst, ist es auch tatsächlich. Wichtig ist, die Kinder zu spüren, sie ernst zu nehmen und mit ihnen offen über das Thema zu reden.»