Quer durch die Heldenwelt
28.03.2023 Boswil, Region OberfreiamtDie Musikgesellschaft Boswil begeisterte das Publikum mit Helden und Legenden
Die Heldin, dank der die Schweiz den Euro Vision Song Contest gewann. Lieder, die an Olympischen Spielen zelebriert wurden. Oder der «Hoch Beromünster Marsch» des einstigen ...
Die Musikgesellschaft Boswil begeisterte das Publikum mit Helden und Legenden
Die Heldin, dank der die Schweiz den Euro Vision Song Contest gewann. Lieder, die an Olympischen Spielen zelebriert wurden. Oder der «Hoch Beromünster Marsch» des einstigen Lokalhelden Heinrich Mäder – es war ein abwechslungsreiches Programm, das die Musikgesellschaft bot. Und der heimliche Star war der, der zwischen den Songs auftrat.
Annemarie Keusch
Ob im Wilden Westen, vor einem Azteken-Tempel bei «Indiana Jones» oder in die Märchenwelt von Rapunzel. Die Musikgesellschaft Boswil entführte ihr begeistertes Publikum an ganz viele unterschiedlich Orte. Heldinnen und Helden oder Legenden trafen sie überall an. Etwa bei «Crazy little things called love» von Freddie Mercury. Dieses habe der Ausnahmekönner innerhalb von zehn Minuten in der Badewanne komponiert. «Denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie unproduktiv in der Badewanne liegen», kommentierte Röbi Schöpfer. Mit solchen Sprüchen sorgte er zwischen den Liedern immer wieder für Lacher. Und auch dafür, dass der Applaus für ihn am Ende des Jahreskonzertes sehr laut und anhaltend war.
Schöpfer versetzte das Publikum in die Gemütslage, die es für die einzelnen Lieder brauchte. Er sprach von guten Drinks und heissen Rhythmen, wenn die Musikantinnen und Musikanten «Latin Legends» zum Besten gaben. Oder er wähnte die Zuhörerinnen und Zuhörer im Wilden Westen, Auge in Auge mit dem Duellpartner, bei brütender Hitze, auf offener Strasse. «Moment for Morricone», ein Medley von Ennio Morricone, dem Inbegriff der Duellmusik folgte. Und das Publikum wurde als Bond-Girls und Geheimagenten angesprochen, bevor die Musikgesellschaft «Golden Eye» präsentierte. Für Röbi Schöpfer ist klar: «Musik macht alles besser. Sie kann zu Höchstleistungen beflügeln, aber einen emotional auch zu Boden werfen. Sie soll das Kopfkino anregen, damit zu den Tönen Bilder entstehen.»
Werk eines gebürtigen Boswilers
Bilder, wie etwa von Céline Dion, als sie für die Schweiz mit «Ne partez pas sans moi» den Eurovision Song Contest gewann. Oder Bilder aus dem Märchen Rapunzel, das die Musikgesellschaft in vier Teilen präsentierte. Die Oboe beleuchtete zwischenzeitlich die Trauer und die Einsamkeit der eingesperrten jungen Frau, euphorisch wurde es später mit der Trompete. Denn wie es sich für ein Märchen gehört: Es kam zum Happy End.
Abwechslungsreich, vielfältig, quer durch ganz viele Genres und auch Zeitepochen – das Jahreskonzert der Musikgesellschaft Boswil begeisterte das Publikum. Dirigent Felix Müller schaffte es, ein Programm zusammenzustellen, das gefiel, das für alle etwas enthielt und das vor allem nie langweilig war. Zwischen den sportlichen Hits wie «Summon the Heroes», dem Eröffnungslied der Olympischen Spiele 1996, oder dem «Sportpalast Polka» mischte sich auch ein klassischer Marsch. Und doch ist der «Hoch Beromünster Marsch» für die Boswiler «Musig» etwas Spezielles. Komponiert hat ihn Heinrich Mäder, 1892 in Boswil geboren und als «Örgeli-Heiri» bekannt und einst Dirigent der Musikgesellschaft. Felix Müller war es, der dieses Werk aus den Tiefen der Archive holt. Weil der Marsch für eine reine Blechbesetzung komponiert war, schrieb der jetzige Dirigent auch noch eine neue Version für die Harmoniebesetzung.
Helden in den eigenen Reihen
Heldinnen und Helden verortete die Musikgesellschaft aber nicht nur in Filmen, bei Komponisten oder in der Geschichte, sondern in den eigenen Reihen. Etwa in der Person von Rosmarie Zeltner, die seit 20 Jahren musiziert, oder von Pius Keusch, der seit 25 Jahren dabei ist und zum kantonalen Veteranen ernannt wird. Und auch der Dirigent sei ein Held, ist Präsident Hans Hildbrand überzeugt: «Dass das Musikalische passt, ist dir wichtig, genauso aber, dass es kameradschaftlich stimmt», meinte Hildbrand. Und er verriet, dass Müller beim gemütlichen Teil nach der Probe oft der Letzte sei, der nach Hause geht. Und nicht zuletzt bestehe natürlich das Publikum aus Helden. «Dass ihr hierher gekommen seid, ist eine Heldentat», meinte Hildbrand.
Eine, die mit zwei Zugaben belohnt wurde. Der persönliche Bezug durfte auch dabei nicht fehlen. «Mit 66 Jahren» von Udo Jürgens feierten sie den Geburtstag des Mitglieds Othmar Müller, der diesen gestern feierte. Das gleiche Alter erreicht auch Dirigent Felix Müller im Mai. Gefeiert wurden beide schon im Voraus – und das in einer sehr gut gefüllten Turnhalle mit begeistertem Publikum.