Prominenz der Seeräuber
28.04.2023 Bettwil, Region OberfreiamtDas Comedytheater «Besch Pirat?» sorgt für viel Begeisterung
Die Piraten sollen die Touristen nach Castaway Cay locken. Nur sind es eben keine richtigen Seeräuber, sondern gescheiterte Schauspieler. So zumindest meint es Rupert Disney, der die Insel ...
Das Comedytheater «Besch Pirat?» sorgt für viel Begeisterung
Die Piraten sollen die Touristen nach Castaway Cay locken. Nur sind es eben keine richtigen Seeräuber, sondern gescheiterte Schauspieler. So zumindest meint es Rupert Disney, der die Insel vermarkten will. Dabei hat er es mit der Prominenz aller Weltmeere zu tun. Das «Volleytheater Bettmuh» gefällt durch sein Anderssein.
Annemarie Keusch
Es sind solche Szenen, die das Publikum nur so zum Grölen bringen. Zwei Piraten blicken aufs Meer hinaus – auf das Meer, das zuhinterst in der Bettwiler Mehrzweckhalle auf eine Leinwand projiziert wird. Sie sprechen über Vögel. «Vögel sind jene, die in eine Turnhalle gaffen und so tun, als würden sie am Strand liegen», sagt der eine zum anderen. «Das ist wirklich eine Turnhalle? Aber eine kleine», antwortet der andere. «Aber eine, auf die das ganze Dorf stolz ist.» Oder einer meint mit einer völlig neuartigen Idee bei den Touristen punkten zu können. «Kleine Boote, auf denen sie pedalen müssen, damit es vorwärtsgeht.» – «Einen solchen Quatsch macht sicher niemand.» Und einer fragt, wer eigentlich dieser Bartli sei und wo er Most hole.
Immer wieder machen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler des «Volleytheaters Bettmuh» lustig darüber, was längst Realität ist. Sie springen von der Insel in der Karibik um 1700 zurück in die Mehrzweckhalle von Bettwil. Vor allem aber nehmen sie das Publikum an fünf Abenden mit auf eine lustige, vielseitige und überraschende Reise. Eine Reise auf die Insel Castaway Cay, die vom Piratismus befreit wurde. Was die neue Gouverneurin Elaine Marley (Nadine Koch) und ihren neuen Freund, den englischen Geschäftsmann Rupert Disney (Marc Taeschler), freut. Was andere, wie die Wirtin der Scumm-Bar Carla (Irma Meier), ihr Handlanger mit Hamburger Dialekt, Klaus Störtebeker (Rosmarie Meili), oder den Händler Stan (Mathias Thalmann), aber vielmehr bedauern. «Keine Piraten, kein Umsatz», ist ihre Meinung.
Alles für den Tourismus
Aber eben, die Gouverneurin und ihr Freund haben andere Pläne, wollen aus der Insel eine Touristenattraktion machen. «Mit Piratenflair, aber ohne Piraten.» Er meint dafür arbeitslose Schauspieler engagiert zu haben und ist entzückt, wie stark diese ihre Rolle spielen, als plötzlich ganz viel Leben auf der beschaulichen Insel einkehrt. Unabhängig davon, wer die Neuen sind, macht ihnen Barbetreiberin Carla eine Ansage, als sich die Säbel zweier Piraten kreuzen: «Hier drin wird gesoffen, gef lucht und ab und zu geknutscht, mehr nicht.»
Captain Morgan mit Walliser Dialekt
Und geflucht wird tatsächlich oft und kreativ. Vom «Fasnachtspiraten» bis zum «Hördöpfelchäfer» ist alles dabei. Schliesslich landen aus diversen Gründen die bösesten der bösen Seeräuber auf Castaway Cay – alles Piraten, die es wirklich gab oder um die sich Legenden ranken. Henry Morgan (Ady Meili) mit seinem Walliser Dialekt, der am liebsten Rum probiert. «Warum ich so spreche? Im Skript steht es so geschrieben.» Als ein anderer Pirat meint, dass dies bestimmt Waliser heisse, entgegnet er trocken: «Jetzt habe ich es schon so geübt.» Charles Vane (Marco Gsell) mit seiner lauten Stimme, der unter Frankophobie leidet und Angst vor Franzosen hat. Das ist schlecht vereinbar mit Olivier Le Vasseur (Marco Meili), der in französischem Akzent spricht, eigentlich steinreich ist, aber nicht mehr weiss, wo er den Schatz versteckt hat. Auf der Insel landen auch Jack Rackham (Roland Isliker), der sich eigentlich viel mehr für Mode interessiert als für Piraterie, und auch Mary Reed (Nova Ungricht) und Anne Bonny (Stefanie Schaub) schlichen sich aufs Piratenboot. Obwohl laut Piratenkodex klar ist: «Frauen an Bord bringen nur Pech und Streit.» Sir Francis Drake (Pascal Widmer) ist ein weiterer der Bösen. Wie es seinen Stimmbändern nach fünf Aufführungen, in denen er nur schreit, geht, überlegt sich wohl manch ein Besucher nach dem Theater. Und am Schluss kommt auch noch der ganz Böse, Edward Teach (Rogerio Ferrao). Die ganze Seeräuberprominenz ist versammelt.
Schatzkarte, die keiner versteht
Eine Schatzkarte, die niemand lesen kann. Ein englischer Geschäftsmann, der nur an sich und seine Interessen denkt. Ein Händler, der nur will, dass die Piraten auf der Insel bleiben. «Besch Pirat?» ist anders, überraschend, vielseitig und macht einfach Spass.