«Qualitativ weiter wachsen»
08.08.2023 WohlenInterview mit Johannes Muntwyler, Direktor des Circus Monti, nach der Premiere
Auch wenn er nicht mehr selber in der Manege auftritt, bleibt Johannes Muntwyler dem Zirkus eng verbunden. Er ist glücklich über das neue Programm. Und schaut sehr positiv in die ...
Interview mit Johannes Muntwyler, Direktor des Circus Monti, nach der Premiere
Auch wenn er nicht mehr selber in der Manege auftritt, bleibt Johannes Muntwyler dem Zirkus eng verbunden. Er ist glücklich über das neue Programm. Und schaut sehr positiv in die Zukunft.
Chregi Hansen
Das Gastspiel in Wohlen ist beendet. Welche Bilanz können Sie ziehen?
Johannes Muntwyler: Das Wochenende war äusserst positiv. Alle vier Vorführungen waren ausverkauft, das gab es noch nie in Wohlen. Wir sind einfach nur glücklich.
Was sind die Gründe für diesen Erfolg?
Das ist immer schwer zu sagen. Da tragen viele Faktoren dazu bei. Wir hatten vor der Premiere etwas Angst, dass der frühe Termin mitten in den Ferien auf die Zuschauerzahlen drücken könnte. Nun war es genau umgekehrt. Vielleicht hat die allgemeine Ferienstimmung oder das Wetter Lust auf den Besuch der Vorstellung gemacht. An der Qualität des Programms kann es nur bedingt liegen, denn da braucht es immer einige Zeit, bis es sich herumspricht.
Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten nach dem Gastspiel in Wohlen?
Nur positive, die Begeisterung ist riesig. Die Leute haben Freude an diesem Programm. Es ist farbig, lustig, die Artisten sind spürbar und spulen nicht einfach ihre Nummern ab. Man nimmt ihnen ab, dass sie gerne hier sind und ihr Können zeigen.
Und Sie selber: Wie zufrieden sind Sie mit dem Programm?
Es gefällt mir sehr gut. Das Programm enthält alles, was das Publikum vom Circus Monti erwartet. Viel Spannung, aber auch ruhige Momente. Und es wird viel gelacht. Die Handschrift von Cécile Steck und Didi Sommer ist deutlich erkennbar.
War es ein bewusster Entscheid, nach dem eher ruhigen Programm im letzten Jahr jetzt mehr Komik hineinzubringen?
Nein, überhaupt nicht. Das hat sich einfach so ergeben. Es ist zwar unser Ziel, die Leute immer wieder neu zu überraschen. Aber wir wollen nicht bewusst etwas ganz anderes machen als im Vorjahr, diese Vorgaben gibt es nicht. Es hängt eben auch davon ab, wer die Regie übernimmt und welche Artisten wir dabeihaben. Da spielt manchmal auch das Glück eine Rolle. So wie beim Engagement von Antonin Wicky als Clown. Ihn wollten wir schon früher engagieren. Diesmal hat es geklappt. Und für dieses Programm ist er die perfekte Besetzung. Ein Glücksgriff quasi.
Wie schwierig ist es, jedes Jahr wieder neue Artisten in Ihren Zirkus zu locken?
Der Aufwand ist riesig, da müssen ganz viele Faktoren zusammenpassen. Wir wollen nicht einfach Artisten engagieren, bei uns müssen sie sich mehr einbringen. Zu einem Team werden, Es gibt solche, die mögen das. Und solche, die wollen nur ihre Nummern zeigen und nachher im Wohnwagen verschwinden. Zum Glück gibt es immer mehr junge Artisten, die unsere Form von Zirkus mögen. Und gerne dabei sind.
Sie selber gehören nicht mehr zum Artistenteam. Vermissen Sie die Manege nicht?
Nein, für mich stimmt es, wie es ist. Ich bin lange genug in ganz verschiedenen Disziplinen und in verschiedenen Programmen aufgetreten. Und ich habe nie gesagt, dass ich gar nie mehr in die Manege will. Wenn eine gute Idee da ist, kann ich mir eine Rückkehr durchaus vorstellen. Aber ich muss das nicht forcieren. Als Direktor bin ich zum Glück immer noch dabei auf der Tour. Bin in Kontakt mit dem Team und dem Publikum. Und freue mich über die vielen Besucher und Besucherinnen, die uns jedes Jahr von Neuem unterstützen. Diese Kontakte schätze ich sehr.
Nächstes Jahr geht der Monti auf seine 40. Tournee. Ist etwas Besonderes geplant?
Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Jubiläum. So lange so erfolgreich unterwegs zu sein, das ist alles andere als selbstverständlich. Das wollen und dürfen wir in irgendeiner Form feiern. Erste Gedanken machen wir uns schon jetzt, aber die konkrete Planung läuft erst später. Eines ist aber jetzt schon klar: Wir werden nicht einfach alles anders machen und das ganze Programm dem Jubiläum unterordnen, sondern kontinuierlich weiterarbeiten in der gewohnten Art. Schliesslich wollen wir auch nach dem Jubiläum erfolgreich sein.
Sie selber können nächstes Jahr Ihren 60.Geburtstag feiern. Gibt es schon Überlegungen, die Leitung abzugeben?
Der Übergang zur nächsten Generation erfolgt fliessend und ist bereits in Gang. Und ich bin extrem froh und stolz, dass meine drei Söhne bereit sind, in meine Fussstapfen zu treten. Die Übergabe erfolgt nicht von einem Tag auf den anderen. Es ist auch nicht ein fixes Datum festgelegt. Ich bin gerne noch dabei und gehe sehr gerne mit auf Tour. Ich werde also noch einige Zeit am Eingang stehen und das Publikum begrüssen (lacht). Wichtig ist, dass die Leute spüren und wissen, dass es weitergeht.
Und welche Pläne hat der Circus Monti für die weitere Zukunft?
Mit den vier Standbeinen Zirkus, Variété, Kulturtage und Zeltvermietung sind wir gut aufgestellt. Die Vorbereitungen auf das Variété laufen auf Hochtouren, der Vorverkauf läuft extrem gut, darauf sind wir stolz. Das Programm der Kulturtage ist auch schon mehrheitlich fixiert und wird nächsten Monat kommuniziert.
Und etwas Neues wagen?
Das ist aktuell nicht unser Ziel. Ich glaube auch nicht, dass das zielführend wäre. Uns ist es wichtiger, dem, was wir haben, Sorge zu tragen. Wir wollen qualitativ wachsen und nicht quantitativ. Das Unternehmen ist so, wie es sich heute präsentiert, herausfordernd genug. Von daher ist es schon eine tolle Leistung, wenn wir in allen vier Bereichen unser hohes Niveau halten können. Natürlich freuen wir uns, wenn wir noch mehr Zuschauer erreichen können. Aber genauso wichtig ist es, dass diejenigen, die kommen, zufrieden nach Hause gehen. Wir wollen dem Publikum ein gutes Erlebnis bieten. Mit dem neuen Zelt und der neuen Tribüne haben wir das sicher erreicht. Das Interesse am Monti ist in den letzten Jahren ganz klar gestiegen.