Rennsport voll am Limit
14.05.2024 KelleramtBenzin im Blut
Die Rennfahrer-Familie Trottmann gibt Gas
Zusammen bringen sie es schon auf neun Schweizer-Meister-Titel: Mit Tochter Melanie prägt Bruno Trottmann aus Rottenschwil den Modellrennsport.
Seit 40 Jahren sind ...
Benzin im Blut
Die Rennfahrer-Familie Trottmann gibt Gas
Zusammen bringen sie es schon auf neun Schweizer-Meister-Titel: Mit Tochter Melanie prägt Bruno Trottmann aus Rottenschwil den Modellrennsport.
Seit 40 Jahren sind Modellflitzer die grosse Leidenschaft von Bruno Trottmann. Diesen Sommer steht in Lostallo im bündnerischen Misox die Heim-EM auf dem Programm. Da wird der Rottenschwiler mit dabei sein. Seine grössten Erfolge hat er offroad gefeiert, etwa als er vor zwei Jahren EM-Bronze nur um einen Rang verpasste.
Onroad ist Trottmann erst seit zwei Jahren unterwegs. Entsprechend hege er auch keine Siegesambitionen: «Es geht mir ums Zusammensein mit den Leuten, den Austausch, die Atmosphäre», wie er betont. Und doch: wenn die 23-Kubikzentimeter-Motoren aufheulen und der Geruch nach Benzinabgasen in der Luft hängt, wird ihn das Rennfieber packen. Schliesslich hat die Familie Benzin im Blut. --tst
Die Familie Trottmann aus Rottenschwil lebt ihre Leidenschaft für schnelle Autos an der Fernbedienung aus
Seit 40 Jahren ist der Modellrennsport die grosse Leidenschaft von Bruno Trottmann. Diesen Sommer steht in Lostallo, im bündnerischen Misox an der Grenze zum Tessin, die Heim-EM auf dem Programm.
Thomas Stöckli
Es riecht nach Motorenöl im Bastelkeller an der Alten Werdstrasse 3 in Rottenschwil. Wo früher Käse reifte und danach sein Vater professionell an Velos und Motorrädern schraubte, betreibt Bruno Trottmann mittlerweile seinen Rennstall. Und das erfolgreich, wie die Pokalsammlung im Verkaufslokal nebenan beweist. «Meine Tochter ist stärker, das muss ich leider zugeben», stellt er gleich zu Beginn klar. Wobei in seiner Aussage der Stolz des Vaters mitschwingt. Gemessen an den Schweizer Meistertiteln hat sie mit sechs zu drei schon deutlich die Nase vorn. Im internationalen Vergleich steht er mit seinem vierten EM-Rang vor zwei Jahren noch etwas besser da.
Hobby und Nebenberuf
Bald 40 Jahre ist es her, dass der gelernte Automechaniker den Modellrennsport für sich entdeckt hat. In der Familienzeit steckte er vorübergehend etwas zurück. Bis seine Kinder selbst ins Alter kamen, ihre Begeisterung am Rennsport zu entdecken. Und 2011 machte Trottmann das Hobby zum Nebenberuf. Seither vertreibt er als offizieller Schweizer Importeur von MCD Racing diese Marke und jede Menge Zubehör. «Hauptsächlich an Rennveranstaltungen, aber auch online», wie er sagt. Mittlerweile setzt in der Schweizer Offroad-Meisterschaft die Hälfte der Piloten auf seine Marke, onroad kommt er auf rund ein Drittel, unter ihnen auch Co-Favorit Daniel Wicki, Schweizer Meister im Jahr 2022.
Die Begeisterung für den Rennsport beschränkt sich bei Bruno Trottmann nicht auf die Modellboliden: «Ich hätte schon auch Lust, selbst in einen Rennwagen zu steigen», sagt er. Mit rund 3500 bis 4500 Franken sind die Modellautos in der Anschaffung allerdings deutlich günstiger. Der Platz an der Fernbedienung bringt zudem durchaus Vorteile mit sich. Der naheliegendste: Der Pilot gerät auch mit waghalsigen Manövern nicht selbst in Gefahr. Was die Arbeit in der Werkstatt anbelangt, ist der Spielraum vergleichbar, von den Reifen über die Aufhängegeometrie und Dämpfung bis hin zu Motortuning und Übersetzung. Es bieten sich sogar mehr Möglichkeiten als bei den «Grossen». «Im Modellrennsport kann man voll ans Limit gehen. Da darf sich ein Wagen auch mal überschlagen. Man kann alles wieder reparieren.»
Wechsel auf die Strasse
Das Tüfteln und Optimieren an den kleinen Flitzern begeistert den Routinier nach wie vor sichtlich. Wobei «klein» relativ ist: Es sind die Offroad-Grossmodelle, die es der Familie angetan haben. «Offroad verändert sich die Strecke von Runde zu Runde. Es geht also darum, sich immer wieder anpassen zu können», erklärt Trottmann die Faszination. Unter diesen Bedingungen konstant starke Rundenzeiten hinlegen, das ist denn auch die grosse Stärke von Tochter Melanie. Ihre Zuverlässigkeit und Konstanz bringt die 29-Jährige im Familienteam als Buchhalterin mit ein.
Bruno Trottman selbst ist seit zwei Jahren zusätzlich in der Onroad-Szene dabei. «Da gibt es deutlich weniger Staub und Dreck», sagt er und lacht. Dafür gilt es auf der Strasse präziser zu lenken, der Motorenleistung und der Abstimmung des Fahrwerks kommt eine grössere Bedeutung zu: «Bis auf den Grip durch den Reifenabrieb ändert sich an der Strecke während eines Rennlaufs nicht viel.» Dem Motorentuning sind verbrauchsseitig Grenzen gesetzt: Sieben Deziliter müssen reichen, um das 23 Kubikmeter-Aggregat für 30 Minuten Rennzeit anzutreiben.
Luxus von Bett und Dusche
Diesen Sommer steht in Lostallo, im bündnerischen Misox an der Grenze zum Tessin, die Heim-EM auf dem Programm. Bruno Trottmann wird dort ebenfalls am Start sein. «Ohne Siegesambitionen», wie er betont: «Es geht mir ums Zusammensein mit den Leuten, den Austausch, die Atmosphäre.» Wenn die Motoren mit 80 db aufheulen und die Benzinabgase in der Luft hängen, fühlt er sich so richtig in seinem Element. Dafür ist er auch gerne bereit, eine Woche Ferien zu «opfern», denn: «Wenn ich eine Woche an der Rennstrecke bin, ist das für mich wie zwei Wochen Ferien.»
Entsprechend reisen Trottmanns nicht wie die meisten anderen im Camper an und übernachten auf der Rennstrecke, sondern gönnen sich jeweils den Luxus, im Hotel zu logieren: «Meinem Vater ist es wichtig, am Abend eine Dusche zu haben und auch ein bequemes Bett», begründet Melanie Trottmann.