Reise durch die Elementarphysik
30.04.2024 Region Bremgarten, KüntenAn seiner Künten Session «Elements» war der Musikverein einmal mehr in seinem Element
Es war ein lustvoller, gut getakteter multimedialer Streifzug durch die vier Elemente, was der Musikverein Künten an seiner «Künten Session 2024» ...
An seiner Künten Session «Elements» war der Musikverein einmal mehr in seinem Element
Es war ein lustvoller, gut getakteter multimedialer Streifzug durch die vier Elemente, was der Musikverein Künten an seiner «Künten Session 2024» präsentierte. Neue, junge Elemente waren mit dabei.
Albert Schumacher
Wie gewohnt hatte der Musikverein mit «Elements» (Erde, Wasser, Luft, Feuer) ein dankbares Thema gewählt, um seine Qualitäten breitgefächert und unterhaltsam zu präsentieren. Diesmal gab man der LED-Videowand als Kulisse eine noch bedeutendere Rolle als in vergangenen Jahren. Einige Stücke wurden mit passenden Videos statt mit blossen Standbildern illustriert, was die Stimmung bis in die hinterste Ecke der Halle trug. Manchmal entstand fast eine ESC (Eurovision Song Contest)-Atmosphäre, namentlich bei Loreens «Tattoo» – Siegerin am ESC 2023.
Schwungvolle Einleitung zum Spektakel war das Thema aus dem Fliegerfilm «633 Squadron», das einen gleich in den Abend abheben und durchstarten liess. Stefan Märki in Hochform war diesmal Dirigent, Motivator und geistreicher Moderator in einem. Er kommentierte live das Video vom Papageientaucher in der Luft, auf und unter Wasser, als plötzlich ein U-Boot auftauchte. Es erklang «Crimson Tide» von Hans Zimmer aus dem Spielfilm von 1995, der eben auf einem U-Boot spielt. Es ist ein geheimnisvoll sphärisches Wasserstück, mit einem feinen Kornettsolo als Intro, untermalt von liegenden, zeitweise an das James-Bond-Motiv erinnernden Akkordfolgen. Das Grundthema wiederholt sich als Variation in verschiedenen Registern, dezent begleitet vom Schlagzeug, sinkt in der Tonlage – gefühlt wie in der Meerestiefe – gegen Schluss hin weiter ab.
Das Wasser kam aber auch von oben, wie in Pete Grahams «Rainforest», stimmig eingeleitet durch das Rieseln eines mannshohen Regenrohrs. Regnen tat es auch im nächsten Stück, aber diesmal fielen – vor allem zum Ergötzen des weiblichen Publikums – lauter Männer vom Himmel: «It’s raining men» (Es regnet Männer) von den Weather Girls erzeugte tosenden Applaus.
Motivierter Einsatz
Dies lag an der gelungenen Interpretation und neun jungen Menschen – drei Bläsern und sechs an der Perkussion, welche als frische Elemente das Ensemble bereicherten. Einer von ihnen war der 4.-Klässler Orfeo am Es-Horn, der von seinem Musiklehrer Bastien Rieser zu diesem Einsatz motiviert wurde. Sein Lieblingsstück war eindeutig «Great Balls of Fire» von Jerry Lee Lewis, wo auch das Rock-’n’-Roll-Liebesfeuer aufflammte.
Nochmals in die Luft – fein untermalt vom Video eines fliegenden Seeadlers – führte «Where Eagles Sing» von Paul Lovatt-Cooper, spieltechnisch eine echte Knacknuss. Märki erwähnte zum Hintergrund: «Der Komponist besuchte in Florida eine Vogelstation, wo Weisskopfseeadler gepflegt und ausgewildert werden. Diese Inspiration verleitete ihn dazu, möglichst viele Noten in ganz kurzer Zeit zu notieren. Das erzeugt unendlich schnelle Passagen. Seine Inspiration bringt uns nun zur Transpiration», scherzte schweisstriefend der Direktor.
Tolles Schlagzeugsolo von Jasmin Meier
Noch ein zweites Werk aus einer Suite von Pete Graham wurde aufgeführt: «Earth Walk», eine groovige Mischung aus Funk und Mambo, beste Unterhaltung, bei der das Publikum vom Maestro zum Mitklatschen animiert wurde.
Höhepunkt war das brillante Schlagzeugsolo samt packendem Ritardando von Jasmin Meier, die ihre «Küche» voll im Griff hatte. Beim Stück «Malojawind» – einem lüpfigen Schottisch aus der Volksmusik zur Abwechslung – löffelte die junge Sulzerin dann auch mit Peter Staubli rhythmisch um die Wette.
«Achtung Hai, alle sofort aus dem Wasser!», ertönten plötzlich der Warnruf und die Signalpfeife des Baywatchers vor dem gespenstisch ruhigen Hintergrund einer blanken Meeresoberfläche. Ein riesiger, aber liebenswürdiger Plastikhaifisch strandete dann auf der Bühne und verlangte vom Direktor bloss ein «liebes» Musikstück. Der Wunsch wurde ihm gewährt. «Baby Shark» arrangiert von Jay Bocook.
Zufriedener Präsident, zufriedene Gäste
Auch das Thema aus dem Tanzfilm «Flashdance» durfte nicht fehlen, ergänzt von «No Roots» von Alice Merton. Die Stimmung wurde durch Musik und Videos angeheizt; Applaus brandete auf, eine Zugabe wurde gefordert. «Das freut uns natürlich», schwindelte Märki nudelfertig ins Mikrofon. Die Zugabe war ein Stück aus dem Musical «Hairspray». «Habe ich bisher nicht gekannt», meinte Märki lapidar und strich sich demonstrativ über seine schweissperlende Kopfhaut, das Schmunzeln und Gelächter im Publikum geradezu erheischend. «Man kann nicht alles kennen!», quittierte er trocken.
Die Künten Session 2024 sah begeisterte Gäste und Musiker sowie einen zufriedenen Präsidenten. Die Tombolaverkäufer waren aller Sorgen ledig, sämtliche Lose weg. Auch die Gastronomie erlebte regen Zuspruch und erntete viele Komplimente. Die nächste Künten Session ist bereits terminiert: 25./26. April 2025.